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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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mehr in dieser Art eingemischt, Schwester.«
    Und die Kraft der Erde antwortete ihm.
    »Doch habe ich es getan Bruder. Bedauerst du es?«
    »Es ist geschehen«, summten die Blätter des Waldes und das Rauschen der See.
    »Es ist nur ein Kind und ein Mensch dazu.«
    Und die Wolken verhüllten den Glanz der Sterne vor Bedauern und die Welt atmete Trauer.
    »Sie ist Mensch, aber sie ist mein fleischgewordener Wille.«
    »Ja, denn auch der andere ist ein Mensch und wird seine Macht schon bald entfalten.«
    »So billigst du mein Tun, Bruder?«, flüsterte sie und die Hoffnung tränkte ihre Stimme mit Lieblichkeit und sein eigenes Blut sprach süß zu ihm darin.
    »Du hast dich gegen die Menschen entschieden, vor langer Zeit.« Noch immer klang der Gott streng. »Sie nennen dich meine dunkle Schwester.«
    »Und doch soll Licht werden aus meinem Handeln, denn sie benennen viele Dinge, die sie nicht verstehen.«
    »Sie hat ein eigenes Schicksal und wird selbst entscheiden, denn es ist ihr freier Wille.«
    »Sie wird entscheiden und es wird gut sein.«
    »Nicht nur Gutes.«
    »Nein. Nicht nur Gutes. Wann wäre das je so gewesen, Bruder?«
    »Niemals, Schwester. Niemals.«
    Zum Zeichen seiner Milde ließ er einen einzelnen Stern am schwarzen Himmel leuchten und sie nahm die Geste an.
    »Noch ein Verstoß gegen den Willen des Wirkers wird dir nicht gestattet sein.«
    »Ich weiß, Bruder. Ich liebe dich.«
    »Ich weiß«, sagte der Gott und es klang sanft und nunmehr ohne Strenge. »Willst du dich fügen?«
    »Kann ich es denn?«, hauchte sie und der Gott schwieg, und es blieb ruhig in dieser Nacht.

 Zweiter Teil

»Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie allgemeines Gesetz werde.«

    Immanuel Kant, deutscher Philosoph der Aufklärung
    *
    »Wie aber sollte die menschliche Seele sich entwickeln, in diesen wenigen Jahren der orientierungslosen Suche, der Fehler und Irrtümer?«

    Luthien von Lichtmark, 1. Fürst der Elfen
    *

Ein seltener Besuch
    I n Thule begann der Tag geruhsam und zeigte sich offenbar nicht gewillt, in seinem weiteren Verlauf noch etwas Besonderes zu bieten. Das war den Männern der Schlosswache auch ganz recht so, denn die kommenden Tage und Wochen des Middaags würden ihnen genug Anstrengungen abverlangen. So standen sie in den letzten wärmenden Strahlen der spätsommerlichen Sonne, nutzten die Schäfte ihrer Hellebarden zur Stütze und lehnten in einer ebenso passablen wie kräfteschonenden Haltung an den Sandsteinstreben des zweiten Tores.
    Der Elf, oder Elb, wie die Zwerge sagten, erschien aus dem Nichts. Zumindest kam es den Schlosswachen Dornruhes so vor und sie hoben die Waffen. Einen Moment lang blinzelte er in die aufgehende Sonne, dann richteten sich seine pupillenlosen, blauen Augen auf die Wächter. Mit einer leichten Bewegung des Kopfes grüßte er, trat zwei Schritte vor und hielt ihnen eine siegelverzierte Schriftrolle hin.
    »Dies ist ein Beglaubigungsschreiben Ihrer Exzellenz, Legatin Raissa Klingensturm. Ich bin in ihrem Auftrag hier, um den Menschenkönig Keleb Feuerbart zu sprechen.«
    Zaghaft griff eine der Wachen nach dem Dokument, aber es war in elfischer Sprache verfasst. Unbestreitbar jedoch prangte das Siegel der Legaten auf dem Schriftstück und die Befehle diesbezüglich waren klar. Mit einer tiefen Verbeugung grüßten nun auch die Wächter Dornruhes und jener, der die Schriftrolle hielt, wandte sich an den Elfen. »Willkommen in Thule, Herr. Wenn Ihr mir bitte folgen wollt.« Ein weiteres Nicken des Elfen bedeutete der Wache, voranzugehen und nach nur kurzer Zeit waren sie vor den Gemächern des Königs angelangt.
    Eine beachtliche Menge hatte sich unverlangt angeschlossen, obwohl die Wache bemüht gewesen war, auf unbelebten Wegen zu des Königs Räumen zu gelangen. Aber die Nachricht vom Auftauchen eines Elfen hatte sich in Windeseile verbreitet und wohl niemals würden sich die Menschen an den Anblick, den ein Angehöriger dieses geheimnisvollen Volkes bot, gewöhnen. Zudem war es seit langer Zeit das erste Mal, dass ein männlicher Elf die Mauern Dornruhes betrat und das versetzte besonders die Hofdamen in hellste Aufregung. Munteres Zwitschern und Tuscheln, helles Kichern und tiefe Seufzer hallten da von den steinernen Wänden wieder, und als die Wache die behandschuhte Faust hob, um an die Tür zu klopfen, wurde diese bereits von innen geöffnet, ein ungehaltener König Keleb streckte den Kopf heraus. Mit nur einem Blick hatte er

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