Mit 12 fühlt man ganz anders
mal dasselbe? Oder was wünschen die Herren und Damen zu hören?“
„Etwas anderes“, maulte Anja. „Das mit dem Rock ‘n’ Roll haut ja doch nicht hin, so lahme Enten, wie ihr seid!“
„Selber lahm. Na, sehen wir mal, was wir hier in unserer Schatztruhe so alles haben.“
„Was machen wir denn jetzt?“ fragte Claudia. „Wollen wir was spielen?“
„Was spielen? Wir sind doch keine Babys mehr!“
„Nicht tanzen, nichts spielen..., was denn dann?“
„Wir haben eine Party! Reicht das nicht?“ sagte Christine, nicht recht überzeugend.
„He, das ist super!“ Daniels Augen leuchteten auf. Andächtig schob er eine Kassette in den Recorder. „Mary Poppins..., die wünsche ich mir schon eine Ewigkeit! Superkalifragilistikexpialligetisch..."
Die anderen rückten näher. Die Gespräche verstummten, nach und nach geriet einer nach dem anderen in den Bann der Musik. Mit angespannten Gesichtern lauschten sie den Dialogen und Songs; sie sangen mit und lachten und hörten die Kassette vom Anfang bis zum Ende an.
„Super!“ seufzte Helga glücklich, als der letzte Ton verklungen war.
„Ja wirklich, ich könnte das hundertmal hören!“ bestätigte Anja.
„Ich höre sie auch wahnsinnig gern“, gestand Melanie. „Ich habe sie vor zwei Jahren zum Geburtstag bekommen.“
„Hast du nicht noch mehr davon?“
Daniel begann in den tieferen Schichten des Kastens mit den Kassetten zu wühlen. Bennie und Christine knieten sich neben ihn.
„Mann, was die alles hat! ,Die drei Fragezeichen’, ,Hui Bu’, ,Pumuckl’, sämtliche Folgen! Jim Knopf’, ,Momo’, ,Unendliche Geschichte’! Wow, hier... ,Der Untergang der Titanic!’“
„Die kenn ich noch nicht, gib her!“
Wie der Blitz hatte Bennie die Kassette eingelegt. Niemand protestierte, im Gegenteil. Sofort senkte sich andächtige Stille über den Raum.
Nachdem sie noch zwei Folgen „Hui Bu“ und eine „Pumuckl“-Kassette gehört hatten, sah Helga erschrocken auf ihre Armbanduhr.
„Schon sieben! Da sollte ich längst zu Hause sein. Sei nicht böse, Melanie, aber ich muß los!“
„Ich auch!“ sagte Katja und sprang auf. „Tschüs, Melanie, und vielen Dank für den schönen Nachmittag!“ Auch die anderen verabschiedeten sich und versicherten Melanie, was für eine tolle Party es gewesen sei. In alle Richtungen stoben sie davon.
Als Katja die Wohnung betrat, saß die Familie schon beim Abendessen.
„Na, wie war’s?" erkundigte sich Mami. „Habt ihr eure Party genossen?“
„Klar. Super war’s!"
„Das klingt nicht besonders überzeugend.“
„Na ja, also, wenn ich es gewesen wäre“, meinte Katja nachdenklich, „ich glaube, ich hätte es irgendwie anders gemacht. Wenn wir sonst Geburtstag gefeiert haben, war’s einfach lustiger. Na, vielleicht kann man das nicht so vergleichen: Kindergeburtstag ist eben was anderes. Trotzdem, es war eine Super-Party!“
Klemmentine
„Jetzt wird es höchste Zeit, daß wir zum Zahnarzt gehen, mein Schatz!“ sagte Mami eines Morgens. „Du weißt, wegen der Zahnspange.“
„Mami, muß das denn sein? Ich will nicht mit so einem blöden Ding im Mund rumlaufen!“ jammerte Katja.
„Du willst aber später auch nicht mit so schiefen, häßlichen Zähnen rumlaufen, nicht wahr? Wenn wir es jetzt nicht machen lassen, ist es zu spät.“
„Ich will nicht!“
„Sei nicht albern, Liebes. Was die anderen können, kannst du auch. Wie viele in deiner Klasse sind in der gleichen Situation! Denen macht es sicher auch keinen großen Spaß, und trotzdem ertragen sie es mit Fassung. Am besten, ich melde uns noch heute an. Möchtest du noch ein Brötchen?“
„Danke, mir ist der Appetit vergangen.“
Katja stand wütend auf und nahm ihre Schultasche. Das Schulbrot vergaß sie absichtlich, obgleich Mami ihr den Rest des Bratens von gestern drauf getan hatte, um ihr einen besonderen Wunsch zu erfüllen. Sie war verzweifelt, da konnte man sich auch nicht an einem Bratenbrot mit Senf und Gurkenscheiben freuen.
Zu ihrem Unglück empfing Mami sie mittags gleich mit einer Hiobsbotschaft.
„Stell dir vor, Liebes, wir haben schon heute nachmittag einen Termin bei Dr. Lau. Ein anderer Patient hat abgesagt, so konnten sie uns gleich für heute eintragen.“
„Ich hasse Dr. Lau. Er tut immer so opahaft überlegen, als könnte ich nicht bis drei zählen!“
„Was das betrifft, kann ich dich beruhigen. Er hat jetzt einen weiteren Arzt in die Praxis genommen, weil er sich demnächst zur Ruhe setzen will.
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