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Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Türschloss. Der Schlüssel drehte sich, und ich stieß die massive graue Tür auf. Ein starker Bohnerwachsgeruch schlug uns entgegen, als wir eintraten. Ich wartete in der geräumigen Diele, bis auch der letzte Ami drin war, schob dann die Tür zu. Und schloss sie ab.
     
    «Was soll der Scheiß?» Special Agent Hamers Stimme zitterte.
    Noch ehe sich Scheuer der verschlossenen Tür zugewandt hatte, versetzte ihm der Griff einer Makarow-Pistole einen Schlag auf den Hinterkopf und streckte ihn nieder.
    Agent Frei war bereits in Handschellen. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
    Sie hatten uns zu sechst in der Wohnung aufgelauert. Sie trugen einfache graue Anzüge minderer Qualität und dunkle Hemden mit dunklen Krawatten. Alle waren mit Pistolen bewaffnet – sowjetische Automatikpistolen mit billigen Plastikgriffen, aber deshalb nicht weniger tödlich. Auf ihren Gesichtern lag ein so teilnahmsloser Ausdruck, als wären sie ebenfalls aus billigem russischen Plastik, Massenware aus irgendeiner Fabrik am Ufer der Wolga. Ebenso kalt wie der Fluss waren ihre graublauen Augen, und einen Moment lang sah ich mein früheres Ich in ihnen: Polizisten, die ihre Pflicht taten, die bei diesen Festnahmen keine Freude empfanden, sie aber routiniert und reibungslos erledigten, wie es sich für gutausgebildete Profis gehörte.
    Die drei Amerikaner konnten das Geschehen nicht mehr kommentieren, sie waren bereits mit Stoff und Klebeband fest geknebelt. Doch die Vorwürfe, die in ihren wässrigen Augen standen, sprachen für sich.
    Auch mir blieb nichts zu sagen, denn die Männer in Handschellen wurden bereits die Treppe hinunter abgeführt – je einer zwischen zwei Stasileuten, als würden sie zu einem Erschießungskommando gebracht. Wenn ich das Wort an sie gerichtet hätte, dann hätte ich zu meiner Verteidigung vielleicht die monatelangen Misshandlungen ins Feld führen können, die ich in ihrer Gewalt erlebt hatte, und das unbändige Verlangen, mich aus ihrer Kontrolle und ihrem Einfluss zu befreien, aber das stand wohl in keinem Verhältnis zu dem, was ich ihnen jetzt angetan hatte. Ich hätte sie auch auf die Tatsache hinweisen können, dass alle Amerikaner selbstverständlich meinen, das Recht auf ihrer Seite zu haben – selbst wenn sie großes Unrecht tun –, und dass sich der Rest der Welt darüber ärgert, von ihnen verurteilt zu werden. Aber was hätte es genützt. Es störte mich noch nicht einmal besonders, verurteilt zu werden – das war für einen Deutschen in den fünfziger Jahren vielleicht unvermeidbar; ich hatte einfach keine Lust, für alles dankbar zu sein, was die Amis angeblich für uns getan hatten, wo es für mich und viele andere Deutsche auf der Hand lag, dass sie es in Wirklichkeit für sich selbst getan hatten. Und genauso hatten sie auch mit Mielke verfahren wollen.
    «Wo ist er?», fragte ich einen der Stasileute.
    «Wenn Sie den Genossen General meinen», sagte der Mann, «der wartet draußen.»
    Als ich ihnen aus der Wohnung und die Treppe hinunter folgte, fragte ich mich, wie sie mit den Sicherheitsleuten in dem CIA -Krankenwagen fertigwerden wollten. Oder hatten sie das Problem schon gelöst? Aber unten im Hausflur gingen wir nicht zur Straße raus, sondern durch die Hintertür in den Hof, der etwa die Größe eines Tennisplatzes hatte und ringsherum von hohen schwarzen, meist baufälligen Mietshäusern umschlossen war.
    Wir überquerten den Hof und gelangten durch eine niedrige Holztür auf das Gelände der alten Brauerei. Das Kopfsteinpflaster war lose und voller Schlaglöcher, in denen sich tiefe Pfützen gebildet hatten. In einer spiegelte sich kräuselnd der Mond wie eine verlorene Silbermünze. Die drei Amerikaner leisteten keinen Widerstand und verhielten sich in meinen sachkundigen Augen bereits wie gefügige Kriegsgefangene, die Köpfe gesenkt, der Schritt schwer und stolpernd. Ein kleines Flüsschen begrenzte das Gelände, an dessen südlichem Ende ein Gebäude mit kaputten schmutzigen Fenstern stand. Das Dach war von Unkraut überwuchert, und auf der Backsteinwand prangte eine verblichene Chlorodont-Zahnpasta-Reklame. Ich hätte eine ganze Tube von dem Zeug gebrauchen können, um den widerlichen Geschmack in meinem Mund loszuwerden. Einer der Stasileute öffnete eine Tür, und wir betraten ein Gebäude, das nach klammer Feuchtigkeit roch. Der Anführer der Männer trat an eines der verdreckten Fenster und spähte hinaus auf die Straße.
    Er wartete etwa fünf Minuten ab,

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