Mister Perfekt
überhaupt Gelegenheit dazu geben würde. Seit sie vor ein paar Tagen erraten hatte, dass er für Xandrea schwärmte, hatte sie sich immer weiter von ihm zurückgezogen. Vielleicht glaubte sie, dass er sie tatsächlich betrogen hatte, wenngleich er darauf geachtet hatte, dass die Situation zwischen ihm und Xandrea nie wirklich außer Kontrolle geriet. Gut, sie hatten sich geküsst, aber mehr war nicht gewesen.
Er versuchte sich auszumalen, wie ein anderer Mann T.J.küsste, und merkte, wie ihm schlecht wurde. Vielleicht waren Küsse ja doch nicht so verzeihlich.
Auf dem Bauch würde er zu ihr zurück gekrochen kommen, wenn sie ihn nur wieder so anlächelte, als würde er ihr etwas bedeuten.
Jaines Schwester wohnte in St. Clair Shores in einem großen, zweistöckigen Haus im Kolonialstil. Die Tore vor der Dreifach-Garage waren heruntergelassen, aber in der Einfahrt parkte Sam Donovans roter, aufgemotzter Pickup. Galan stellte seinen Wagen daneben ab und ging den geschwungenen Weg zu der zweiflügeligen Haustür hinauf, wo er läutete und wartete.
Donovan ging an die Tür. Galan bemerkte, dass Sam seine Pistole trug. Wenn Galan eine gehabt hätte, würde er sie wahrscheinlich auch tragen, ob das nun legal war oder nicht.
»Wie geht es den beiden?«, fragte er leise und trat ins Haus.
»Sie sind müde. Und stehen noch unter Schock. Shelley hat gesagt, sie seien den Tag über immer wieder eingenickt, daraus schließe ich, dass sie in der vergangenen Nacht nicht viel Schlaf bekommen haben.«
Galan schüttelte den Kopf. »Sie haben fast die ganze Nacht geredet. Komisch; über den Drecksack, der das getan hat, haben sie kaum gesprochen, auch nicht darüber, wie knapp Jaine ihm entkommen ist, als er neulich bei ihr eingebrochen hat. Sie haben nur über Luna und Marci geredet. «
»Für sie ist das so, als hätten sie in kürzester Zeit zwei enge Verwandte verloren. Sie werden eine Weile brauchen, um sich davon zu erholen.« Sam hatte regelmäßig mit Trauer zu tun; er wusste, dass Jaine sich erholen würde, weil ihr rebellischer Geist sich nicht lange unterkriegen ließ, doch er wusste auch, dass Wochen oder gar Monate vergehen würden, bis kein Schatten des Schmerzes mehr über ihren Augen lag.
In einem Teil des Hauses lief alles wie üblich, Shelleys Mann Al schaute fern. Die Tochter Stefanie, ein Teenager, hing oben am Telefon, während der elfjährige Nicholas am Computer spielte. Die Frauen hatten sich in der Küche versammelt - wieso eigentlich immer in der Küche? -, wo sie redeten, Limonade tranken und alles weg futterten, was Shelley an Trost spendenden Speisen zu bieten hatte.
Jaine wie auch T.J. waren blass nach dem langen Weinen, doch ihre Augen waren trocken. T.J. schien überrascht, ihren Mann zu sehen.
»Was willst du hier?« Sie wirkte nicht gerade erfreut über sein Kommen.
»Ich wollte bei dir sein«, erwiderte er. »Ich weiß, dass du müde bist, darum wollte ich nicht, dass du bis Mitternacht warten musst, bevor du heimfahren kannst. Ganz zu schweigen davon, dass Shelley und ihre Familie wahrscheinlich auch irgendwann ins Bett gehen wollen.«
Shelley wedelte wegwerfend mit der Hand. »Machen Sie sich deshalb keine Gedanken. Wenn die Kinder Ferien haben, bleiben wir immer lange auf.«
»Was ist mit den Reportern?«, erkundigte sich T.J. »Solange die um unser Haus herumschwirren, finden wir bestimmt keine Ruhe.«
»Ich bezweifle, dass sie noch lange da rumhängen werden«, versprach Sam. »Natürlich hätten sie gern ein Interview, aber das können sie auch von jemand anderem bekommen. Und nachdem heute den ganzen Tag niemand zu Hause war, rufen sie wahrscheinlich lieber an, als in eurem Garten zu campieren.«
»Dann möchte ich heimfahren.« T.J. stand auf. Sie umarmte Shelley. »Vielen herzlichen Dank. Du hast mir heute das Leben gerettet.«
Shelley erwiderte die Umarmung. »Gern geschehen. Komm morgen wieder, wenn du nicht arbeiten gehen willst. Was immer du auch tust, bleib auf keinen Fall allein daheim!«
»Danke. Vielleicht nehme ich dich ja beim Wort, allerdings...gehe ich morgen wohl wieder ins Büro. In den alten Trott zurückzufallen, wird mich hoffentlich ablenken.«
Jaine meinte: »Ich glaube, Sam und ich werden jetzt ebenfalls heimfahren. Er sieht so erschöpft aus, wie ich mich fühle.«
»Kommst du morgen in die Firma?«, fragte T.J.
»Ich weiß nicht. Eventuell. Ich rufe dich an und sage dir Bescheid.«
»Trilby«, rief T.J., und die kleine Hündin sprang auf, mit
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