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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich nicht, Hochbootsmann!… Es ist ein Mast… und ich glaube, es hängt auch der Fetzen einer Fahne daran… Ja!… Ja!… Das muß ein Signal sein!…
    – Da wäre es vielleicht besser, wir fahren hin.
    – Das ist auch meine Meinung,« erwiderte der Capitän.
    Sofort gab er den Befehl, auf die Insel zuzuhalten. Der »Dolly-Hope« näherte sich nun vorsichtig den Rissen, welche die Insel wie einen Gürtel umgaben, an dem sich das Meer donnernd brach.
    Bald konnte man die Küste mit freiem Auge wahrnehmen. Sie sah wild und öde aus, ohne das geringste Grün, und war ziemlich zerklüftet; an manchen Stellen durchschnitt ein Vorsprung die Felsenreihen, über denen Scharen von Seevögeln flogen.
    Auf dieser Seite sah man keine Schiffstrümmer. Der Mast, welcher auf der äußersten Spitze des Vorgebirges stand, mußte von einem Bugspriet herstammen, aber aus dem Fetzen, der sich am Ende desselben befand, konnte man nicht mehr die Farben der Fahne erkennen.
    »Dort sind Schiffbrüchige… rief Zach Fren.
    – Oder gewesen! erwiderte der zweite Officier.
    – Es läßt sich nicht bezweifeln, daß hier ein Schiff gescheitert ist.
    – Ebenso bestimmt ist es, daß die Schiffbrüchigen dort einen Zufluchtsort gefunden haben; vielleicht haben sie die Insel noch nicht verlassen, weil die nach Indien oder Australien fahrenden Schiffe selten hier vorüberkommen.
    – Wollen Sie diese Insel durchsuchen, Herr Capitän? fragte Zach Fren.
    – Gewiß, aber bis jetzt habe ich noch keine Stelle gefunden, wo wir landen könnten. Fahren wir also zuerst herum. Wenn sie noch von den unglücklichen Schiffbrüchigen bewohnt ist, so müssen sie uns ja bemerken und ein Zeichen geben.
    – Und wenn wir Niemand sehen, was wollen Sie dann thun? fragte Zach Fren.
    – Wir werden landen. Wenn diese Insel nicht bewohnt ist, so können sich doch Spuren eines Schiffbruches vorfinden, was für uns von gleichem Interesse ist.
    – Und wer weiß?…
    – Wer weiß? Wollen Sie damit sagen, daß der »Franklin« hier an der Insel Browse gescheitert ist, die doch gar nicht auf seiner Route lag?
    – Warum nicht?
    – Obgleich das sehr unwahrscheinlich ist, so werden wir doch landen.«
    Man fuhr also um die Insel herum, die auf allen Seiten gleich felsig und zerklüftet war. Im Hintergrunde standen auf einem Plateau, das weiter keine Spuren von Cultur zeigte, einige Gruppen von Cocosbäumen. Von Bewohnern keine Spur. Keine Schaluppe, kein Fischerboot. So öde wie das Meer, so war es auch die Insel.
    Wenn diese Insel Schiffbrüchigen auch keinen genügenden Lebensunterhalt bieten konnte, so doch wenigstens einen Zufluchtsort.
    Die Insel Browse hat einen Umfang von etwa sieben bis acht Meilen, was durch den »Dolly-Hope« constatirt wurde, als er um dieselbe herumfuhr. Vergebens spähten die Matrosen nach einem Hafen oder wenigstens einem Einschnitt in die Felsen aus, wo der Dampfer einige Stunden geschützt sein könnte. Sie sahen bald ein, daß eine Landung unmöglich war, und daß sie nur mit den Booten eine Durchfahrt suchen konnten.
    Es war ungefähr ein Uhr Nachmittags, als der »Dolly-Hope« sich unter der Windseite der Insel befand. Da der Wind von Nordwesten kam, schlugen die Wogen weniger heftig an die Felsen. Weil die Küste hier einen großen Bogen bildete, wo ein Schiff mit weniger Gefahr hätte vor Anker gehen können, sollte der Dampfer, wenn auch nicht Anker werfen, so doch mit geringerer Geschwindigkeit fahren, während die Dampfschaluppe ans Land ging.
    Als Ellis mit dem Fernrohre die Küste untersuchte, entdeckte er schließlich eine Art Kluft in den Felsen, aus der sich ein Bach ins Meer ergoß. Zach Fren glaubte, nachdem er diese Stelle ins Auge gefaßt hatte, daß dort eine passende Landungsstelle wäre.
    Der Capitän befahl also, die Dampfschaluppe in Bereitschaft zu setzen, was in einer halben Stunde geschehen war. Dann schiffte er sich mit Zach Fren und vier anderen Matrosen ein, indem sie aus Vorsicht zwei Gewehre, zwei Hacken und mehrere Revolver mitnahmen. Während der Abwesenheit des Capitäns übernahm der Obersteuermann den Befehl des Schiffes, indem er langsam hin-und herfahren und auf etwaige Signale achten sollte.
    Um halb zwei fuhr die Schaluppe ab und landete in einigen Minuten an einem sandigen, da und dort von Felskanten durchbrochenen Strande. Ellis, Zach Fren und zwei Matrosen stiegen sofort aus, während die zwei anderen als Wache in der Schaluppe blieben. Die Vier kletterten nun den Felseneinschnitt hinauf und

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