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Mit 12 fühlt man ganz anders

Mit 12 fühlt man ganz anders

Titel: Mit 12 fühlt man ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Du wirst von Dr. Narouz behandelt werden; er soll sehr gut sein, habe ich gehört. “
    „Narouz, das hört sich so ausländisch an?“
    „Ja, ich glaube, er ist Ägypter oder Perser. Jedenfalls erzählt man sich wahre Wunderdinge über seine Behandlung.“
    So wütend Katja über den Zahnarztbesuch war, auf Dr. Narouz war sie doch neugierig. So verzichtete sie auf weitere Abwehrmanöver, zumal sie wußte, daß Mami sich nicht umstimmen lassen würde.
    Dr. Narouz und Dr. Lau hatten ihre Praxis in einem Häuserblock neben der Oper. Vom Wartezimmer aus konnte man in die Künstlergarderoben der Oper sehen, aber die waren um diese Zeit leer. Trotzdem verharrte Katja am Fenster, in der Hoffnung, einen ihrer Stars zu entdecken. Die Praxis besaß vier Ordinationsräume, in die die Patienten der Reihe nach eingefädelt wurden. Die beiden Zahnärzte pendelten von Zimmer zu Zimmer, gaben eine Spritze und bohrten, wenn die Wirkung eintrat, das Loch für eine Füllung. Wie am Fließband, dachte Katja, gut so, dann hat man es wenigstens schnell hinter sich.
    So schnell allerdings, wie sie gehofft hatte, ging es bei ihr nicht. Zunächst wurden ihre Zähne auf ihren Gesundheitszustand geprüft und zwei kleine Löcher mit Füllungen versehen. Dann begann das Maßnehmen für die Zahnspange. Das war zwar nicht schmerzhaft, nahm aber einige Zeit in Anspruch. Doch was machte das, solange sie Dr. Narouz anschauen konnte!
    Dr. Narouz war absolut das Höchste, das ihr je zu Gesicht gekommen war! Eine Mischung aus Tom Selleck und Michael Jackson, nur noch hübscher! Daß er eine Brille trug, machte ihn nur noch aufregender, es gab ihm einen Hauch von Schüchternheit. Das Riesigste war seine Stimme: wie gegen den Strich gebürsteter Samt, fand Katja.
    In ihrem Kopf begannen ein Dutzend Filme zugleich, alle mit einem Titel, in dem die Namen Katja und Narouz vorkamen. Schade, daß sie seinen Vornamen nicht wußte! Sicher war es ein sehr geheimnisvoller, fremd klingender Name. Ob sie ihn fragen sollte? Unmöglich! Sie mußte das irgendwie anders herausbekommen! Vielleicht hatte sie Glück und fand den Namen im Telefonbuch.
    Dr. Narouz diktierte der Sprechstundenhilfe alle möglichen Zahlen und Daten, dabei hielt er Katjas Kopf in den Händen und bewegte ihn sanft von einer Seite zur anderen. Dann rief er Mami und erklärte ihr - wobei Katja den Mund noch ein wenig weiter aufreißen mußte -, wie die zukünftige Zahnspange aussehen würde und was sie bewirken sollte. Katja hatte das Gefühl, ihren Kiefer auszurenken, trotzdem gab sie keinen Mucks von sich, sondern sah, soweit es in dieser Haltung möglich war, dem Zahnarzt tief und seelenvoll in die Augen.
    Dr. Narouz lächelte verständnisvoll.
    „Du bist nicht sehr glücklich über die Zahnspange, stimmt’s?“
    Katja schloß erleichtert den Mund und richtete sich ein wenig auf.
    „Oh, das hilft ja nun nichts“, sagte sie heiter. „Wenn es sein muß..., und es ist ja nicht für die Ewigkeit.“
    „Es ist alles nicht so schlimm, wie du glaubst“, beruhigte der Zahnarzt sie. „Du bekommst eine herausnehmbare Spange. Natürlich solltest du sie möglichst ständig tragen. Aber wenn du dich hübsch machen willst, wenn du mal mit deinem Freund zum Tanzen gehst, darfst du sie ruhig zu Hause lassen.“
    Katja wurde von einem wohligen Gefühl durchrieselt. Er hielt sie mindestens für zwei oder drei Jahre älter, sonst hätte er das nicht gesagt! Sie lächelte selig. Leider verabschiedete sich Dr. Narouz jetzt viel zu schnell; der nächste Patient wartete. Katja drehte sich in der Tür noch einmal um, um wenigstens einen kleinen Blick seiner hübschen dunklen Augen zu ergattern - vergeblich. Er war so in das Krankenblatt des nächsten Patienten vertieft, daß er nicht einmal ihren Gruß hörte.
    „Zu nett, dieser junge Dr. Narouz, nicht wahr!“ sagte Mami, als sie im Fahrstuhl nach unten fuhren. „Er scheint wirklich ein tüchtiger Mann zu sein.“
    „Doch, doch. Nicht schlecht. Jedenfalls besser als der alte Lau“, murmelte Katja, um einen gleichgültigen Ton bemüht. Daß Mami Dr. Narouz „zu nett“ fand, paßte ihr überhaupt nicht.
    Die Tage bis zum nächsten Zahnarztbesuch schienen sich endlos in die Länge zu ziehen. Hin und wieder holte sich Katja das Telefonbuch, um den Namen ihres neuen Angebeteten zu lesen. Zwar stand sein Vorname nicht darin, nur Narouz, Y., Dr. med. dent., aber dieses „Y“ war geheimnisvoll genug. Gehörte es zu „Yussuf“? Oder

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