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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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klang jene, schroff, kantig und roh. Nicht wie der Borkenländer Dialekt, den Ariane so herrlich guttural sprach: weich, melodiös, und voller Klang. Brandgeruch stieg in ihre Nase. Völlig andersartig als der Duft des frischgebackenen Brotes. Entsetzlich beißend. Schweiß, alter Schweiß, die Ausdünstungen ungewaschener Leiber, die schwere Arbeit verrichten. Mors roch so, wenn er aus den Wäldern kam und Ariane sah ihn dann mit einem Blick an, der ihn widerstandslos in den Waschzuber steigen ließ, wo sie ihn mit viel Seife und noch mehr Ausdauer abschrubbte, bis eine Schmutzschicht auf dem Wasser schwamm, wie Fettaugen auf einer guten Suppe.
    Dann kamen die Bilder. Bilder, die sie nie vergessen würde . Schreiend, so hatte es Ariane ihr erzählt, war sie durch die Menge gerannt und niemand vermochte sie zu bändigen. Die eiserne Tür des Ofens flog auf, von der Wucht des Flammenmeers dahinter fast aus den Scharnieren gerissen. Wild leckte Feuer durch das Backhaus, die Menschen stoben auseinander und es war ein Wunder, dass niemand zu Schaden kam. Risse bildeten sich im Mauerwerk des Ofens, dahinter eine Glut, die die Teiglinge in schwarze Kohle verwandelte. Denn in ihrem Traum waren es keine Laibe, sondern die Leiber von Menschen.
    Menschen verbrennen in diesem Ofen zu Asche. In einer langen Reihe von Öfen, deren eiserne Türen sich öffnen und schließen, um ihre grausigen Ladungen aufzunehmen. Das Feuer hat keine Mühe, das wenige Fleisch von den ausgemergelten Elendsgestalten zu lecken. Knochen, die sich unter gelblicher Haut spitz abzeichnen, leblose Augen, tief eingesunken in Schädeln, glotzend. Abgemagerte Glieder baumeln beim Tragen, rutschen von Bahren, schleifen über den Boden, verdreht, verwinkelt, grotesk. Dazwischen Männer, die Leiber wie Holzscheite stapeln. Und noch etwas war da, aber es entzog sich ihrer Sicht, obwohl es dick und zäh wie herbstlicher Morgennebel zwischen allem hing, es gleichsam verband und seinem Willen unterwarf: Angst!
    Als sie wieder zu Sinnen kam, war von dem Njörndaaler Backhaus nur eine rauchende Ruine übrig und ein paar Brocken geborstener Stein von dem großen Ofen. Ungläubig, zu Tode erschrocken, erhoben sich die Dorfbewohner im Schock und noch, Araas sei Dank, nicht in der Lage, klar zu denken, noch zu fassen, was geschehen war. Bevor sich die Leute sammeln konnten und das Unweigerliche eintreten würde, nämlich in dem Kind die Schuldige zu sehen, war Ariane über ihr, packte sie und trug sie fort.
    Das Kind aber schwieg, denn sein Traum lastete schwer auf ihm und zudem hatte sie einen Ausdruck in Arianes Gesicht bemerkt, der sie noch mehr schreckte als ein Backofen, der Menschen schluckt. Sie hatte Angst in den Zügen der Köhlerin erkannt. Sogar hier, sogar bei ihr. Wenn nun aber selbst Ariane Angst vor ihr hatte? Die tapfere, starke Ariane, die sie gegen den wütenden, dummen Müller verteidigte. Und was würde Mors denken? Was gar, wenn die anderen alle Recht hatten und sie tatsächlich eine Unglücksbringerin wäre? So dachte das Kind und solcherlei Gedanken sind trübe Gedanken, zumal wenn man erst wenige Jahre zählt und allein im Wald gefunden wurde. Dass sie nichts Böses tun wollte, wusste niemand besser als sie selbst. Was aber, wenn da etwas Böses in ihr drin diese … Dinge tat? Vielleicht sogar an den Träumen schuld war ? Vielleicht war sie deswegen alleine im Wald gewesen. Und vielleicht musste sie einfach wieder dorthin zurück. Viel zu viel Vielleicht für eine kleine Seele und viel zu viel Macht für ein Kind, das sie nicht beherrschte. So wartete sie noch einen Moment, dort unter der Fensterbank auf ihrem Fluchtplatz, bis der sorgsame Blick Mors´ wieder nach ihr suchte und tapfer gelang es ihr, jenen offen zu erwidern und sogar ein wenig zu lächeln. Nur kurz schaute er zu ihr, kniff ein Auge zu und wandte sich wieder zu den Frauen. So sah er nicht, wie sich die ihren mit Tränen füllten.
    Mors aber durchrieselte wieder jenes warme Gefühl, das er schon bei ihrem ersten Zusammentreffen erfahren hatte. Er würde töten für dieses Kind und er würde für es sterben. Er hätte nicht zu erklären vermocht, warum das so war, es war einfach so und das reichte Mors. So war es vom ersten Augenblick an gewesen. Und so würde es immer sein, wenn es nach ihm ginge. Sehen denn diese Strohköpfe nicht, welches Wunder da vor ihren Augen geschieht? Verstehen sie nicht, dass es einen Grund geben muss? Vielleicht waren Ariane und er letztlich nur zu

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