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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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stützte ihn am Türrahmen auf und drehte an der Schärfeneinstellung. Die Windschutzscheibe war getönt, und lag zu sehr im Schatten, als daß ich einen der beiden Männer hätte erkennen können; das Zulassungsschild war hinten, so daß ich die Nummer nicht sehen konnte, um so deutlicher stachen mir die winzigen Metallicbuchstaben ELK unter dem Fenster der Fahrerseite ins Auge.
    Ich ging ins Schlafzimmer, holte meine Army-Kampfjacke, die ich sonst bei der Entenjagd trug, aus dem Wandschrank, zog die Schublade der Waschkommode auf und nahm das zusammengefaltete Handtuch unter dem Hemdstapel heraus, in dem ich den 45er Army-Colt aufbewahrte, den ich in Saigon gekauft hatte. Ich griff nach dem schweren Magazin, das mit Hohlspitzgeschossen geladen war, schob es in den Griff, zog den Schlitten zurück und ließ eine Patrone in die Kammer gleiten, legte den Sicherungshebel vor und steckte die Pistole in die Tasche. Ich wandte mich um und sah, daß Annie mich mit angespanntem Gesicht und hellen Augen von der Schwelle der Schlafzimmertür aus beobachtete.
    »Was tust du da, Dave?« fragte sie.
    »Ich dachte, ich lauf’ mal runter und überprüfe diese Kerle. Die kriegen die Pistole gar nicht zu sehen.«
    »Laß es sein. Ruf im Büro des Sheriffs an, falls du unbedingt mußt.«
    »Sie sind auf unserem Grund und Boden, Kleine. Sie brauchen uns ja nur zu sagen, was sie hier zu suchen haben. Das wäre ja nicht zuviel verlangt.«
    »Nein, Dave. Vielleicht sind sie von der Einwanderungsbehörde. Reiz diese Leute nicht unnötig.«
    »Die Knaben von der Regierung benutzen Billigleihwagen, wenn sie an ihren eigenen Wagenpark nicht rankönnen. Es sind wahrscheinlich Überlandagenten vom Oil Center in Lafayette.«
    »Ja, und deswegen mußt du auch die Pistole einstecken.«
    »Ich hab’ eben schlechte Angewohnheiten. Laß gut sein, Annie.«
    Ich konnte an ihrem Gesicht ablesen, daß sie verletzt war. Sie wich meinem Blick aus und schaute mir dann direkt in die Augen.
    »Ja, ich werde dir niemals Ratschläge erteilen«, sagte sie. »Ein braves Cajun-Mädchen bleibt barfuß und schwanger in der Küche, während ihr Macho-Mann nach draußen geht, allen in den Arsch tritt und sich ihre Namen notiert.«
    »Vor acht Jahren ist ein Partner von mir auf einen Kerl zugegangen, der zwei Seitenstraßen vom French Market entfernt seine Reifen wechseln wollte. Mein Partner hatte gerade dienstfrei, nur seine Marke steckte noch im Gürtel. Er war ein netter Bursche. Immer bereit, auch wenn’s gegen die Vorschrift war, anderen zu helfen. Er wollte den Kerl fragen, ob er einen größeren Wagenheber braucht, da hat der ihm mit einer Neunmillimeter mitten in den Mund geschossen.«
    Ihr Gesicht zuckte, als hätte ich sie geschlagen.
    »Ich bin gleich zurück«, sagte ich und ging mit der Armeejacke über dem Arm durch die Fliegendrahttür.
    Das Pecanolaub im Hof raschelte laut unter meinen Füßen. Ich blickte über die Schulter zurück und sah, wie sie mir durch die Tür nachschaute, neben ihr Alafair, die ihren Schenkel umklammert hielt. Gott, warum nur mußte ich so mit ihr sprechen, dachte ich. Sie war das Beste, das mir im Leben passiert war. Sie war sanft und liebevoll, und jeden Morgen gab sie mir das Gefühl, als sei ich das Geschenk in ihrem Leben und nicht umgekehrt. Und wenn sie sich je Sorgen machte, dann ging es um mein Wohlergehen, niemals um ihr eigenes. Ich fragte mich, ob es mir je gelingen würde, den Dämon Alkohol loszuwerden, der mir die Klauen tief in die Seele gekrallt hatte.
    Ich ging durch die Bäume auf den Sandweg und das dort geparkte weiße Auto zu. Dann sah ich, wie der Fahrer seine Zigarette ins Laub schnippte und den Motor anließ. Aber er fuhr nicht an mir vorbei, so daß ich einen Blick ins Wageninnere oder auf das Schild am Heck hätte werfen können. Statt dessen setzte er auf dem Sandweg zurück – der gleißende Widerschein der Sonne glitt von der Windschutzscheibe –, dann stieß der Wagen zurück auf eine Freifläche, bis er geradestand, und ging mit hohem Tempo in die Kurve bei den jungen Eichen. Ich hörte die Räder über die Holzplanken der Brücke südlich meines Grundstücks donnern, dann wurde das Motorengeräusch schwächer, bis es schließlich ganz von den Bäumen verschluckt wurde.
    Ich ging zurück ins Haus, ließ das Magazin aus der 45er herausschnappen, zog den Schlitten zurück und warf die Patrone aus der Kammer, drückte sie wieder ins Magazin, faltete das Handtuch über Waffe und Magazin und

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