Mistelzweig und Weihnachtskuesse
Jill.
„Du hast recht“, gab Rebecca lächelnd zu. „Ich habe ihn verführt. Obwohl er es abstreitet und behauptet, er wäre der Verführer gewesen.“
„Das sagen sie alle“, warf Sandy ein. „Es ist besser, ihnen den Glauben zu lassen. Wenigstens sind sie inzwischen erwachsen. Du hättest sie in der Highschool sehen sollen, Holly. Damals waren sie gefährliche Herzensbrecher, und kein Mädchen war vor ihnen sicher.“
„Wurde auch dein Herz von jemandem gebrochen?“, fragte Holly.
„Nicht wirklich. Jordan und ich waren eine Weile zusammen, aber die Chemie zwischen uns stimmte nicht. Also wurden wir Freunde – zum Glück für uns alle. Es wäre doch zu peinlich gewesen, ihn als Schwager wiederzutreffen, wenn wir es damals heiß und heftig auf seinem Autorücksitz getrieben hätten.“
Zuerst konnte Holly das angespannte Gefühl in der Magengegend nicht zuordnen, doch dann erkannte sie ihren Unmut. Es passte ihr nicht, dass eine dieser Frauen eine Geschichte mit Jordan hatte. Das war unlogisch und ungerecht, aber so fühlte sie sich eben.
Dann wurde Sandy ernst. „Spaß beiseite. Ich finde, wir Frauen haben Glück gehabt. Die Haynes-Brüder – Austin eingeschlossen – sind die besten Männer, die ich je getroffen habe.“
„Du hast recht“, stimmte Elizabeth ihr zu. „Ich hätte nicht geglaubt, dass ich noch einmal den Mut haben würde, jemanden zu lieben. Aber Travis hat mich eines Besseren belehrt.“
„Stimmt“, gab Jill zu und schniefte. „Können wir trotzdem über etwas anderes reden? Ich bin schwanger, und um mich zum Heulen zu bringen, braucht es nicht viel.“
Da lehnte Sandy sich über das Sofa und nahm ihre Hand. „Nicht weinen. Lieber erzählen wir ein paar witzige Geschichten.“
Als Holly nach der Kaffeekanne griff, stellte sie fest, dass sie leer war. „Ich hole schnell Nachschub“, sagte sie.
„Ich helfe dir“, Rebecca stand mit ihr auf.
In der Küche schloss Rebecca die Tür hinter ihnen. „Ich will mich nicht aufdrängen. Aber ich wollte sichergehen, dass es dir gut geht. Das alles ist neu für dich, und manchmal kann einen der Spaß etwas einschüchtern. Nebenbei bemerkt, wenn wir dich nicht mögen würden, würden wir nicht diese wilden Storys zum Besten geben.“
Holly spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen – dabei hatte sie nicht wie Jill die Ausrede, schwanger zu sein. „Danke. Mir ist das alles fremd, aber ich habe euch gern hier. Ihr seid so nett, dabei kennt ihr mich doch kaum.“
Sanft berührte Rebecca sie am Arm. „Wir haben nur Gutes von dir gehört. Jordan hat mit seinen Brüdern und Austin gesprochen, und das hat die Runde gemacht. Er hat erzählt, dass deine Mutter vor einigen Jahren gestorben ist und du ganz allein bist. Wir verbringen gern unsere Feiertage mit dir.“
„Danke.“
Rebecca lehnte sich gegen die Theke. „Austin und Jordan sind sich sehr ähnlich. Sie sind beide Einzelgänger.“
„Ich verstehe das nicht. Das behaupten alle, aber Jordan ist gar kein Einzelgänger. Er ist freundlich und offen, und er hat einen großartigen Sinn für Humor. Manchmal denke ich, ihr sprecht von einem anderen Menschen.“
Darauf hoben sich Rebeccas feine Augenbrauen etwas höher. „Interessant. Da kennst du eine Seite von ihm, die er vor dem Rest der Welt verborgen hält. Ich frage mich, was das zu bedeuten hat.“
„Nichts“, sagte Holly schnell.
„Du weißt, was man über Leute sagt, die zu viel abstreiten?“
„Wir sind nur Freunde.“ Sie verdrängte die Erinnerung an den Abend in seinem Bett. Schließlich war gar nichts passiert, dachte sie bei sich. Sie waren beide angezogen gewesen. Zumindest halbwegs …
Aber er hatte sie berührt. Auf die intimste Art, wie ein Mann eine Frau berühren kann. Und er hatte sie wunderbare Dinge spüren lassen. Er hatte ihr die Augen geöffnet.
„Warum ist Jordan nicht verheiratet?“, fragte Holly.
Da der Kaffee bereits fertig war, goss Rebecca ihn in die Kanne um. „Wahrscheinlich, weil er mit niemandem ausgeht.“
„Wie kann das sein? Er sieht gut aus, und er ist witzig. Die Frauen müssten doch über ihn herfallen.“
„Vielleicht, aber er schafft es, die meisten zu ignorieren.“ Rebecca sah sie an. „Du bist die Erste, mit der ich ihn zusammen sehe, seit ich nach Glenwood gezogen bin. Und das ist fast vier Jahre her.“
Dieser Gedanke ging Holly nicht in den Kopf. Es ergab einfach keinen Sinn.
„Jordan behält vieles für sich. Er öffnet sich nicht leicht gegenüber
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