Mister Zed
doch Roderick hielt sie
zurück. »Du hast selbst gesagt, wir haben keine Chance gegen die Erfindungen
dieser Station.«
»Aber sie werden die Mädchen umbringen.«
»So weit wird es nicht kommen, sie sollen ja zu ihnen gehören.«
»Und damit werden sie sicherlich auf ewig glücklich sein.« Wütend
wandte sich Sonja von ihm ab. Natürlich hatte er Recht, aber wenn sie schon
keine Möglichkeit wussten, den Mädchen zu helfen, wollte sie bei den
Misshandlungen wenigstens nicht anwesend sein. Sie sollten die Zeit nutzen,
um die Station zu erkunden, während die Cyborgs mit der Eingliederung ihrer
neuen Bürger beschäftigt waren. Ohne Roderick von ihrem Plan zu unterrichten,
drängte sie sich eilig an den Zuschauern vorbei, dem Ausgang entgegen.
Was war nur mit all den Menschen, die einst hier gearbeitet hatten, geschehen?
Hatte Zed sie getötet oder zu gierigen, geifernden, gefühllosen und
deformierten Cyborgs umfunktioniert; teilweise reif für die Schrottpresse
und doch gefährlich und bösartig?
Und wo steckten die anderen Wissenschaftler, die gemeinsam mit Zed die Hyperbombe
konstruieren sollten?
Bevor sie den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal um. Ein Cyborg
beugte sich grinsend über eines der Mädchen. Er hielt etwas in der
Hand, das Sonja aus ihrer Position nicht erkannte. Doch sie legte es auch nicht
darauf an, mehr von diesem bizarren Schauspiel zu sehen, darum drehte sie sich
weg und ging den Flur entlang. Sie wartete nicht auf Roderick, wusste, dass
sie albern reagierte – und dennoch mochte sie nicht nachgeben.
Ihre Stöckelschuhe klapperten auf dem Metallboden viel zu laut. Entnervt
zog sie die Schuhe aus, behielt sie aber in der Hand, für den Fall, dass
die wilden Zwölf wieder auftauchten und Sonja belagerten. Dann lauschte
sie für einen Moment, doch sie vernahm nur das erregte Geschrei der Menge
aus dem Ballsaal, sonst blieb es ruhig. Leise huschte sie den Korridor entlang.
Der Rest der Station schien verlassen zu sein. Niemand begegnete ihr. Der geeignete
Zeitpunkt, um nach der Bombe zu suchen und anschließend auf die Ikarus zurückzukehren.
Der Korridor neigte sich leicht abwärts, in regelmäßigen Abständen
befanden sich geschlossene Türen, abwechselnd in den Farben pink, rot,
gelb und grün. Eine Beschriftung wäre hilfreicher gewesen. Ab und
an blieb sie stehen und lauschte, doch nirgends drang ein Geräusch zu ihr
durch. Niemand folgte ihr. Wie ausgestorben wirkte dieser Teil der Station.
Irgendwann musste sie sich entscheiden, ob sie eine der Türen öffnen
oder dem anscheinend endlos langen Korridor weiter folgen sollte. Sie stoppte
und drückte die Klinke einer gelben Tür herunter, doch sie blieb verschlossen.
Sonja versuchte es bei der nächsten, einer grünen Tür. Zed schien
nicht nur vollkommen verrückt zu sein, sondern auch eine Vorliebe für
grelle Farben zu pflegen. Die Tür ließ sich problemlos öffnen.
Gleißendes Licht ergoss sich über die Schwelle und blendete Sonja.
Nachdem sich ihre Augen daran gewöhnt hatten, sah sie auch hier nur ein
einziges Bett, auf dem sich zu viele Arme und Beine ineinander verschränkten,
als dass sie von nur zwei Personen stammen konnten. Leise entfernte sie sich.
Trotz aller Pein, die Mister Zed seinen Wesen auf der Station zuteil werden
ließ, an Vergnügen und Sex mangelte es der Crew nicht. Die nächste
Tür ignorierte sie und wählte diesmal wiederum eine gelbe auf der
rechten Seite. Dahinter verbarg sich ein neuer Flur. Sonja sah den Weg zurück,
den sie gegangen war. Niemand folgte ihr. Roderick suchte sie entweder gar nicht
oder hatte eine andere Richtung gewählt. Doch sie war zu stolz, um zurück
zu gehen. Darum stieß sie die Tür weiter auf und setzte ihren Weg
fort. Nach nur wenigen Metern endete der schlauchförmige Korridor vor einem
Portal, das sich öffnete, als sie die Hand dagegen drückte. Zed schien
keine Angst vor Verrätern zu haben.
Hunderte Monitore in den unterschiedlichsten Größen pflasterten Wände,
Decke und einen Großteil des Bodens. Bunte Bilder flackerten über
die Oberfläche der Bildschirme und zeigten Räume auf der Station,
manche unbewohnt, in anderen wälzten sich die von Zed erschaffenen oder
gefangen gehaltenen Wesen in den seltsamsten Stellungen und sorgten für
genetischen Nachwuchs. In einem Zimmer lagen Menschen: nackt, wie schlafend,
aufgebahrt nebeneinander, konserviert
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