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Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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dann holte er nach einem Blick auf seine Uhr eine Taschenlampe hervor und richtete sie auf das Gebäude gegenüber. Gleich darauf blinkte als Antwort auf sein Signal ein kleines grünes Licht dreimal kurz hintereinander auf, und auf der anderen Straßenseite öffnete sich eine Tür. Die drei amerikanischen Gefangenen wurden eilig über die Straße gestoßen, und erst als ich den Kopf zur Tür hinausschob, sah ich, dass wir uns in der Liesenstraße befanden und das Gebäude gegenüber im russischen Sektor lag.
    Als der letzte Amerikaner durch die Dunkelheit bugsiert wurde, sah ich eine beleibte Gestalt im Hauseingang auftauchen. Der Mann blickte die Straße rauf und runter und winkte mir dann hastig zu. «Kommen Sie», sagte er. «Schnell.»
    Es war Erich Mielke.

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Kapitel 40 BERLIN 1954
    Er war kleiner, als ich ihn in Erinnerung hatte, und auch gedrungener, ein Mann mit der stämmigen Statur eines Boxers. Sein Haar war kurz und dünn, und als seine schmalen Lippen sich zu einem Lächeln verziehen wollten, kam etwas Hämisches oder Süffisantes dabei heraus, als habe er einen speziellen Humor, den andere nicht im Geringsten amüsant finden.
    «Kommen Sie», wiederholte er. «Keine Angst. Sie sind nicht in Gefahr.»
    Die Stimme kam mir tiefer und auch rauer vor, aber es war unverkennbar seine, die eines ungebildeten und unberechenbaren Berliners. Wehe den drei Amerikanern, wenn sie von diesem Mann verhört wurden.
    Ich blickte die Liesenstraße hinunter. Der CIA -Krankenwagen war nirgends zu sehen, und es würde wahrscheinlich Stunden dauern, bis die Männer darin begriffen, dass das Agententeam, das sie beschützen sollten, vor ihrer Nase verschleppt worden war. Die Stasi-Operation hätte glatter nicht laufen können, das musste ich zugeben. Der Kern des Plans stammte zwar von mir, aber es war Mielkes Idee gewesen, die CIA von einem ostdeutschen Grenzsoldaten, der Ähnlichkeit mit seinem Vater hatte, zu der Wohnung in der Schulzendorfer Straße locken zu lassen, wo das Entführungsteam der Stasi bereits warten würde.
    Es sah so aus, als wäre die Luft rein, trotzdem zögerte ich im Dunkeln, die Straße zu überqueren.
    Leichte Ungeduld schlich sich in Mielkes Stimme. Ein Berliner kann sogar bei einem neugeborenen Baby die Geduld verlieren. «Nun kommen Sie schon, Gunther», sagte er. «Wenn Sie irgendwas zu befürchten hätten, würden Sie Handschellen tragen wie diese drei Faschisten. Oder Sie wären tot.»
    Und da mir das Argument einleuchtete, überquerte ich die Straße.
    Mielke trug einen mittelblauen Anzug von weit besserer Qualität als die Anzüge, die seine Männer anhatten. Auch seine Schuhe sahen teurer aus. Wie handgearbeitet. Eine marineblaue Strickkrawatte passte gut zu seinem hellblauen Hemd. Sein Regenmantel wirkte britisch.
    Er stand im Eingang eines früheren Blumenladens. Die Schaufenster waren zugenagelt, aber im schwachen Licht einer Laterne waren Vasen zu erkennen, einige mit vertrockneten Blumen, andere leer. Wir gingen hinein. Durch die offene Tür hinten im Laden war ein Hof zu sehen, und am Ende des Hofes parkte ein unauffälliger grauer Kleinbus, in dem ich die drei CIA -Agenten vermutete. Der Laden roch nach Unkraut und Katzenpisse, ein bisschen so wie die Pension, aus der wir heute ausgezogen waren. Mielke schloss die Tür und setzte sich eine Ledermütze auf, die seinem Aussehen eine angemessen proletarische Note verlieh. Die Tür hatte ein massives Schloss, doch er verriegelte sie nicht, wofür ich dankbar war. Er war jünger als ich und vermutlich bewaffnet, und ich war nicht scharf darauf, mir einen Fluchtweg erkämpfen zu müssen.
    Wir setzten uns auf zwei wackelige Holzstühle, die gut in eine alte Kirche gepasst hätten.
    «Ihr Büro gefällt mir», sagte ich.
    «Es ist ganz praktisch für Ausflüge in den französischen Sektor», sagte er. «Hier gibt es so gut wie keine Grenzüberwachung, sodass man problemlos von unserem Sektor rüberwechseln kann, ohne dass es jemand mitkriegt. Ich kann mich sogar noch erinnern, als Kind mal in diesem Blumenladen gewesen zu sein.»
    «Ich wusste gar nicht, dass Sie eine romantische Ader haben.»
    Er schüttelte den Kopf. «Ein Stück die Straße runter ist ein Friedhof. Ein Verwandter von meinem alten Herrn liegt da begraben. Fragen Sie mich nicht, wer. Ich weiß es nicht mehr.»
    Er holte eine Packung Roth-Händle hervor und bot mir eine Zigarette an.
    «Ich selbst rauche immer noch nicht», sagte er. «Aber ich hab

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