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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erreichten das Plateau.
    Da sich in einer Entfernung von ungefähr hundert Metern ein sonderbar geformter Felsen erhob und dessen Gipfel einen Ausblick zu gewähren schien, so stiegen sie, nicht ohne Schwierigkeiten, hinauf, von wo sie die Insel in ihrer ganzen Ausdehnung überblicken konnten. Sie hatte eine ovale Gestalt, die einer Schildkröte nicht unähnlich aussah, deren Schweif das Vorgebirge bildete. Theilweise von fruchtbarer Erde bedeckt, hatte sie keine madreporische Formation wie die Koralleninseln in der Meerenge von Torres. Hier und da leuchtete das Grün zwischen den Granitfelsen, das aber mehr von Moos als von Gras, mehr von Steinen als Wurzeln, mehr von Gestrüpp als Strauchwerk herrührte. Woher kam denn dieser Bach? Wurde er vielleicht durch eine unterirdische Quelle gespeist? Das war nicht leicht zu erkennen, obwohl sie bis zu dem Mastsignale blicken konnten.
    Von dem Felsen sahen sie nun nach allen Richtungen hin, ob sie nicht einen aufsteigenden Rauch oder ein menschliches Wesen erblicken könnten. Vergebens! Die Insel konnte wohl einmal bewohnt gewesen sein, aber sie war es nicht mehr.
    »Ein trauriger Zufluchtsort für Schiffbrüchige! sagte der Capitän Ellis. Wenn sie sich hier haben lange aufhalten müssen, so möchte ich wohl wissen, wovon sie gelebt haben!
    – Ja, erwiderte Zach Fren, es ist nur ein ödes Plateau. Hier und da einige Bäume… Der Felsen ist kaum mit fruchtbarer Erde bedeckt… Aber es ist doch nicht zu verschmähen, wenn man Schiffbruch gelitten hat!… Ein Stück Felsen unter den Füßen ist immer noch besser als zu ertrinken!
    – Für den ersten Augenblick schon, erwiderte der Capitän, später dann…
    – Uebrigens ist es möglich, daß die Schiffbrüchigen, die sich auf diese Insel gerettet hatten, von irgend einem Schiffe aufgenommen worden sind…
    – Wie es auch möglich ist, daß sie den Entbehrungen unterlegen sind…
    – Was bringt Sie auf diesen Gedanken, Herr Capitän?
    – Weil sie doch sicher das Mastsignal entfernt hätten, wenn sie auf diese oder jene Weise die Insel verlassen haben würden. Es ist auch zu befürchten, daß der letzte dieser Unglücklichen gestorben ist, bevor man ihm Hilfe bringen konnte. Nun, gehen wir auf diesen Mast zu; vielleicht finden wir ein Anzeichen über die Nationalität des Schiffes, das in diesen Graden gescheitert ist.«
    Die Seeleute stiegen nun den Felsen wieder hinab und gingen auf das Vorgebirge zu, das sich gegen Norden ausdehnte. Aber kaum waren sie weiter gegangen, als einer von ihnen mit dem Fuße an einen Gegenstand stieß.
    »Da… was ist denn das?… rief er.
    – Gieb her!« erwiderte Zach Fren.
    Es war eine Messerklinge nach Art jener, welche die Matrosen in ihrem Gürtel in einem ledernen Futteral tragen. Diese Klinge mochte vom Griff abgebrochen und als unnütz weggeworfen worden sein.
    »Nun? fragte der Capitän.
    – Ich suchte nach einer Fabriksmarke,« erwiderte Zach Fren.
    Die Klinge mochte auch eine solche Marke haben, aber sie war so verrostet, daß sie zuerst abgekratzt werden mußte. Dies that nun Zach Fren und er konnte, wenn auch mit Mühe, die Worte »Sheffield – England« lesen.
    So war also die Klinge englisches Fabrikat, aber daraus zu schließen, daß die Schiffbrüchigen der Insel Browse Engländer waren, wäre zu gewagt gewesen. Warum hätte dieses Instrument nicht auch einem Matrosen einer anderen Nationalität gehören können, da die Erzeugnisse von Sheffield ja in der ganzen Welt verbreitet sind? Nur wenn man noch andere Gegenstände fände, konnte diese Hypothese zur Gewißheit werden.
    Die Seeleute setzten nun ihren Weg gegen das Vorgebirge fort, der aus Mangel eines jeden Pfades ziemlich beschwerlich war. Nach einem Marsche von ungefähr zwei Meilen blieb der Capitän Ellis bei einer Gruppe von Cocosbäumen stehen, deren Nüsse vor langer Zeit herabgefallen und nur noch Staub und Moder waren. Bis jetzt war noch nichts weiter gefunden worden, aber einige Schritte von diesen Bäumen entfernt, konnte man deutlich einige Spuren von Bebauung in den mit Gestrüpp ausgefüllten Furchen bemerken. Unter dem dichten Gestrüpp fand ein Matrose eine Hacke, die nach der Bearbeitung des Eisens, das mit dickem Roste überzogen war, wohl amerikanisches Fabrikat sein konnte.
    »Was denken Sie davon, Capitän? fragte Zach Fren.
    – Ich denke, daß sich jetzt gar nichts darüber sagen läßt, erwiderte dieser.
    – Gut, gehen wir weiter,« versetzte Zach Fren, indem er den übrigen Matrosen ein

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