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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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denn die Witterung der Grenzgemarkung ist zu dieser Zeit schon etwas unelfisch.«
    Noch einmal verneigte sich der Elf. »Danke für Eure Sorge. Ich bin für diesen Fall gerüstet.« Sprach es, erstarrte ertappt für einen Moment und verriet sich dadurch gründlich. Dann schloss sich die schwere Tür schnell und geräuschlos hinter ihm und Keleb konnte das Salutieren der Wachen hören. Er hätte schwören können, dass Luthien kurz die Farbe gewechselt hatte. Geist und Herz die Waage? Vielleicht war es so, doch im Moment zog es Keleb vor, aus vollem Herzen zu lachen. Es gibt Schlechteres, als mit einem Schuss ins Blaue einen vieltausend Jahre alten Elfenfürsten aufs Kreuz zu legen.
    Die Grenzgemarkung also war es! Jener unwirtliche Streifen zwischen Gau Bresswang und Tessloher Mark. Dort draußen fochten vielleicht ein Neunzigjähriger und ein kleines Kind einen Kampf, denn Raissa würde Luthien nicht entsenden, wenn kein dringender Handlungsbedarf bestünde. Nachdenklich schritt Keleb zurück zu Krug und Becher und zu dem darin befindlichen thulischen Rotwein, der ihm womöglich gute Dienste bei seinem Manöver geleistet hatte. Letzten Endes werdet Ihr richtig entscheiden, denn Ihr seid der König Eures Volkes. So hatte Luthien gesprochen und seine Worte waren denen eines jungen Mannes und Ameisenforschers, den er in jüngster Vergangenheit befragt hatte, sehr ähnlich. Ihr seid König. Zu entscheiden ist Euer Vorrecht als auch Eure Pflicht. Das waren die Worte des jungen Godfrey gewesen und verdammt noch mal, der alte Egwynn konnte wirklich stolz sein auf einen Sohn, der die gleichen Ratschläge erteilte wie der höchste der Elfenfürsten. Aber was war die richtige Entscheidung? Auf Wenduul hören? Auf seinen Kopf? Sein Herz? Wenn er tat, was es ihn zu tun drängte – würde er womöglich der dräuenden Gefahr Vorschub leisten? Was soll ich tun, Vater? Was ratet Ihr mir, Egwynn? Und wo, verdammt noch mal, steckt Ihr, Wenduul?
    Mit einem Zug leerte Keleb den Becher, goss nach und trank ihn aus. In schneller Folge trank er und er tat es ohne Genuss und entschlossen. Nach dem fünften Becher hob er den Krug an, trank ihn zur Neige und schmetterte ihn an die Wand. Dann setzte er sich still hin, legte die Beine auf den Tisch und lauschte in sich. Ungeduldig, grimmigen Gesichts, wartete er darauf, dass der schwere Rotwein Wirkung zeigte, seinen Kopf lähmte und seinem Herzen damit den Sieg brächte. Aber Keleb Feuerbart war ein Mann von kräftiger Statur und Wein und Bier gewohnt. Zum ersten Male allerdings störte ihn das nun beträchtlich, denn die gewünschte berauschende und befreiende Wirkung wollte sich nicht einstellen. Mit Energie stemmte er sich aus dem Sessel, griff nach der Zeichnung und eilte aus dem Zimmer.
    Mit dem Schritt des Kriegers und wenig höfisch, durchquerte Keleb Gänge und Hallen der Schlossburg, und wo man ihn nahen sah, beeilte man sich, außer Sicht zu gelangen, denn das gerötete Gesicht des Königs versprach Unheil. Im Zentrum der Burganlage angelangt, winkte er zwei Wachen zu sich und begann, fackelbewehrt, den Abstieg in die steinernen Eingeweide Dornruhes. Dort unten befanden sich die Archive Thules und der Kurator der Schriften, Meister Helembertus, staunte dem König entgegen, als jener in die Gewölbe stürmte.
    Schier aus dem Kopf aber quollen ihm die Augen, als er gewahr wurde, dass der König beabsichtigte, höchstselbst die alten Dokumente und Schriftrollen zu durchforsten. »Majestät! Vermag ich Euch irgendwie dienlich zu sein?«, stotterte der Mann aufgeregt und versuchte gleichzeitig, sich irgendwie schützend zwischen die Regale, die seine Schätze bargen, und den Tatendrang des Königs zu stellen.
    »Möglich«, blaffte Keleb und wies die Wachen an, die Fackeln höher und ruhig zu halten, um stetes Licht zu geben.
    »Habt Ihr das schon einmal gesehen?«, fragte er und hielt dem Kurator die Zeichnung Luthiens unter die Nase.
    »Ein Kreuz mit Haken versehen. Eine Swastika. Eine sehr saubere Arbeit von kundiger Hand. Tusche? Tinte? Seht nur wie fein die Ränder verlaufen. Darf ich fragen, wer ...«, sinnierte Helembertus in der Art der Gelehrten nachdenklich, verstummte aber sofort, als er den Ausdruck in des Königs Gesicht bemerkte.
    Der schritt auch sofort zur Tat. Mit einem Schlag landete ein Stapel ledergebundener Folianten auf einem der roh gezimmerten Tische und Keleb begann, wahllos darin zu blättern. Helembertus aber riss die Hände zum Himmel und wahrscheinlich

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