Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mister Perfekt

Mister Perfekt

Titel: Mister Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
einer blöden Liste umbringen wollen?
    Der Mörder arbeitete irgendwo in diesem Gebäude, dachte sie. Vielleicht kam sie ja auf dem Gang an ihm vorbei.
    Vielleicht war es nicht das Schlaueste, zur Arbeit zu kommen, aber aus einem verqueren Grund wollte sie hier sein, weil er hier war. Vielleicht würde er sich durch irgendeine Bemerkung verraten, auch wenn das natürlich eher unwahrscheinlich war.
    Vielleicht würde sie durch seine Miene auf ihn aufmerksam werden irgendwas, egal was, das ihnen einen Hinweis auf seine Identität geben würde. Sie war bestimmt kein Sherlock Holmes, aber sie war auch nicht auf den Kopf gefallen.
    Jaine war immer die Unerschrockenste in ihrer kleinen Clique gewesen, doch T.J. nahm an, dass auch sie Courage aufbringen konnte. Heute zur Arbeit zu gehen, kam ihr schon ausgesprochen couragiert vor. Jaine würde nicht kommen; die Kopfschmerzen von gestern hatten sich noch nicht verzogen, darum ließ sie sich einen weiteren Tag von Shelley verhätscheln.
    T.J. musste sich eingestehen, dass ihr auch die Vorstellung gefiel, wie Galan sich um sie sorgte. Es war albern, vielleicht sogar dumm, zur Arbeit zu gehen, wenn sie wusste, dass er deshalb Angst um sie hatte, aber er hatte sie so lange gar nicht beachtet, dass seine jetzige intensive Sorge Balsam für ihre verletzten Gefühle war. Was er gestern Abend gesagt hatte, hatte sie überrascht. Eventuell konnten sie es ja zusammen schaffen.
    Sie würde seine Entschuldigung ebenso wenig überstürzt akzeptieren, wie sie überhastet die Scheidung beantragt hatte, als ihre Ehe zu bröckeln begonnen hatte, aber sie liebte ihn, und zum ersten Mal seit langer Zeit glaubte sie, dass er sie möglicherweise auch liebte.
    Immerhin hatten Luna und Shamal ihre Differenzen ebenfalls ausgeräumt, kurz bevor sie umgebracht wurde. Zwei Tage lang war sie glücklich mit ihm gewesen. Nur zwei Tage, wo ihr doch ein ganzes Leben voller Glück zugestanden hätte.
    Plötzlich überlief T.J. eine Gänsehaut. Waren ihr am Ende auch nur zwei Tage vergönnt, um ihren zerbrechlichen Waffenstillstand mit Galan zu festigen?
    Nein. Der Mörder würde sie nicht erwischen, so wie er Marci und Luna erwischt hatte. Ihr wollte einfach nicht in den Kopf, warum Luna ihn in ihre Wohnung gelassen hatte, so wie es die Polizei annahm. Unter Umständen war er schon dort gewesen und hatte auf sie gewartet. Sam hatte behauptet, man hätte keinerlei Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen gefunden, aber vielleicht konnte er ja Schlösser knacken. Vielleicht hatte er irgendwoher einen Zweitschlüssel. Woher, konnte T.J. sich nicht vorstellen, aber vielleicht hatte er irgendwie einen beschafft. Vielleicht, vielleicht, vielleicht.
    Falls Galan in der Arbeit war, wenn sie heute Nachmittag nach Hause kam, dann würde sie ihr Haus auf keinen Fall allein betreten. Sie würde einen Nachbarn holen, um mit ihm gemeinsam die Wohnung abzugehen. Und auch Trilby verschaffte ihr etwas Sicherheit; an dem kleinen Hund kam nicht mal eine Stubenfliege unbemerkt vorbei. Cocker hatten einen starken Beschützerinstinkt gegenüber ihrer Familie. Manchmal ging T.J. das Gebell ganz schön auf die Nerven, aber zurzeit war sie dankbar, dass Trilby so wachsam war.
    Leah Street sah überrascht auf, als T.J. ins Zimmer trat. »Ich hätte Sie heute nicht erwartet«, sagte sie.
    T.J. verbarg ihre Verblüffung. Leah war nie besonders schmeichelhaft angezogen, aber sie war stets korrekt gekleidet.
    Heute dagegen sah sie aus, als hätte sie ihre Sachen vom Boden aufgeklaubt. Sie trug Rock und Bluse, doch der Rock saß so schief, dass auf einer Seite der Saum ihres Unterrocks herausschaute. T.J. hätte nicht gedacht, dass es noch Frauen gab, die freiwillig einen Unterrock trugen, vor allem in dieser spätsommerlichen Hitze. Leahs Bluse war verknittert, und vorn prangte ein großer Fleck. Selbst ihr Haar, das sonst so makellos saß, sah aus, als hätte sie es heute Morgen nicht gekämmt.
    T.J. merkte, dass Leah sie erwartungsvoll ansah, und rief sich ins Gedächtnis, was ihre Kollegin gerade gesagt hatte.
    »Ich dachte, das Arbeiten hilft vielleicht. Sie wissen schon, der tägliche Trott.«
    »Trott.« Leah nickte, als hätte T.J. damit etwas unerhört Tiefsinniges von sich gegeben.
    Sehr merkwürdig. Aber andererseits hatte Leahs geistige Kaffeegeschirr-Ausstattung schon immer ein paar Lücken aufgewiesen. Leah war nicht völlig verrückt, sie war nur ein bisschen... daneben.
    Heute allerdings war sie, soweit T.J. das beurteilen

Weitere Kostenlose Bücher