Mit 12 fühlt man ganz anders
es mit einer Zigarette zu versuchen; sie mußten sich von den Mädchen anhören, wie bescheuert die das fanden.
Oben in der Diele schellte die Haustürglocke, und Melanie stürzte hinauf. Mit einem verspäteten Gast, ihrem Vetter Ulli, kehrte sie zurück. Sie kannten ihn alle; er war bis vor einem Jahr in ihre Klasse gegangen, hatte nun aber die Schule gewechselt, da seine Eltern umgezogen waren. Es gab ein großes Hallo, und für eine Weile waren sie damit beschäftigt, Ulli zu füttern und zugleich über seine neue Schule auszufragen. Ulli erkundigte sich nach den Lehrern, und man tauschte Erinnerungen aus. Dann trat von neuem eine Gesprächspause ein.
Sie saßen herum wie im Wartezimmer einer Arztpraxis. Hin und wieder ein Satz, ein Lächeln, das rhythmische Wippen zur Musik und die Blicke abwartend in den Raum gerichtet, als müsse sich dort eine Tür öffnen und die große Show beginnen.
Schließlich stand Helga auf und begann mit halbgeschlossenen Augen auf der Stelle zu tanzen.
„Wollen wir tanzen, Bennie?“ fragte Melanie.
„Hm“, Bennie verkroch sich hinter seinen hochgezogenen Schultern.
„Und du, Daniel?“
„Ich kann nicht tanzen.“
„Was ist denn da groß zu können? Du brauchst dich doch nur im Rhythmus der Musik zu bewegen!“ redete ihm Katja zu, aber Daniel wandte sich den Kassetten zu und begann angestrengt nach etwas zu suchen.
„Dann du, Ulli!“ bat Melanie ihren Vetter.
„Ich esse noch. Später vielleicht. “
„Überhaupt, wozu brauchst du einen Partner, du tanzt ja doch für dich allein!“ bemerkte Max, um ihrer Aufforderung zuvorzukommen.
„Zu zweit macht es aber mehr Spaß!“
„Dann tanze ich eben mit dir!“ sagte Katja schnell, die es nicht nett fand, daß man das Geburtstagskind so im Stich ließ.
Eine Weile bewegten sie sich, einander gegenüberstehend, zur Musik, dann setzte sich Melanie wieder auf ihren Platz.
„Das ist einfach nicht das gleiche, als wenn du mit einem Jungen tanzt. Ihr seid schon unheimliche Flaschen!“
„Feiglinge sind sie, sonst nichts!“ stellte Claudia fest. „Sie glauben, sie könnten sich blamieren!“
„Du mußt gerade reden! Du tanzt ja selber nicht!“
„Ich kann das nicht so gut.“
„Ach, ich denke, es ist überhaupt keine Kunst? Nur ein bißchen zur Musik bewegen!“ motzte Daniel. „Ich finde diese ganze Tanzerei doof. Ich meine so Sachen wie Breakdance oder Rock ‘n’ Roll sind natürlich super, aber die muß man erst richtig lernen. “
„Rock ‘n’ Roll kann ich“, sagte Anja und sprang auf. „Das hat mir ein Junge in den letzten Ferien beigebracht. Habt ihr eine Rock-Kassette da? Dann zeige ich es euch!“
„Ich weiß auch, wer’s dir beigebracht hat!“ stichelte Helga. „Ein rothaariger Holländer namens Piet!“
„Na und?“
„Hier hab ich was!“ verkündete Daniel und legte eine Kassette ein. „Rock around the clock. Ein echter Dauerbrenner!“
Die ersten Takte klangen auf, und Anja versuchte den Grundschritt.
„So, nein, warte mal, so ging das...“
So ganz klappte es nicht. Die anderen sahen geduldig auf Anjas Füße und klatschten den Takt mit.
„Na los, versucht’s doch auch mal! Christine, komm! Mach mit! Katja, du bist doch hier der Tanz-Profi!“ Die Angesprochenen erhoben sich zögernd und versuchten Anja die Schritte nachzumachen.
„Los, wir müssen zu zweit tanzen, dazu braucht man einen Partner!“ Anja packte Katja bei der Hand. „Paß auf, du bist nicht im Takt, merkst du das denn nicht?“
„Quatsch, du bist nicht im Takt! Ich bin ganz richtig!“ Damit hatte Katja zweifellos recht, trotzdem war Anja beleidigt.
„Wer kann denn nun Rock ‘n’ Roll, ich oder du? Du hast doch nur von Ballett ‘ne Ahnung!“
„Okay, okay, dann versuch’s doch mal mit Tine!“ Aber mit Christine klappte es erst recht nicht. Anja und sie gerieten sich sofort in die Wolle. Die anderen sahen schadenfroh zu, und die Jungen machten möglichst überlegene Gesichter, um nicht noch einmal zum Tanzen aufgefordert zu werden. Gerade als sich Anja und Christine ernsthaft zu streiten begannen, wurde die Tür geöffnet und Melanies Mutter schaute herein.
„Na? Amüsiert ihr euch gut? Braucht ihr irgend etwas?“
„Nein danke, Mutti, alles super!“ schwärmte Melanie. „Ja, echt Spitze!“ fielen die anderen ein.
„Gut, dann will ich euch nicht weiter stören.“
Melanies Mutter verschwand, und Daniel, der die Kassette gestoppt hatte, wandte sich wieder dem Recorder zu.
„Noch
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