Mister Zed
begriff zu
langsam. Eines von zahlreichen weiteren langen, schwarzen, behaarten Beinen
schnellte aus Zeds Unterleib hervor und ringelte sich um Sonjas Hals, jedoch
nicht fest genug, um ihr die Luft abzuschnüren, sondern nur um sie an sich
zu drücken. Fest. Viel zu fest. Sein Blick hielt sie gefangen. Und ein
Schleier legte sich über ihr Denkvermögen. Etwas krallte sich in ihr
Gehirn, schien es für sich haben zu wollen. Es wollte ihr Wissen stehlen
und ihre Erinnerungen aufspüren, ihr alles entreißen bis sie geistig
wieder zu einem Embryo geworden war. Und nicht nur auf ihre psychischen Fähigkeiten
hatte er es abgesehen, er wollte mehr.
Nichts konnte sie dagegen unternehmen. Gar nichts! Sein Mund mutierte zu einer
länglichen, schmalen Schnauze, die sich zwischen Sonjas Lippen schob. Ihre
Knie, ihre Beine fühlte sie nicht mehr. Doch sie fiel nicht. Zed hielt
sie an sich gepresst. Zu nah. Dann spürte sie eine gespaltene Zunge über
ihre Schleimhaut tasten, die sich ihren Weg über den Rachen und die Speiseröhre
hinunter suchte. Er würde sie aussaugen und aus ihrer Hülle einen
ihm gehorchenden Cyborg kreieren. Das war der einzige klare Gedanke, den Sonja
noch hatte, bevor sie in Zeds Welten abdriftete.
Nebel. So viel Nebel. Schmerzen. Oh, diese Schmerzen. Wehen. Frederick. Ihr
Baby. Schwimmend. Wo war er? Überall dieser dichte Nebel. Alles vorbei.
Bald.
Ihre Gedanken spulten sich plötzlich schneller ab und wurden wieder greifbarer.
Dann spürte sie einen Schlag von hinten gegen ihren Rücken, der so
kräftig und wiederholt gewesen sein musste, dass sich später blaue
Flecken davon bilden würden. Der Tentakel um ihre Taille lockerte sich.
Die gespaltene Zunge rollte sich aus dem Inneren ihres Körpers zurück
an die Oberfläche. Sonja würgte.
Eine ihr bekannte Stimme brachte sie weiter in die Realität zurück.
Noch fühlte sie sich jedoch benommen, seltsam fremd und leer. Angeekelt.
Ausgesaugt. Nutzlos.
»Mister Zed, wie wäre es mit einer Besichtigung auf der IKARUS ?«
Roderick zog Sonja langsam zu sich, weiter weg von der noch drohenden Gefahr
und Zed löste nun endgültig seinen Griff. »Sobald ich mich angezogen
habe.« Seine Stimme klang nach wie vor heiser, jedoch skrupellos und ohne
Scham. Er drehte sich von Roderick und Sonja weg. »Ich bitte Sie, draußen
zu warten!«
Mit Schwung schlug Roderick die Tür zu, als fürchte er, Zed überlege
es sich jeden Moment anders. Der Prior neben ihm blickte entsetzt und hilflos
zu Sonja.
»Alles okay?«, fragte Roderick besorgt.
»Er hat ...« Sonja wollte weinen, schreien. Das Schlucken fiel ihr
schwer, ihr Hals fühlte sich rau und trocken an. »... er wollte mich
... aussaugen.« Erschöpft lehnte sie sich an Rodericks Schulter, der
sie, seit sie erwacht war, nicht mehr losgelassen hatte.
»Er ist nicht so schlau, wie er glaubt. Er wollte den Fötus. Er wusste
nicht, dass wir unser Kind auf Vortex Outpost gelassen haben.«
Roderick untersuchte Sonjas Hals, dort wo Zeds Tentakel sie festgehalten hatte.
»Das Baby? Aber wie wollte er es ...entnehmen?«, krächzte Sonja.
»Das muss ich nicht wissen«, meinte Roderick. »Zed verfügt
sicherlich über uns nicht bekannte anatomische Fähigkeiten, die weit
über unseren Verstand hinausgehen.«
Endlich fiel die Starre von Raphael ab, aber Sonja wäre es lieber gewesen,
er hätte geschwiegen, nachdem er zu erzählen begann: »Föten.
Diese widerlichen Cyborgs haben zwei Föten aus den Bäuchen der Frauen
geschnitten und dabei die Geburt lachend gefeiert. Neben mir erzählte ein
Mann oder Roboter oder ...« wild gestikulierte er mit den Händen,
als könne er die richtige Bezeichnung für die hier lebenden Wesen
aus der Luft fischen. »Zed verwende die Frauen als Gebärmaschinen.
Kurz nach der Einnistung werden die Föten entnommen und von einer künstlichen
Gebärmutter ausgetragen.«
»So wie unser Kind«, flüsterte Sonja und für einen Wimpernschlag
sah sie das winzige Gesicht ihres Kindes vor Augen, das in einer anderen Zeitepoche
heranwuchs, so wie Roderick und sie es für richtig gehalten hatten. Nicht
dass sie es jemals bereut hätte, aber obwohl sie der Arbeit zunächst
den Vorzug gegeben hatte, gab es Momente, in denen sie darüber nachgedacht
hatte, ob die Entscheidung, ihr Kind in einer künstlichen Gebärmutter
heranwachsen zu lassen, nicht doch falsch gewesen war.
Wieder spürte sie
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