Mit 17 setzt man auf die Liebe
Schau her, Vitalfutter, damit er alle Vitamine bekommt, die er braucht. Und hier etwas zum Spielen, das ist eigentlich für Wellensittiche, aber vielleicht macht ihm das auch Spaß!“
„Wie nett!“ Klaus sah unsicher drein. „Das können wir ja dann an den Spiegel hängen!“
„Ja richtig, einen kleinen Spiegel habe ich auch hier, damit er sich nicht so einsam fühlt!“
„Ach, das glaube ich eigentlich nicht.“
„Was?“
„Daß er sich einsam fühlt.“
„Wenn wir da sind, sicher nicht, aber die langen Stunden am Vormittag, wenn wir in der Schule sind. Und Luischen kann ihm schließlich nicht die ganze Zeit Gesellschaft leisten. Obwohl... vielleicht könnte sie ihn dann zu sich in die Küche holen?“
Klaus, der gerade einen Schluck Cola getrunken hatte, bekam einen Hustenanfall. Petra klopfte ihm kameradschaftlich den Rücken.
„Ach, ich weiß nicht, ich glaube, das würde Luischen doch ein bißchen zu mühsam“, krächzte er schließlich.
„Da kennst du Luischen schlecht!“
„Wollen wir nicht mal was bestellen?“ unterbrach Petra, die sehnsüchtig auf einen Rieseneisbecher auf dem Nachbartisch schaute. „Ich nehme einen Coppa Vesuvio.“
„Ich einen Erdbeerbecher!“ rief Katja der Kellnerin zu, die die Bestellung im Vorübergehen aufnahm. „Wie wollen wir ihn denn nun nennen?“
„Wie bitte?“ Klaus schien heute merkwürdig abwesend und durcheinander zu sein.
„Welchen Namen unser Vogel bekommen soll?“
„Ach, ich finde, du solltest ihn dir erst mal ansehen, und dann entscheiden wir uns.“
„Troubadour würde passen. Schließlich sind Kanarienvögel tolle Sänger!“
„Der nicht.“
„Warte es ab, vielleicht lernt er es noch! Was ist los mit dir, hast du dich erkältet?“
„Ich, wieso?“
„Du hustest dauernd. Übrigens, ich muß dich noch um Entschuldigung bitten“, sagte Katja und machte sich über ihr Eis her, das die Kellnerin gerade vor sie hingestellt hatte. „Ich meine, daß ich am Telefon so sauer war. Mir ist das immer peinlich, wenn ich mitten aus dem Training gerufen werde. Und dann noch bei Frau Künzel persönlich! Sie mußte den Unterricht unterbrechen, weil Elfie heute frei hat und niemand im Büro ist. Hinterher hat’s mir natürlich leid getan, daß ich dir nicht gesagt habe, du könntest ruhig beide nehmen!“
„Beide? Wie meinst du das?“
„Na, den Kanarienvogel und den Wellensittich!“
„Du meinst... für jeden von uns einen!“ Klaus lachte etwas zu laut. „Das wäre natürlich super! Aber leider zu teuer, Schätzchen, das können wir uns noch nicht leisten.“
„Na also, so viel kosten doch zwei Vögel auch nicht!“
„Glaub mir, einer reicht vollkommen!“
„Wie bist du eigentlich so aus heiterem Himmel an einen Vogel gekommen? Hast du ihn geerbt?“
„Geerbt? Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Im Gegenteil, meine gesamten Ersparnisse hat er mich gekostet. Trotzdem lade ich euch ein. Ich zahle schon mal, ja?“
Klaus sprang auf und ging zu der Kellnerin hinüber, Katja schaute ihm kopfschüttelnd nach.
„Sollte das jetzt ein Witz sein?“
„Vermutlich“, sagte Petra und kratzte betrübt die letzten Reste der sahnigen Flüssigkeit aus ihrem Becher. „Er wird wohl kaum so wenig auf seinem Sparbuch haben. Jungen übertreiben immer furchtbar.“
„Fertig?“ drängte Klaus. „Dann laßt uns gehen!“ Er sammelte die Päckchen vom Tisch und wog die Tüte mit dem Kraftfutter prüfend in der Hand. „Hoffentlich bringt ihn das nicht um, wenn ich ihm das zu fressen gebe!“
„Na, hör mal, das ist das Beste vom Besten!“ widersprach Katja empört.
„Das glaube ich dir aufs Wort“, sagte Klaus grinsend,’ „nur, ob er es dir glaubt, ist die Frage. Er ist nämlich bisher mit etwas ganz anderem gefüttert worden.“
Sie schlängelten sich durch die Tische hindurch auf die Straße. Klaus wandte sich nach rechts.
„Hier geht’s lang. Die nächste Ecke rechts und auf die andere Straßenseite.“
Er beschleunigte seine Schritte, war den Mädchen ein paar Meter voraus und zog einen Schlüssel aus der Hosentasche. Vor einem knallgelben VW-Golf machte er halt und schloß die Fahrertür auf. Dann wandte er sich um und drückte Katja die Tüte mit dem Vogelfutter in die Hand.
„Willst du unserem Vögelchen das Futter aus der Hand geben oder soll ich einen Teller besorgen?“
Katja blieb für einen Augenblick buchstäblich der Mund offenstehen. Dann ließ sie Tasche, Jacke und Futtertüte fallen und stürzte
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