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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Zeichen gab.
    Sie stiegen nun die Abhänge des Plateaus hinab und kamen auf eine Ebene, an der sich nördlich das Vorgebirge anschloß. Dieser Platz war ungefähr einen Acker groß, sandig und von Felsen umgeben. Hier lagen nun verschiedene Gegenstände herum, ein Zeichen, daß Menschen sich daselbst länger aufgehalten hatten, so Glas-und Thonstücke, Conservenbüchsen, deren amerikanisches Fabrikat nicht bezweifelt werden konnte, dann verschiedene andere Werkzeuge, die bei der Marine verwendet wurden: Stücke von Ketten, gebrochene Ringe, eine Spritzenspitze, Eisenblechstücke, über deren Herkunft die Matrosen sich kaum mehr täuschen konnten.
    »Das ist kein englisches Schiff, welches hier gescheitert ist, sagte der Capitän Ellis, das ist ein Schiff der Vereinigten Staaten…
    – Und man könnte behaupten, daß es in einem unserer Häfen des Stillen Oceans erbaut worden ist,« antwortete Zach Fren, dessen Meinung auch die anderen beiden Matrosen theilten.
    Aber nichts konnte noch zu dem Glauben führen, daß dieses Schiff der »Franklin« gewesen war.
    In jedem Falle drängte sich die Frage auf, ob dieses Schiff auf hoher See gescheitert wäre, da sich keine Trümmer von demselben vorfanden, und ob die Bemannung sich auf Booten auf diese Insel retten konnte.
    Nein! Der Capitän fand bald den Beweis, daß das Schiff an den Klippen der Insel selbst gescheitert war. In einer kleinen Bucht, umgeben von spitzigen Felsen und Korallenriffen, erblickte man den Rumpf eines Schiffes, an welches die Wogen mit furchtbarer Gewalt anschlugen. Nicht ohne tiefe Bewegung sahen die Seeleute auf diese Reste hin. Es war nicht ein Stück mehr ganz und man konnte sich leicht vorstellen, daß das Schiff an diese Felsen geworfen worden war.
    »Suchen wir, sagte der Capitän, vielleicht finden wir einen Namen, einen Buchstaben, ein Zeichen, welches uns die Nationalität des Schiffes erkennen läßt.
    – Ja, und gebe Gott, daß es nicht der »Franklin« ist, der so furchtbar zugerichtet erscheint,« erwiderte Zach Fren.
    Aber existirte wirklich ein solches Zeichen? Angenommen, der Theil der Schiffswand, worauf gewöhnlich der Name des Schiffes steht, war erhalten, konnten nicht die Buchstaben durch Regen und Meereswogen ganz verwischt sein?
    Es zeigte sich jedoch nichts, und die Nachforschungen blieben erfolglos. Wenn wirklich einige von den gefundenen Gegenständen am Strande amerikanisches Fabrikat waren, konnte man da behaupten, daß sie dem »Franklin« gehörten?
    Zugegeben, die Schiffbrüchigen hatten auf dieser Insel eine Zufluchtsstätte gefunden – was der aufgestellte Mast deutlich bewies – zugegeben, daß sie während einer unbestimmbaren Zeit dort gelebt hatten, so mußten sie sicher in einer Felsenhöhle, wahrscheinlich in der Nähe des Strandes, Schutz gesucht haben, um die Trümmer des Schiffes, die sich zwischen den Felsen aufgespeichert hatten, benutzen zu können.
    Einer der Matrosen entdeckte auch bald diese Höhle, welche sich in einem ungeheuren Felsen befand. Der Capitän und Zach Fren wurden von dem Matrosen gerufen. Vielleicht enthielt diese Höhle das Geheimniß? Vielleicht enthüllte sie den Namen des Schiffes?
    Vor dem schmalen Eingang erblickten sie die Ueberreste eines Feuers, dessen Rauch die Felsenwand geschwärzt hatte. Die Höhle selbst war ungefähr zehn Fuß hoch, zwanzig Fuß tief und fünfzehn Fuß breit, so daß bequem ein Dutzend Menschen darin wohnen konnten. Die Einrichtungsstücke bestanden aus einer Streu von trockenem Grase, bedeckt mit einem Stück Segel, einer Bank, die aus Schiffstrümmern gebaut zu sein schien, einem Tisch und mehreren Stühlen; außerdem aus einigen Tellern und blechernen Schüsseln, drei Gabeln, zwei Löffeln, einem Messer, drei Bechern; in einer Ecke ein Wasserbehälter; auf dem Tische stand eine Schiffslampe. Sonst lagen verschiedene Küchengegenstände umher, auf der Streu mehrere Kleider.
    »Die Unglücklichen, rief Zach Fren aus, was müssen Sie auf dieser Insel gelitten haben?
    – Sie konnten kaum etwas von ihrem Schiffe retten, erwiderte der Capitän, woraus man ersieht, mit welcher Heftigkeit das Schiff an die Küste geschleudert wurde. Alles wurde vernichtet. Wie konnten diese Armen leben?
    – Ohne Zweifel säeten sie ein wenig Korn, hatten ein bischen gesalzenes Fleisch und Conserven, die sie bis auf die letzte Büchse geleert haben… Aber welches Leben, welche Leiden!
    – Höchstens durch den Fischfang konnten sie ihren Bedürfnissen noch

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