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Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Kommunist, wie Sie Nazi waren. Also warum?»
    «Eine ähnliche Frage haben Sie mir schon mal gestellt, wissen Sie noch?»
    «Und ob ich das noch weiß. Schon damals hab ich es nicht verstanden.»
    «Ich könnte Ihnen erzählen, dass ich nach sechs Monaten in diversen amerikanischen Gefängnissen angefangen habe, sie zu hassen. Könnte ich, aber es wäre nicht die Wahrheit. Klar, jede Lüge enthält ein Körnchen Wahrheit, deshalb wäre schon was dran. Auch wenn ich sagte, ich teile ihre Weltanschauung nicht, wäre das nicht gänzlich falsch. In gewisser Weise bewundere ich sie zwar, aber andererseits missfällt mir, dass sie ihren eigenen Idealen nie gerecht werden. Ich glaube, ich könnte die Amis sehr viel besser leiden, wenn sie den Mund nicht so vollnehmen würden. Aber sie predigen, wie herrlich ihre Scheißdemokratie ist und wie sehr sie ihre verfassungsmäßigen Freiheiten achten, und gleichzeitig versuchen sie, mit deiner Frau ins Bett zu steigen und deine Uhr zu klauen. Als ich bei der Polizei war, wurden Leute, von denen man mehr hätte erwarten können, härter bestraft, wenn sie sich als Gauner entpuppten. Anwälte, Polizisten, Männer in verantwortlichen Positionen. Genauso ist es mit den Amerikanern. Sie verhalten sich wie Halunken, obwohl sie es besser wissen sollten.
    In Wahrheit ist es einfach so, dass mir die ganze Chose bis hier steht. Seit zwanzig Jahren werde ich gezwungen, für Leute zu arbeiten, die ich nicht mag. Heydrich. Den SD . Die Nazis. Den CIC . Die Peróns. Die Mafia. Die kubanische Geheimpolizei. Die Franzosen. Die CIA . Ich will einfach nur in Ruhe Zeitung lesen und Schach spielen.»
    «Aber woher wollen Sie wissen, dass
ich
Sie nicht zwingen werde, für mich zu arbeiten?» Mielke lachte leise. «Seit Sie mir den Brief geschickt haben, sind Sie ja schon praktisch für die Stasi tätig.»
    «Ich werde nicht für Sie arbeiten, Erich, genauso wenig wie ich für die andere Seite arbeiten werde. Wenn Sie mich dazu bringen wollen, finde ich einen Weg, Sie zu verraten.»
    «Und angenommen, ich drohe Ihnen, Sie erschießen zu lassen? Oder ins Gefängnis zu stecken, wo Sie schmoren können, bis Sie eine Lieferung Vollkorn kriegen? Was dann?»
    «Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Angenommen, so habe ich mir gesagt, er droht dir, dich umzubringen, wenn du nicht für die Stasi arbeitest? Tja, und meine Antwort lautet: Dann sterbe ich immer noch lieber durch die Hand meiner Landsleute, als im Sold von Fremden reich zu werden. Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen, Erich. Aber so ist es. Also, nur zu, tun Sie, was Sie tun müssen.»
    «Natürlich verstehe ich das.» Mielke schlug sich stolz auf die Brust. «Ich bin doch in erster Linie Deutscher. Berliner. Wie Sie. Ich weiß genau, was Sie meinen. Und deshalb werde ich ausnahmsweise Wort halten, auch gegenüber einem Faschisten.»
    «Sie halten mich also noch immer für einen Faschisten.»
    «Vielleicht wissen Sie es selbst nicht, Gunther, aber Sie sind einer.» Er tippte sich an den Kopf. «Hier drin. Auch wenn Sie nie in der NSDAP waren, glauben Sie an zentralisierte Macht und an Recht und Ordnung und verabscheuen die Linke. Für mich werden Sie immer ein Faschist bleiben. Aber ich habe so das Gefühl, dass Elisabeth Sie nicht für einen hoffnungslosen Fall hält. Und aufgrund meiner großen Achtung, aufgrund meiner Liebe zu ihr –»
    «Liebe?»
    «Wie zu einer Schwester, ja.»
    Ich lächelte.
    Mielke blickte mich überrascht an. «Wieso lächeln Sie?»
    Ich schüttelte den Kopf. «Schon gut.»
    «Ich liebe die Menschen wirklich», sagte er. «Alle Menschen. Deshalb bin ich Kommunist geworden.»
    «Ich glaube Ihnen.»
    Er runzelte die Stirn und warf mir einen Autoschlüssel zu.
    «Wie vereinbart hat Elisabeth ihre Wohnung verlassen und erwartet Sie im Hotel am Steinplatz. Grüßen Sie sie von mir. Und passen Sie ja gut auf die Frau auf. Falls Sie das nicht tun, schicke ich Ihnen einen Killer auf den Hals, darauf können Sie Gift nehmen. Einen, der sein Handwerk besser versteht als der letzte. Elisabeth ist der einzige Grund, warum ich Sie laufenlasse, Gunther, weil mir ihr Glück wichtiger ist als meine politischen Prinzipien.»
    «Danke.»
    «In der Grenzstraße steht ein grauer VW . Gehen Sie hier raus, erst rechts und dann links. Im Handschuhfach liegen zwei Pässe mit euren neuen Namen. Leider mussten wir für Ihren ein Foto aus Ihrer Zeit als
pleni
nehmen. Außerdem finden Sie dort Visa, Geld und Flugscheine vor. Ich rate

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