Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
ihr einen Zettel und sagte: »Auf die angegebenen Konten überwiesen, die ganzen fünf Millionen, wie im Vertrag vereinbart.«
Sie nahm den Zettel in die Hand und überflog ihn.
»Ich nehme an, du hast von Burbanks Tod gehört«, sagte Bradford.
Munroe nickte und sagte, ohne den Blick von dem Zahlungsbeleg zu nehmen: »Logan hat’s mir erzählt.«
»Hast du auch das von Kate Breeden gehört?«
Sie hielt inne und hob den Blick. »Nein«, sagte sie. »Ich hab mich ein paar Wochen lang ausgeklinkt. Was ist mit ihr?«
»Setzen wir uns«, sagte er.
Nach kurzem Zögern entschied sie sich für den Stuhl zu ihrer Rechten. Bradford ließ sich ihr gegenüber nieder und sah ihr ins Gesicht. Er schwieg noch einen Augenblick, dann beugte er sich nach vorne, die Ellbogen auf die Knie gestützt. »Kate soll angeblich in Richards Tod verwickelt sein.«
Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie holte tief Luft. In jener Nacht hatte sie nicht nur dem Alden Hotel den Rücken gekehrt, sondern auch der Rache, und dabei vergessen, dass die Indizien, die sie am Tatort hinterlassen hatte, Kate zur Mörderin machten. Für einen kurzen Moment dachte sie, wie leicht es gewesen wäre, mit alldem davonzukommen.
»Es ist noch unklar, ob die Staatsanwaltschaft überhaupt Anklage erhebt«, sagte Bradford, »aber sie steht unter Verdacht. Ich habe erfahren, dass auf den Überwachungsvideos zu sehen ist, wie sie um die Zeit seines mutmaßlichen Todes das Haus betreten und es wieder verlassen hat. Sie hat den Fahrstuhl mit ihrer Schlüsselkarte bedient und überall Fingerabdrücke und DNA hinterlassen. Die Indizien sind überwältigend.
Sie bestreitet die Tat natürlich, beteuert hoch und heilig, dass man ihr eine Falle gestellt hat. Dass du ihr eine Falle gestellt hast. Gut möglich, dass sich in nächster Zeit ein paar Leute mit dir unterhalten wollen.« Er machte eine kurze Pause. »Es ist da wohl eine Waffe aufgetaucht, die ein paar Fragen aufwirft. Ich hab mir gedacht, dass es dir wahrscheinlich ganz recht ist, wenn du weißt, was los ist.«
»Soweit ich weiß, ist Burbank gestorben, während ich in Paris war. War das nicht unmittelbar nach der Aufsichtsratssitzung?«
»Davor.«
Sie meinte achselzuckend: »Ist ja auch egal. Ich kann jedenfalls mühelos beweisen, dass ich zum fraglichen Zeitpunkt außer Landes war.«
Miles nickte. Er machte den Mund auf, als wollte er etwas sagen, doch dann ließ er es sein und wandte sich zum Fenster. »Hör zu«, sagte er schließlich. »Ich weiß, es geht mich nichts an, aber ich finde, du solltest das wissen. Jedenfalls glaube ich nicht, dass Kate dich wirklich hintergehen wollte. Ich habe die Fotos gesehen, genau wie die Staatsanwaltschaft auch. Für dich und mich sieht es so aus, als sei sie mit dem Feind ins Bett gegangen. Für die sieht es so aus, als hätte sie ihn aus Eifersucht umgebracht. Aber das geht beides am Kern der Sache vorbei.
Burbank hat sie erpresst, und sie hat ihm die Geliebte vorgespielt, zur Schadensbegrenzung. Ich vermute sogar, dass ihr überhaupt nicht bewusst war, wie gefährlich die Informationen waren, die sie weitergegeben hat.«
Munroe starrte ihn an und sagte, ohne das Zittern in ihrer Stimme verbergen zu können: »Burbank hat Kate erpresst?«
Bradford nickte noch einmal, mit schmalen Lippen.
Wieder entstand eine Pause, dann fragte sie: »Woher weißt du das?«
»Es war nicht einfach, sich einen Reim auf das Ganze zu machen. Ich hatte einen meiner Leute eingeschleust, als die Meldung von Burbanks Tod hereinkam. Vielleicht sagen wir einfach, dass ich mich gründlich umgehört habe, und lassen es dabei bewenden.
Irgendwie konnte ich einfach nicht glauben, dass eine Frau wie Kate dich wegen einer Liebesaffäre verraten würde, also habe ich ein bisschen herumgeschnüffelt.« Er gab Munroe einen schmalen Aktenordner. »Ich lasse nach wie vor meine Kontakte spielen, aber ich glaube, dass es das da war, was Burbank gegen sie in der Hand gehabt hat.«
Munroe las sich die Akte durch. Sie war beeindruckt von Bradfords Fähigkeit, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden. So folgte sie den verschlungenen Pfaden, die er aufgespürt hatte – so schwarz, so voller Bosheit und Übel, dass Richard Burbank dagegen wie ein Unschuldslamm wirkte. »Das waren Kates Mandanten?«, fragte sie ungläubig.
Bradford nickte. »Sie hat die Unternehmensstrukturen ausgearbeitet und für die legale Fassade gesorgt.«
»Du würdest einen guten Analysten abgeben.«
Bradford
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