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Mit 11 erobert man die Welt

Mit 11 erobert man die Welt

Titel: Mit 11 erobert man die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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See, die endlosen Wälder, die bunten, fröhlichen Städte... Wenn Katja an Kanada dachte, schien es dort nur blauen, wolkenlosen Himmel zu geben, Licht, Weite und leuchtende Farben, selbst in den langen Wintermonaten. Oder jetzt zum Beispiel, im Herbst, dem „Indian Summer“, wenn die Blätter an den Bäumen so glutrot leuchteten, daß man den Anblick kaum fassen konnte, so unglaublich schön war das!
    Wenn ich erwachsen bin, gehe ich nach Kanada zurück und bleibe dort für den Rest meines Lebens, schwor sie sich immer wieder. Aber wie lange mußte sie bis dahin warten! Und einfach mal so in den Ferien hinfahren, das konnten sie sich nicht leisten. Eine Familie mit vier Kindern - das wäre viel zu teuer gewesen!
    Am Anfang, als sie neu hier eingezogen waren, hatte Katja Mami oft etwas vorgejammert. Sie hatte alles nur schrecklich düster und eng gefunden, auch wenn sie eine schöne Wohnung in einem fast hundert Jahre alten Haus bewohnten. Aber dann hatte sie gemerkt, daß auch Mami nicht glücklich darüber war, immer wieder umziehen zu müssen, weil Papi von seiner Firma mal hierhin, mal dorthin geschickt wurde. Sie hatte gespürt, wie traurig ihre Mutter oft war, und wie fremd sie sich hier in Köln fühlte, wo sie niemanden kannte. All ihre Freunde so weit entfernt zu wissen und nicht mehr für die Boutique arbeiten zu können, das mußte wirklich schlimm für sie sein. Papi verstand nicht, daß Mami darunter litt. Kunststück, für ihn war alles viel einfacher. Er hatte mit seinen Fracht-Versicherungen auf der ganzen Welt zu tun und begegnete so vielen interessanten Menschen, daß er froh war, wenn er abends seine Ruhe hatte.
    Auch den Zwillingen machte der Umzug nicht so viel aus. Für sie waren Spielsachen und Bilderbücher wichtig. Und Abenteuer erlebten sie überall. Celia lebte sowieso in ihrer eigenen Welt, mit ihren Puppen, mit dem Schmuck und den Kleidern, die sie für sie herstellte. Celia konnte man schon mit ein paar Modezeitschriften glücklich machen, aus denen sie sich Bilder ausschneiden durfte.
    Nein, wenn man so alt war wie Celia oder die Brüder, hatte man noch keine Freunde, die man vermißte und nach denen man sich sehnte. So, wie sich Katja nach ihren Freundinnen Carol und Susan sehnte, mit denen sie in Kanada ständig zusammengewesen war. Am Anfang hatten sie sich jede Woche geschrieben. Mit der Zeit waren es dann immer weniger Briefe geworden. Aber das hatte sicher damit zu tun, daß sie jetzt alle viel mehr für die Schule arbeiten mußten.
    Katja war so in ihre Gedanken versunken, daß sie um ein Haar bei Rot über die Straße gelaufen wäre.
    „He! Pennst du mit offenen Augen? Du wärst beinah in den Lieferwagen gerannt!“ Jemand riß sie unsanft zurück.
    Katja drehte sich erschrocken um. Es war Daniel, ein Junge aus ihrer Klasse, der sie jetzt kopfschüttelnd musterte.
    „Mann, das muß ja ein super Traum gewesen sein“, sagte er grinsend.
    Katja war rot geworden. Einerseits mußte sie Daniel dankbar sein, andererseits ärgerte sie sich, daß sie von ihm bei einer solchen Nachlässigkeit ertappt worden war.
    „Total daneben! Von wegen super Traum!“ wehrte sie ab und warf den Kopf ärgerlich in den Nacken. „Ich hab heute früh zu Hause schon jede Menge Streß gehabt. Ich bin einfach sauer, verstehst du? Darum war ich so weggetreten.“
    „Eure alte Tante?“
    „Wer sonst!“
    „Kann ich verstehn“, sagte Daniel mitleidig. „So was reibt einen unheimlich auf. Na komm, wir sind spät dran.“
    Die Ampel hatte auf Grün geschaltet. Sie überquerten die Straße und betraten kurz darauf den Schulhof, der im Schatten großer Kastanien lag. Ein paar Unermüdliche waren dabei, die heruntergefallenen Früchte aufzusammeln und sie aus ihrer aufgeplatzten stachligen Umhüllung zu schälen. Katja hatte schon etliche davon mit nach Hause genommen. Jetzt betrat sie hinter Daniel das Schulgebäude und stieg die Treppe hinauf. Ihre Klasse lag im zweiten Stock. Von ihrem Platz aus konnte sie in die Krone einer der Kastanien sehen. Das war schön, man konnte sich wie im Wald fühlen und vergessen, daß man mitten in der Großstadt war.
    Anja, die mit ihr den Tisch teilte, saß bereits an ihrem Platz. „Mann, ist mir schlecht!“ stöhnte sie statt einer Begrüßung.
    „Wieso denn das?“ Katja sah sie verwundert an.
    „Na, wegen Englisch! Wir kriegen doch heute die Arbeit raus! Schon vergessen?“
    „Ach so antwortete Katja gedehnt. „Na und?“
    „Du bist gut! Bei mir ist das

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