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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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habe, was in seiner Macht stand? Der brave Seemann zögerte, sich zu sagen, daß er Alles gethan habe, obwohl er bis zu den Küsten Australiens vorgedrungen war.
    Ein Ereigniß machte diesem Zögern ein plötzliches Ende.
    Am Morgen des 4. November ging der Capitän mit Zach Fren auf dem Hinterdeck des Dampfers umher, als der Hochbootsmann ihn auf einige Gegenstände aufmerksam machte, die in der Entfernung von einer halben Meile herumschwammen. Es waren keine Holzstücke oder Baumstämme, sondern ungeheure Haufen Gräser, gelbliche Tange, die aus der Tiefe des Meeres emporgerissen worden waren.
    »Das ist sonderbar, bemerkte Zach Fren. Ich will nicht Zach Fren heißen, wenn diese Gräser nicht aus dem Westen oder sogar aus dem Südwesten kommen! Da ist gewiß eine Strömung, die sie von der Seite der Meerenge dahertreibt.
    – Ja, erwiderte der Capitän, und das muß eine locale Strömung sein, die nach Osten geht, wenigstens, wenn keine Fluth ist.
    – Das glaube ich nicht, erwiderte Zach Fren, denn ich erinnere mich ganz genau – ich sah schon zeitlich früh eine Menge dieser Tange dahintreiben.
    – Das ist wirklich wahr?
    – So wahr, als wir schließlich den Capitän John finden werden!
    – Nun, wenn die Strömung da ist, so könnte es möglich sein, daß das Holz des »Franklin« aus dem Westen kam und entlang der australischen Küste schwamm.
    – Das ist auch meine Meinung, versetzte Zach Fren.
    – Dann haben wir nicht zu zögern. Wir müssen noch die Küsten an dem Meere von Timor bis zu der äußersten Spitze von West-Australien durchsuchen.
    – Ich war nie mehr davon überzeugt, da außer allem Zweifel eine Strömung, deren Lauf deutlich wahrzunehmen ist, die Insel Melville berührt. Wenn daher Capitän Branican in den westlichen Gewässern verschollen ist, so würde es sich deutlich daraus ergeben, daß ein Stück Holz seines Schiffes in die Gegenden getrieben wurde, wo es von dem »Californian« aufgefischt wurde.«
    Der Capitän ließ seinen Obersteuermann rufen und fragte ihn, ob sie die Fahrt mehr nach Westen fortsetzen sollten. Dieser war der Meinung, man sollte jene locale Strömung wenigstens bis zu ihrem Anfang verfolgen.
    »Gut, fahren wir nach Westen, erwiderte der Capitän. Jetzt müssen wir keinen Zweifel, sondern Gewißheit nach San-Diego bringen. Die Gewißheit, daß von dem »Franklin«, wenn er an der australischen Küste gescheitert ist, nichts übrig geblieben ist.«
    So fuhr denn der »Dolly-Hope« bis zur Spitze der Insel Timor, um seine Kohlen zu erneuern. Nach einem Aufenthalte von vierundzwanzig Stunden fuhr er auf das Cap von Londonderry zu, das sich an der Westspitze von Australien befindet. Bei dem Verlassen des Queens-Canals fuhr der Capitän so weit wie möglich dem Festland entlang und bemerkte von Turtle Point aus genau, wie die Strömung von Westen nach Osten hin verlief.
    Das war keine jener Strömungen, die von der Ebbe und Fluth abhängig war, sondern ein steter Zufluß von Wasser in den südlichen Theil des Meeres von Timor. Nun konnte man die Risse und Klippen durchsuchen, so lange sich das Schiff an der Grenze des Indischen Oceans nicht auf hoher See befand.
    Im Golf von Cambridge eingetroffen, erklärte Ellis, daß es sehr unvorsichtig wäre, sich mit seinem Schiffe in diese klippenreiche und von wilden Stämmen bewohnte Gegend zu wagen. Es wurde daher die Dampfschaluppe von einem halben Dutzend wohlbewaffneter Matrosen bestiegen, um unter dem Befehle Zach Fren’s das Innere zu untersuchen.
    »Wenn John Branican in die Hände der Eingeborenen dieser Gegenden gefallen ist, bemerkte Ellis ihm gegenüber, so werden die Armen kaum am Leben geblieben sein. Aber uns handelt es sich darum zu wissen, ob einige Trümmer von dem »Franklin« noch vorhanden sind, im Fall die Australier ihn hier angegriffen haben…
    – Das würde mich von diesen Schurken gar nicht wundern,« erwiderte Zach Fren.
    Die Vorsicht des Hochbootsmannes war ganz gerechtfertigt und er hielt stets gut Umschau. Er fuhr mit der Schaluppe bis zur Insel Adolphus, dann um sie herum, ohne etwas zu entdecken, was ihn zu weiteren Nachforschungen veranlaßt hätte.
    Der »Dolly-Hope« fuhr nun jenseits des Golfes von Cambridge weiter, umschiffte das Cap Dusséjour und fuhr dann gegen Nordwesten der Küste von Westaustralien entlang. Auch hier wurde die unermüdliche Mannschaft durch keinen Erfolg belohnt. Die Anstrengungen und Gefahren wurden jetzt in diesen Gegenden viel größer, weil das Schiff an dieser

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