Mit 17 setzt man auf die Liebe
dann wieder ein elektrischer Bohrer, es mußte etwas kopiert werden, ein anderes Mal brauchte man Scheinwerfer und Kabel.
So wurde das Unternehmen Jugendclub von allen Beteiligten als sehr positiv gesehen. Die Bibliothek wuchs von Woche zu Woche um einige Bücher und wurde eifrig frequentiert; Video- und Disco-Abende erfreuten sich großer Beliebtheit; der Tischtennisraum war stets umlagert, ebenso wie die Billardtische. In der Teeküche sorgte eine Gruppe junger Leute immer wieder für Überraschungen: von der Pizza-Party bis zum großen Grillfest, dem asiatischen Abend bis zum Brotback-Fest.
Zu Diskussionen und Diavorträgen lud man Eltern oder Lehrer ein, die ein interessantes Gebiet zu vermitteln wußten oder ein ausgefallenes Hobby pflegten. Die Fotowerkstatt steckte noch in ihren Anfängen, ähnlich war es mit den geplanten Töpfer-, Schreiner- und sonstigen handwerklichen Aktivitäten; aber auch das würde mit der Zeit in Gang kommen, da waren sich alle sicher.
Einen wunden Punkt allerdings gab es bei dem Unternehmen. Man hatte ein Jugendzentrum für alle jungen Leute des Ortes gründen wollen. Nun stellte sich heraus, daß die Gymnasiasten und Realschüler unter sich blieben. Die Hauptschüler blieben dem Club 16 nicht nur fern, sie betrachteten ihn auch mit zunehmender Ablehnung und Voreingenommenheit. Was nützte es da, daß aus anderen Orten Jugendliche in den Club drängten. Die, denen man vor allem bessere Möglichkeiten für ihre Freizeitgestaltung hatte bieten wollen, blieben fern. Bis jetzt jedenfalls.
Und nicht nur das.
Als sie eines Morgens - es war an einem schulfreien Samstag -zum Clubhaus kamen, hatte jemand einen Schubkarren voller Kuhmist vor der Eingangstür abgeladen. Die Urheber waren nicht schwer zu erraten, denn quer über die leuchtendblaue Tür war mit Kreide das Wort Scheißgymnasiasten geschrieben.
Die Jungen und Mädchen vom Club 16 nahmen die Sache mit Humor. Der Kuhmist wurde als willkommenes Geschenk betrachtet und auf die Rosenrabatten unter den Fenstern verteilt. Die Rosenstauden konnten den Mist brauchen.
Eine Woche später war der Fahrradständer demoliert, und nach zwei weiteren Wochen - sie hatten ihn gerade erneuert - war er ganz verschwunden. Auf eine Visitenkarte hatten die Täter diesmal wohlweislich verzichtet.
„Ruhe bewahren. Irgendwann muß ihnen das ja langweilig werden“, mahnte Herr Ott. „Laßt euch bloß nicht zu einem Krieg provozieren.“
Aber „Ruhe bewahren“ war leicht gesagt, wenn man zum Clubhaus kam und feststellen mußte, daß die frischgestrichenen gelben Wände mit Inschriften und Beschimpfungen in roter Farbe bespritzt waren.
Ehepaar Ott wandte sich an die Lokalzeitungen. Fotos wurden gemacht, die jungen Leute und einige Eltern interviewt. Die Jugendlichen zeigten sich ratlos und nahmen die Gelegenheit wahr, auf diesem Wege die jungen Gegner zum Friedenschließen und Mitmachen zu überreden. Von einigen Erwachsenen hörte man böse Worte, die den Graben nur vertiefen konnten. Diebesgesindel, Rowdys und Asoziale - Katja bekam eine Gänsehaut, als sie es las. Damit konnte alles nur schlimmer werden.
Am nächsten Tag waren Tims und Nicolas Fahrräder verschwunden. Nur die durchgeschnittenen Ketten hingen noch am Fahrradständer.
Tim und Nicola meldeten den Diebstahl bei der Polizei. Ab sofort wurden die Fahrräder der Clubbesucher im Keller untergestellt.
Ein paar Tage geschah nichts. Aber dann kam der Abend, an dem Miriams Vater einen Dia-Vortrag über seine Motorradtour durch Kanada hielt. Sie kommentierten gerade das Bild von dem tolpatschigen Bärenjungen, das vergeblich versuchte, einen Lachs zu fangen, als es klirrte und ein Ziegelstein in den Raum krachte... haarscharf an Gabys Kopf vorbei.
Einen Augenblick saßen sie wie erstarrt.
„Das geht zu weit!“ rief Klaus und sprang auf.
Miriams Vater und die anderen folgten ihm nach draußen. Sie schwärmten nach allen Seiten aus, aber natürlich war der Übeltäter sofort davongerannt. Ein startendes Moped in der Ferne ließ die Richtung vermuten. Es war sinnlos, es zu verfolgen; wer konnte schon beweisen, daß der Fahrer etwas mit der Sache zu tun hatte.
Niedergeschlagen versammelten sie sich wieder im Vorführraum. Katja und Editha hatten die Scherben zusammengekehrt, Herr Ott den Rest der zerbrochenen Scheibe aus dem Fensterrahmen gelöst und durch Pappe notdürftig ersetzt.
„Mir sitzt der Schreck noch in allen Knochen“, sagte Nicola. „Das ist doch einfach nicht zu
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