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Mister Zed

Mister Zed

Titel: Mister Zed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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die echsenartig lange Zunge, die Zed ihr in den Rachen
geschoben hatte und wusste, dass sie sich richtig entscheiden hatte, ihren Sohn
in der künstlichen Gebärmutter und somit in Sicherheit heranwachsen
zu lassen.
    »Kommt, lasst uns hier verschwinden, bevor Zed wieder zu einem Menschen
mutiert ist und uns seine Leute auf den Hals schickt.« Roderick zog Sonja
mit sich den Flur entlang.
    Doch der Prior bewegte sich keinen Schritt voran und schien Rodericks Aufforderung
nicht folgen zu wollen.
    »Raphael, möchten Sie dort stehen bleiben und auf Zed warten?«
    Endlich setzte er sich in Bewegung. Er schien verwirrt, dabei war sie es doch,
die Zeds Fängen nur knapp entkommen war.
    Eben noch hatte er ihr in wissenschaftlichem Ton die Entnahme der Embryos erklärt,
nun glänzte sein Gesicht rot, als habe ihm jemand mehrere Ohrfeigen verpasst,
weil er etwas Falsches erzählt hatte.
    »Was ist mit ihm passiert?«, flüsterte Sonja, ihr Kehlkopf schmerzte
bei jedem Wort. Schnell gingen sie vorwärts. Sonjas nackte Füße
klatschten laut auf dem Boden.
    »Wir haben jede Tür geöffnet, um dich zu finden. Hier reiht sich
ein Schlafzimmer an das andere. Irgendwann weigerte sich Raphael, mir zu helfen.«
Roderick sah zu dem Prior hinüber, der verlegen in eine andere Richtung
schaute, während sie das Tempo steigerten. »Tür für Tür
verfärbten sich seine Wangen allmählich von rosa in ein tiefes Rot.
Er scheint ein Problem mit der freizügigen Lebensweise dieser Station zu
haben.«
    »Zed honoriert die Arbeit seiner Leute mit Sex«, sagte Sonja.
    »Und Gewalt«, ergänzte der Prior. Überrascht nahm sie seine
tiefere Stimmlage war.
    »Was ist mit den Mädchen noch passiert?«, wollte sie wissen,
ahnte aber, dass Roderick ihr eine Antwort verweigern würde, darum fuhr
sie schnell fort: »Ich habe einen Raum entdeckt. Einen Raum voller Monitore.
Zed kann die komplette Station observieren, und nicht nur das: Auch das Büro
des Gouverneurs hat er beobachtet.«
    »Dann wusste er also auf diese Weise von unserem Kommen.«
    »Es gibt unendlich viele Zimmer auf dieser Station, und nirgends einen
Hinweis, der uns zur Hyperbombe bringen kann.«
    Sie hustete. Das Sprechen schmerzte und strengte sie an.
    »Ich habe der Ikarus unsere Lage mitgeteilt«, sagte Roderick.
»Sie wollen Hilfe schicken, aber ich möchte niemanden von der Crew
hier haben. Cedian findet vielleicht eine Möglichkeit die Pläne der
Hyperbombe ausfindig zu machen«, sagte Roderick.
    »Hat es Probleme auf der Ikarus gegeben?«, fragte Sonja.
    »Nein. Wie kommst du darauf?«
    »Ich konnte die Ikarus sehen, sie wurde eine Weile von zwei Cyborgs bewacht.«
    Roderick schwieg und schien darüber nachzudenken, ob die Ikarus in Gefahr
schwebte.
    Darum ergänzte Sonja rasch: »Aber Cedian ist zumindest eine bessere
Hilfe als ...«
    Raphael blieb ruckartig stehen und ergänzte Sonjas Satz: »Ich. Ich
bin nur ein geistlicher Historiker. Und diese Station ist das Werk eines Verrückten,
eines Genies, eines einzigartigen, exorbitanten Genies! Ja. Das ist sie. Wie
hätte ich davon wissen können?« Auch Roderick und Sonja waren
kurz stehen geblieben, nahmen den Prior nun zwischen sich und zerrten ihn weiter
den endlosen Korridor entlang. Unbeirrt redete Raphael weiter: »So etwas
hat es nie zuvor gegeben. Er hat seine Macht und seine Freiheit gänzlich
ausgenutzt. Wäre es nicht sein Werk, müsste diese Station in die Geschichte
eingehen, so außergewöhnlich sind diese Mutationen. Warum gab es
keine Dateien darüber? Warum habe ich noch nie davon gehört? Seine
Aufzeichnungen zu finden, könnte für die Zukunft überaus hilfreich
sein.«
    »Als Historiker müsste Ihnen doch klar sein, dass solche Daten immer
bei dem Falschen landen und keine guten Taten dabei heraus kommen«, meinte
Roderick.
    Der Prior fuchtelte erneut mit den Händen in der Luft herum. »Ich
meine ja nur, Zed ist ein Genie, dem Ehre gebühren würde, wenn er
nicht dem Wahnsinn verfallen wäre.«
    »Lasst uns langsamer gehen, bitte.« Sonja fühlte sich ausgelaugt
und erschöpft. »Ich brauche dringend Schuhe.« Und mit Nachdruck
fügte sie hinzu: »Stiefel. Und einen Overall.« In diesem Kleid
fühlte sie sich dieser Expedition nicht gewachsen.
    »Oh, ich finde deinen Aufzug eigentlich« Roderick musterte sie und
grinste, »recht ansprechend.«
    Zärtlich rammte Sonja ihre Faust in Rodericks Seite. »Nur

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