Mistreß Branican
Insel Melville?
Unerschrocken fuhr der Capitän Ellis in diese gefährlichen Gewässer ein, indem er alle von der Klugheit gebotenen Maßregeln traf. Da er ein gutes Dampfschiff, wachsame Officiere und eine muthige und kaltblütige Mannschaft hatte, so hoffte er glücklich durch dieses Klippenlabyrinth zu kommen und die Eingeborenen, die einen Angriff versuchen würden, in Respect zu halten.
Die Schiffe, welche in die Meerenge von Torres eindringen, deren Oeffnung auf der Seite gegen den Stillen Ocean reich an Korallenbänken ist, fahren mit Vorliebe der australischen Küste entlang. Da sich aber im Süden von Papouasien eine ziemlich große Insel, Namens Murray, befindet, so fuhr der »Dolly-Hope« zwischen den zwei berühmten Riffen Castern-Fields und Boot-Reef hindurch. Letzteres machte durch die eigenthümliche Gestalt seiner Felsen den Eindruck, als läge ein Schiff auf denselben. Die Schaluppe wurde rasch ausgesetzt, doch wurde man ebenso schnell gewahr, daß man sich getäuscht hatte.
Manchmal umkreisten mehrere einfache Boote der Eingeborenen das Schiff, doch dieses konnte ganz um die Insel herumfahren, ohne von ihnen angegriffen zu werden.
Nachdem der »Dolly-Hope« in Sommerset, einem Hafen von Nordaustralien, seine Vorräthe ergänzt hatte, durchsuchte der Capitän sorgfältig die Inseln zwischen dem Golfe von Carpentaria und Neu-Guinea.
Nach mehreren Versuchen gelang es dem Capitän, mit einigen Mados oder Häuptlingen auf diesen Inseln in Verbindung zu treten. Da man sich aber sehr schwer verständlich machen konnte, so gelang es nicht zu erfahren, ob diese Andamenen von einem Schiffbruche Kenntniß hatten, der mit der Zeit des Verschwindens des »Franklin« übereinstimmte. In jedem Falle schien es nicht, daß sie Gegenstände amerikanischer Abkunft besaßen, denn man fand bei ihnen weder Eisen noch Leinenstücke, oder Holztheile von Raaen-und Mastbäumen, die von einem Schiffe herrühren konnten. Als nun Ellis die Inseln der Meerenge von Torres verließ, da konnte er sich sagen, daß er keine Spur von dem Untergange des »Franklin« gefunden habe, wenn es sich auch nicht ganz bestimmt behaupten ließ, daß er hier nicht gescheitert sei.
Es handelte sich jetzt nun darum, das Meer von Arafoura, eine Fortsetzung dessen von Timor, zu durchforschen, das sich zwischen den kleinen Sundainseln im Norden und der australischen Küste im Süden ausdehnt. Hier wollte er zuerst das »Arnheimland« und dann die zahlreichen Inseldurchgänge durchforschen. Auch hier sachte man mit einem Eifer und einer Kühnheit, die nichts entmuthigen konnte. Aber man fand nirgends die Spur eines gescheiterten Schiffes, und weder die Eingeborenen, noch die Chinesen, welche in diesen Gewässern lebhaften Handel treiben, wußten etwas von einem Schiffbruche. Ueberdies, wäre die Bemannung des »Franklin« hier von den australischen Stämmen gefangen genommen worden, so wäre Keiner diesen Cannibalen entkommen.
Am 11. Juli begann Ellis die Inseln Melville und Bathurst, die nur durch einen schmalen Streifen getrennt sind, zu durchforschen. Da zehn Meilen von dieser Inselgruppe das Holz vom »Franklin« gefunden wurde und es nicht mehr weiter nach Westen getrieben worden war, so mußten die Wellen es erst kurz vor der Ankunft des »Californian« von den Klippen weggespült haben.
Es war daher möglich, daß der Schauplatz der Katastrophe nicht sehr weit entfernt war.
Diese Durchforschung dauerte ungefähr vier Monate, denn sie umfaßte nicht nur die beiden Inseln, sondern auch die Küsten des »Arnheimlandes« bis zum Queens-Canal und sogar bis zur Mündung des Victoria-River.
Es war sehr schwer, auch das Innere zu durchsuchen, da die Eingeborenen Cannibalen sind und sie stets ihre Gefangenen fressen. Wenn Ellis daher auch verzichten mußte zu erfahren, wo und wann die Bemannung des »Franklin« in die Hände der Wilden gefallen war, so würde es ihm vielleicht doch gelingen, eine Spur von dem Schiffbruche zu finden. Das konnte er umsomehr hoffen, als erst acht Monate seit der Auffischung des Holzes durch den »Californian« verflossen waren, doch trotz der eifrigsten Nachforschungen wurde nichts entdeckt.
Was sollte nun Ellis jetzt beginnen? Sah er seine Fahrt als abgeschlossen an, wenigstens was die australische Küste und die dazugehörigen Inseln anbelangte? Sollte er an die Rückkehr denken, nachdem er noch die kleinen Sundainseln durchforscht haben würde? Kurz, konnte er mit gutem Gewissen sagen, daß er Alles gethan
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