Mister Mädchen für alles
Stimme drang deutlich zu ihr heran, und sie fuhr erschrocken zusammen. «Ich weiß, du kannst mir nicht antworten, also werde ich einfach mal annehmen, dass du mich hörst.» Alex nickte und kam sich gleich darauf albern vor. «Mein Timing ist total daneben, das ist mir schon klar», setzte er an, und einen Augenblick lang dachte Alex, er wollte über das reden, was Freitagabend passiert war. Dann fuhrer fort: «Aber ich möchte unbedingt, dass du jetzt genau zuhörst.» Daraufhin folgten die Geräusche von Schritten, wahrscheinlich seine, die einen Korridor entlanggingen, und das Quietschen einer Tür, die geöffnet wurde. Dann wurde sie mit einem dumpfen Klang hinter ihm wieder ins Schloss gezogen, und sie hörte seine Schritte, die jetzt leiser auftraten, und das schwache Rascheln seiner Kleidung, als er weiterlief. Was passierte gerade?
«Ach!», rief er plötzlich mit lauter Stimme aus. «Camilla? Was, um alles in der Welt, tust du da?»
Kapitel 49
Frankie starrte auf die blasse Gestalt im Dämmerlicht. Aus der Halle hörte man, wie das Summen der Vorfreude weiter anschwoll. Die Show würde jede Sekunde starten. Er musste schnell handeln.
Camilla fuhr erschrocken zusammen, als sie seine Stimme vernahm, wandte sich um und sah ihn an. Sie lächelte, und einen fürchterlichen Augenblick lang hatte er Angst, einen schrecklichen Fehler gemacht zu haben, merkte aber dann, dass sie etwas hinter ihrem Rücken zu verstecken versuchte. Ihr unsteter Blick wich seinem aus. «Frankie! Da bist du ja. Alex hat überall nach dir gesucht. Du steckst in großen Schwierigkeiten! Geh mal lieber los und suche nach ihr, schnell.»
Frankie trat näher und hoffte, dass das Mikrophon, das Ella ihm an sein Polohemd geklemmt hatte, stark genug war, um sowohl Camillas als auch seine Worte wiederzugeben. «Ich denke nicht. Ich bin ganz sicher nicht derjenige, der in Schwierigkeiten steckt, nicht wahr, Cam? Was hast du da? Zeig es mir.»
Mit dem Rücken zur Wand machte sie einen Seitwärtsschritt Richtung Tür. Frankie blickte zu Boden. Dort lag etwas, das nach den T-Shirts aussah, die Melik ihm geschenkt hatte. Sie waren in Streifen zerfetzt worden. «Hast du das getan, Cam?»
«Was? Wovon sprichst du?» Ihre Miene wirkte fast kindlich, und sie schaute ihn unschuldig mit großen Augen an.
«Diese Outfits, sie sind ruiniert. Hast du sie zerschnitten, Camilla?»
Ihre Augen zuckten zu dem Häuflein Stoff auf dem Boden, und sie wirkte fast manisch. Frankie bemühte sich um einen sanften Ton, fast, als spräche er zu einem verängstigten Tier. «Hast du das getan, damit Bettina nicht auftreten kann? Damit es so aussieht, als hätte Alex alles vergeigt, Cam?»
«Ja, ich habe es getan!», fauchte Camilla schließlich, ihre Zähne zu einer hässlichen Grimasse gefletscht. Sie zog eine lange Schere hinter ihrem Rücken hervor. «Ich habe es getan, und ich bin froh darüber. Sie verdient diesen Job nicht. Sie wäre nichts ohne meine Hilfe. Gavin hat es endlich kapiert, und bald werden es auch die anderen verstanden haben.»
«Du hast dich ganz schön clever angestellt, Cam», meinte Frankie mit größerer Ruhe, als er wirklich empfand. «All die Dinge, die du getan hast – das Ladegerät verstecken, die E-Mail an Melik, damit der Liefertermin verschoben wurde.»
Camilla schüttelte herablassend den Kopf. «Das war gar nichts. Nur die Verzierung der Torte, könnte man sagen. Ich bin schon seit Wochen dabei. Und sie hat nie auch nur den kleinsten Verdacht gehabt!» Sie brach in schrilles Gelächter aus.
«Oh, aber das hat sie doch, Cam», erwiderte Frankie, aber Camilla schien ihm nicht zuzuhören.
«Du weißt nicht einmal die Hälfte, Frankie», fuhr sie triumphierend fort. «Da war noch die Powerpoint-Präsentation in Toronto und der Flug nach Mailand. Ich wusste sogar, dass Maurice es mit dem Catering nicht schaffen würde und dann alles hinschmeißt. Seine Referenzen warenMüll! Er konnte ja nicht einmal ein Schinkensandwich zubereiten. Aber Alex war so gutgläubig! Sie hat es mir sehr leicht gemacht. Sie hat mir sogar erlaubt, ihren Laptop mit nach Hause zu nehmen. Ich habe Daten gelöscht, Termine verändert und alle möglichen E-Mails verschickt. Was ist sie bloß einfältig! Und jetzt das! Ich war so enttäuscht, als du mit den Outfits aufgetaucht bist, Frankie. Ich dachte, ich könnte dich aufhalten, indem ich dir die falsche Adresse gab. Es war nicht sehr nett von dir, dass du meinen Plan durcheinandergebracht hast. Aber ich
Weitere Kostenlose Bücher