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Mit 11 erobert man die Welt

Mit 11 erobert man die Welt

Titel: Mit 11 erobert man die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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nächsten Unterrichtsstunden ging sie wie auf Wolken. Und als sie sich mit Anja, Helga, Melanie und Christine auf den Heimweg machte, schritt sie wie ein von seinen Fans umzingelter Olympiasieger über den Schulhof.
    Im Tor stießen sie mit einer Gruppe älterer Schüler zusammen, die sich ihnen in den Weg stellten. Angriffslustig bauten sich die Jungen vor ihnen auf und rückten bedrohlich näher. Christine und Anja versuchten, seitlich auszuweichen, doch die Jungen hinderten sie am Weitergehen.
    „He, was soll das!“ sagte Melanie unsicher. „Laß uns durch, Mann!“
    „Ach. Ihr wollt hier durch?“ flötete ein dicker Semmelblonder und machte sich erst recht breit. „Pech gehabt. Hier ist gesperrt.“
    Die Typen grinsten auf sie hinunter, daß Katja kalte Wut in sich aufsteigen spürte. Einer hob drohend die Fäuste.
    Katja sah die Gruppe verächtlich an. Dann holte sie tief Luft und brüllte in einer Lautstärke, die sie sich selbst nicht zugetraut hätte: „What type of shit am I looking at, eh? You damned idiots, piss off or I’ll kick your ass so that you can’t sit for the rest of your lives!“ Die Jungen starrten, fassungslos vor Staunen, mit sperrangelweit geöffneten Mündern auf dieses magere, langbeinige Geschöpf, aus dessen Mund in unglaublicher Geschwindigkeit eine solche Fülle von Flüchen auf sie niederging. Schweigend wichen sie zurück und ließen die Mädchen passieren.
    „So macht man das“, sagte Katja gleichmütig, als sie ein paar Meter entfernt waren.
    „Und was hast du zu ihnen gesagt?“ fragte Anja bewundernd.
    „Das verrate ich euch lieber nicht. Es war ziemlich unanständig. Bei den Jungen in unsrer Schule in Toronto hab ich jede Menge solcher Sachen gelernt.“
    Die vier Mädchen sahen sie fast ehrfürchtig von der Seite an.
    Katja strahlte. „Jetzt fühle ich mich erst richtig gut. Ein echter Glückstag heute!“



Ein Wunsch geht in Erfüllung

    Der November brachte Regen ohne Ende. Eine deutsche Großstadt im Regen ist wirklich das allerletzte, dachte Katja. In Kanada lag jetzt überall dicker Schnee, was konnte man da alles anfangen! Skifahren, Rodeln, Schlittschuhlaufen, schon das Schneeschippen in der herrlich klaren Luft war ein Spaß gewesen! Aber hier? Da schien es gar keinen richtigen Winter zu geben, nur Matsch, Nässe, Nebel und Dunkelheit. Man bekam Halsweh, Schnupfen und Husten von dieser ewigen
    Feuchtigkeit, nur leider nie so schlimm, daß man Fieber hatte und im Bett bleiben durfte.
    Und nicht der kleinste Lichtblick! In der Schule wurde gepaukt, als ginge es um eine Weltmeisterschaft, und nachmittags hockte man wieder über den Büchern. Mami war gereizt und ungeduldig, weil die Wohnung nach feuchten Mänteln und Jacken roch, und weil die Zwillinge mehrmals am Tag bis auf die Haut durchnäßt vom Spielen kamen. Es war ihr Geheimnis, wie sie das schafften.
    Der November war wirklich ein ätzender Monat, fand Katja. Wenn es wenigstens mal ein besonderes Ereignis gegeben hätte. Ein großes Familienfest zum Beispiel, eine Einladung oder einen richtig netten Besuch, für den Mami ein wunderbares Essen kochen mußte. Der sich von einem die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen ließ und einen anschließend in die Konditorei einlud. Nicht einmal auf die Mahlzeiten konnte sich Katja richtig freuen, denn der November war der Monat, in dem Mami stets von einer plötzlichen Sparwut befallen wurde. Weihnachten rückte näher und damit die Zeit, in der es Geschenke zu kaufen, Plätzchen zu backen und die Festtage zu planen galt. Deshalb standen jetzt Dinge auf dem Speisezettel, die Katja nicht sonderlich liebte. Gemüse-Eintopf, Brotauflauf, Pellkartoffeln mit Quark oder süßsaure Linsen.
    „Wie kann man nur so ein alter Miesmacher sein, Liebchen!“ sagte Mami an diesem Tag beim Frühstück.
    Papi hatte mit den Zwillingen bereits das Haus verlassen, um sie im Kindergarten abzuliefern. „Sicher, das Wetter ist gräßlich und man mag gar nicht vor die Tür gehn. Aber es gibt doch auch so viele positive Dinge. Deine guten Noten zum Beispiel. Daß du dich in der Schule wohl fühlst. Und dann die vielen schönen Bücher, die man an düsteren Nachmittagen lesen kann. Die Musik und die interessanten Filme im Fernsehen. Jeder Monat hat seine eigenen Vorzüge.“
    „Nur der November nicht. Deshalb halten sie da ja auch diese ganzen Trauertage ab“, erklärte Katja schlechtgelaunt. „Die haben schon gewußt warum, was anderes als trauern kann man in so einer miesen

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