Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)
werden die Elfen sich dieser Sache annehmen. Wenn es an der Zeit dafür ist.«
»Das kann dauern. Ich vermag mich zu erinnern, dass bei meinem Vater Zusagen eingelöst wurden, die bereits meinem Großvater geschuldet waren«, hielt der Feuerbart dagegen.
»Letztlich geschah es aber und Ihr könnt schwerlich meinem Volk die Kurzlebigkeit der Menschen zum Vorwurf machen.«
Ohne eine Miene zu verziehen, betrachtete Keleb den Elf. Es fiel ihm schwer, zu akzeptieren, dass jener gut aussehende, schlank gewachsene Mann, dessen ganze Haltung jugendliche Kraft und Geschmeidigkeit ausdrückte, schon dem ersten König von Thule seine Aufwartung gemacht hatte. Damals war Thule kaum mehr als ein Fischerdorf gewesen und die Menschen der Auslöschung nahe, denn die Orks hatten es so beschlossen und es bedurfte der ganzen kunstfertigen Diplomatie der Elfen und der zusätzlichen Fürsprache der Zwerge, um sie umzustimmen. Und doch war es zum Krieg gekommen, wenn auch viele hundert Jahre später, denn das Volk der Menschen wuchs schnell und beanspruchte immer mehr Lebensraum im Osten der Grenzgebiete nahe der Orklande. Auf dem Höhepunkt der grausamen Schlachten, die mehr an Leben verschlangen, als die Mütter ihren Völkern schenken konnten, hatte Araas sich gezeigt; und er hatte die Grenzen gezogen, die noch heute galten. Und er hatte die Legaten ernannt, die seitdem über den Frieden der Völker wachten.
»Kein Vorwurf, mein lieber Luthien, kein Vorwurf. Nur eine Feststellung.«
»Eine vorwurfsvolle Feststellung.«
»Wenn Ihr darauf besteht. Was bringt die Prinzessin dazu, gegen den Willen ihrer Schwester zu handeln?« Der Fürst lächelte milde bei seiner Antwort. »Ihr meint, abgesehen von dem Wunsch, einem kleinen Mädchen in schwieriger Lage zu helfen?« Keleb runzelte ob des leichten Tadels die Stirn, und der Elf lachte auf. »Das müsstet Ihr die Prinzessin schon selbst fragen, aber wenn Ihr mit meiner Einschätzung zufrieden seid, will ich sie Euch gerne geben.«
»Eine Einschätzung, die von Euch stammt, ist bestimmt wert, gehört zu werden.« »Ich danke Euch für das Kompliment und werde mich darum bemühen, so genau wie möglich zu schätzen«, sagte der Elf kokett, und fuhr dann ernst fort. »Die Prinzessin teilt die Auffassung ihrer Schwester, den Geschehnissen ihren Lauf zu lassen, nur bedingt. Das Mädchen wird die Entscheidung bringen, aber es steht nicht fest, für welche Seite. So ungezügelt ihre Magie ist, so ist es auch ihr Wesen und sie ist nicht an das Licht gebunden. Sie ist Mensch und doch kam sie in diese Welt ohne Vater und Mutter. Der freie Wille der Menschen erweist sich als ein zweischneidiges Geschenk und so mag dies Segen oder Fluch bedeuten. Das Ansinnen meiner Prinzessin wird es sein, dem Mädchen Gutes angedeihen zu lassen, um sie in unsere Richtung zu beeinflussen. Aber das ist nur meine Meinung, König der Menschen.«
Sinnend strich sich Keleb den flammenden Bart und ließ den Elfen nicht aus den Augen. »Das Mädchen wird die Entscheidung bringen ...«, murmelte er, um dann lauter fortzufahren: »In welcher Schlacht? Gegen welchen Gegner? Wer ist der Feind und was sind seine Absichten?«
Der Mund des Elfen lächelte, aber seine Augen hatten einen dunkelroten Ton angenommen. »Es ist noch in der Zukunft verborgen und ständig ändert sich diese. Der Geistgreifer kann es bereits spüren und auch die Elfen haben ihre Ahnungen. Das Mädchen aber träumt es, doch sie ist Kind und versteht es nicht, zu deuten.«
Keleb entfuhr ein langer Seufzer, dann packte er seinen Sessel, rückte ihn mit einem Ruck näher an den des Elfen und lehnte sich zu dem überrascht Schauenden hinüber. »Bitte sagt mir, mein edler Freund, wie muss ich meine Frage formulieren, um eine Antwort zu erhalten, mit der ich etwas anfangen kann?«
Kurz blinzelten die nun wieder blassblauen Augen irritiert, dann gewann das Lächeln die Oberhand in der Mimik des Fürsten. »König Keleb, ich weiß um Eure Lage und ich beneide Euch nicht darum. Ihr seid in schwierigster Situation Eurer Ratgeber beraubt und ich vermag Euch nicht der zu sein, der ich sein möchte. Eines vielleicht: Königin Arissa träumte es von einem Zeichen und Ihre Majestät ist der Überzeugung, dass dieser Traum von Araas selbst stammt.«
Das mochte die erste Fährte sein! Araas pflegte durch die Jahrtausende Umgang mit den Elfen, und wenn Arissa der Meinung ist, den Traum eines Gottes zu träumen, kann man dem einige Bedeutung zumessen. Gespannt
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