Mit 17 setzt man auf die Liebe
hörte sie Schritte. Jemand stolperte an den Zelten entlang und rief leise etwas. Einen Namen, sie konnte ihn nicht genau verstehen.
Jetzt kam der Mann näher. „Katja? Ist Katja Steinebach hier? Katja!“
Katja fuhr hoch. Der Mann hatte sehr leise gerufen, offensichtlich wollte er niemanden stören. Trotzdem erkannte sie seine Stimme. Janos! Janos Thöldy! Was machte der hier auf dem Campingplatz am Gardasee?
Katja zog sich im Dunkeln T-Shirt und Jeans an und schlich nach draußen.
„Janos? Hier bin ich! Hier unten!“
„Na, Gott sei Dank, endlich! Ich habe schon befürchtet, ich müßte noch alle anderen Campingplätze am See abklappern!“ Janos ließ sich aufatmend neben Katja auf den Boden nieder. „Und das alles im Dunkeln! Das habe ich wirklich noch nie für ein Mädchen gemacht, das kannst du mir glauben!“
„Was um alles in der Welt ist denn los, daß du mich mitten in der Nacht auf einem Campingplatz suchst?“
„Nicht nur das. Ich bin auch in Rekordzeit von München hier runtergerast, um dich zu finden. Ich brauche dich. Ich habe eine Rolle für dich“, sagte Janos, als sei es die normalste Sache der Welt.
„Du hast was? Ich glaub, ich spinne! Du bist von München hierhergerast, um mich zurückzuholen? Sofort? Das gibt’s doch nicht!“
„Und ob’s das gibt. Schließlich sitze ich hier neben dir. Nur um mir eine meiner Tänzerinnen höchst persönlich einzufangen.“
„Ich glaube, das mußt du mir näher erklären.“
„Katja, du weißt, daß ich für eine Tournee durch Europa ein Ballett nach der Musik eines Freundes inszeniere. Ich bin mitten in den Proben, da fällt mir eine meiner Tänzerinnen aus. Überall in Deutschland sind Theaterferien, alle sind in Urlaub. Jedenfalls alle die, die für mich in Frage kämen. Oder sie sind im festen Engagement. Da bist du mir eingefallen. Du bist zwar noch nicht fertig ausgebildet, aber du bist so gut, daß du die Rolle ohne weiteres packen kannst. Na schön, es ist keine riesige Sache, das meiste mit der Gruppe, aber auch zwei gute Soli. Jedenfalls kann ich dir versprechen... wenn du die Tournee hinter dir hast, hast du’s geschafft! Dann werden sich die Theater um dich reißen.“
„Du übertreibst. Aber selbst wenn du recht hättest, was wird mit der Schule? Ich kann doch nicht einfach monatelang Ferien machen?“
„Willst du eine bekannte Tänzerin werden oder nicht?“ sagte Jonas dramatisch. „Das ist eine einmalige Chance für dich, Katja, die kommt vermutlich nie wieder!“
„Das werden meine Eltern nie erlauben“, murmelte Katja verwirrt.
„Sie haben es schon erlaubt.“
„Was?“
„Nun ja, zumindest haben sie gesagt, sie überlassen es dir. Wenn du den Wunsch hast, Tänzerin zu werden und diese Rolle zu übernehmen, hat deine Mutter gesagt, würden sie dir sicher nicht im Wege stehen. Na ja, schließlich wissen sie, wie gut du bist.“
„Sei nicht böse, das kommt alles ein bißchen plötzlich. Ich kann das noch gar nicht richtig begreifen!“
„Verstehe ich ja. Ich hätte dich auch angerufen, aber es war ja
unmöglich, dich zu erreichen!“
„Drei Monate auf Tournee gehen... ich werd verrückt! Tanzen! Richtig zum Ensemble gehören! Wahnsinn! Sag mal, was ist mit Petra? Warum fragst du sie nicht?“
„Das weißt du genau. Petra hat das Interesse an der Tanzerei verloren. Sie ist nicht mehr halb so gut wie du. Du hast es einfach, du hast es unter der Haut!“
Katja fühlte plötzlich eine kribbelnde Freude aufsteigen. Janos, der große Janos Thöldy war ihr nachgefahren, um sie für sein Ballett zu engagieren! Sie hätte laut aufschreien können!
„Bilde dir bloß nicht ein, daß das ein reines Vergnügen wird!“
Katja sah im fahlen Mondlicht, wie sich Janos’ Gesicht zu einem breiten Grinsen verzog. „Das wird Knochenarbeit! Du wirst mich noch verfluchen!“
„Was das betrifft, schreckt mich so leicht nichts, das weißt du doch!“ antwortete Katja lachend. „Ich bin hart im Nehmen.“
„Ich weiß. Also, komm, pack deine Sachen zusammen. Wir wollen so schnell wie möglich zurückfahren.“
Katja zögerte.
„Ich weiß nicht... Klaus... ich glaube, er wird es nicht verstehen. Er wird wütend sein, wenn ich so einfach abhaue.“
„Unsinn!“ Hinter ihnen kroch Klaus aus seinem Zelt und richtete sich auf. „Entschuldigt, daß ich eure Unterhaltung mitangehört habe, aber das läßt sich hier leider nicht vermeiden. Also, wenn du meine Meinung wissen willst: Wenn du wirklich überzeugt bist,
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