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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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sich von der Landwirtschaft zurückzieht. Ich fand später heraus, daß das Schema immer das gleiche war. Mit den kleinen Gerätschaften fing die Auktion meistens an, um mögliche Käufer in Schwung zu bringen. Darauf folgten größere Objekte sowie Landmaschinen und zum Schluß lebendes Inventar.
    Heute gab es sechsundzwanzig verschiedene Posten an Kleingerätschaften: Äxte, Heugabeln, Mistgabeln aus Weißblech, ein abgenutzter Spaten für den Garten, breitbäuchige Schaufeln zum Säubern der Tierboxen, Dosen, Schachteln und Krüge voller Schrauben, Nägel, Klammern, Muttern, Dichtungsringen und Bolzen, Stangen zum Säubern von Weidenabflüssen, eine Schrotsäge, Seile und Drähte sowie all die anderen verschiedenen Dinge, die sich im Lauf eines landwirtschaftlichen Lebens ansammeln.
    Der Verkäufer, Edward Sheldon, gesellte sich zu Ellis und Howard und wurde mir vorgestellt. Warum wollte er verkaufen?
    »Beine«, antwortete er schlicht und wies auf seinen Stock. »Irgendwas ist mit meinem Kreuz nicht mehr in Ordnung. Manchmal kann ich morgens kaum auf den Beinen stehen, geschweige denn mich zum Melken bücken.«
    »In etwa ging’s mir heute früh auch so«, berichtete ihm Ellis. »Dann hoffe ich bloß, daß Gott es freundlicher mit dir meint als mit mir«, sagte Sheldon mitleidig. »Mit dem Arbeiten ist es bei mir vorbei.«
    Er hatte einen gepachteten Hof gehabt. Jetzt würde er an den Großgrundbesitzer zurückgehen, obgleich Sheldon einen erwachsenen Sohn hatte, der in der Lage und auch bereit war, ihn zu übernehmen. Viele Großgrundbesitzer verfuhren nach der gleichen Methode: sie ließen sich kleinere Pachthöfe wieder zurückgeben, um Großbetriebe zu bilden, die für eine moderne und rentable Bewirtschaftung besser geeignet waren. Unter dem wirtschaftlichen Druck des zwanzigsten Jahrhunderts starben die Ein-Mann-Betriebe unter den Bauernhöfen aus.
    »Ich kann allerdings in dem Haus wohnen bleiben«, sagte Sheldon. »Damit sind sie einverstanden. Sie nehmen das Land und die Wirtschaftsgebäude, aber ich und die Frau bleiben hier.«
    Er ging weiter, um sich um andere Dinge zu kümmern, und Howard sagte in ruhigem Ton: »Das könnte ich niemals tun.«
    »Was?«
    »Wohnen bleiben und zusehen, wie ein anderer mein Land bearbeitet.«
    Ellis erwähnte seinen Schwiegersohn: »Er bearbeitet meines.«
    »Das ist was anderes.« Howard schüttelte den Kopf. »Der gehört zur Verwandtschaft. Wenn ich mal abtrete, möchte ich, daß jemand aus der Familie den Hof übernimmt und nicht Fremde.«
    Wir gingen weiter, um uns den Rest der Ausstellung anzusehen.
    Abgesehen von dem Viehbestand gab es zweiundachtzig verschiedene Versteigerungsposten. Ein Traktor, Modell David Brown 880, war das reizvollste Objekt. Leuchtend rot stand er in der Mitte des Feldes. Unsere kleine Gruppe gesellte sich zu denjenigen, die ihn betrachteten, und man gab mir den Rat, »auf ihn zu achten«.
    Noch mehr Männer — es war so gut wie keine Frau dabei — kamen ohne Unterbrechung in den verschiedensten Autos und Fahrzeugen an, deren Modelle von teuer aussehenden Bentleys bis zu verhunzten, schrottreifen Kisten reichten. Nicht, so beeilte man mich zu belehren, daß ich annehmen dürfte, Aussehen oder Alter der Autos ließen auf die finanziellen Verhältnisse eines Mannes schließen.
    So eine Versteigerung war ganz offensichtlich ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis. Aus einem Umkreis von fünfundzwanzig bis fünfunddreißig Kilometern waren die Bauern hergekommen, um zu gucken, zu feilschen, mit alten Freunden zu schwatzen oder gar, falls der Preis stimmte, um zu kaufen. So waren sie ständig auf dem laufenden über die augenblickliche Preislage, außerdem gab es immer die Möglichkeit eines besonders vorteilhaften Kaufs.
    Irgendwie sahen sie sich alle ähnlich. Es gab zwar große und kleine, schlanke oder dickere Männer, aber alle waren durch die harte Arbeit draußen, bei jedem Wetter, körperlich gestählt; ihre Hände hatten sich in braune lederne Werkzeuge verwandelt, die man für mehr als fünfzig verschiedene Arbeiten benutzen konnte. Von allen ging eine gewisse Selbstsicherheit aus; alle mußten Entscheidungen treffen, die Leben oder Tod ihrer Tiere betrafen sowie ihren eigenen Profit oder Verlust. In Zweier- und Dreiergruppen schlenderten sie durch die Reihen der zum Verkauf ausgestellten Gegenstände; sie prüften, taxierten und legten einen bestimmten Wert fest. Einer von ihnen saß in dem Schalensitz einer Mähmaschine und

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