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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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anzeigte, daß ihre Belohnung hundert Gramm zu gering ausgefallen war. Ellis bemerkte meinen Gesichtsausdruck: »Du wirst’s schon sehen. Mit Betrug macht man bei ihnen keinen Gewinn.«
    Um diese Jahreszeit waren die Rationen sehr groß. Für jede Gallone nach den ersten fünf Litern erhielten sie zwei Kilo Konzentrat. Die ersten fünf Liter mußten sie von ihrem normalen Futter produzieren. Sogar ich fand den Geruch des frischen Futterkonzentrats angenehm. Aber gemessen an der Ungeduld der Kühe und wie einige dieser vierbeinigen Milchbars sabberten, mußte für sie das Konzentrat wie Trüffel und Kaviar schmecken. Obgleich Ellis’ kostbare Kühe normalerweise ruhige und verträgliche Kreaturen waren, wurde es nun offensichtlich, daß dieses Konzentrat die weniger guten Charaktereigenschaften zu Tage förderte. Falls auch nur die geringste Möglichkeit dazu bestand, bestahlen, betrogen oder tyrannisierten sie dafür ihre beste Freundin.
    Selbst Ellis mußte das zugeben. Traurig schüttelte er den Kopf. »Ich fürchte, du hast recht, Jacky. Sie würden sogar ihre Großmutter dafür umbringen.«
    Nach seiner Meinung war dies der einzige dunkle Punkt i in ihren ansonsten blütenweißen Charakteren.
    Wir arbeiteten die Reihe entlang. Vor dem Anlegen der Maschinen mußten die Euter mit warmem Wasser gewaschen werden, dem ein paar Tropfen Sterilisationsmittel hinzugefügt worden waren. Im Sommer mochte diese Aufgabe recht einfach sein, wenn die Kühe draußen auf der Weide standen, aber im Winter im Stall, war das etwas ganz anderes. Dann waren ihre Euter derart verdreckt mit angetrocknetem Mist, daß man am liebsten mit einem Topfkratzer darangegangen wäre. Jedoch war hier Geduld anzuraten. Ellis Musterexemplare glaubten nicht an die Tugend des demütigen Leidens: vielmehr waren sie bereit, die Melkmaschine wegzutreten, in den Mist zu trampeln und am Ende gar den Wäscher zu bestrafen.
    Natürlich war auch nur die Vorstellung eines derartigen Happenings für Ellis undenkbar. Für ihn lief immer alles unkompliziert und ohne Zwischenfälle ab. Er trat neben eine Kuh, säuberte und wusch das Euter und stülpte dann die gummierten Melkstutzen der Maschine so einfach über die Zitzen, als würde er sich mal eben den Kopf kratzen. Das Konzentrat kullerte in die Tröge, und wenn einmal eine Kuh unruhig wurde und sich bewegte, dann sagte er lediglich: »Ganz ruhig, altes Mädchen, ganz ruhig.« Und alles lief glatt. Die Pulsatoren auf den Apparaten machten plipp-plopp, die Melkstutzen bewegten sich im gleichmäßigen Rhythmus — und die Milch begann in den Eimer zu fließen.
    Nichts auf der Welt sei einfacher, meinte Ellis. Das war eine Überraschung für mich, denn ich konnte mir eine Menge einfacherer Dinge vorstellen. Nachdem ich ihm eine Weile gefolgt war mit der Waschschüssel und dem Schwamm in der Hand für ein halbes Dutzend Kühe, durfte ich ein paar von den ganz gemütlichen waschen. Dann kam mein großer Augenblick.
    »Dies hier ist ein schlafmütziges altes Ding«, sagte er und zeigte dabei auf ein riesiges Tier, das mit gewaltigen Kiefern, die es auch mit einem Männerarm aufnehmen konnten, wiederkäute. »Probier’s mal mit ihr, sie benimmt sich bestimmt anständig.« Ich hatte furchtbare Angst, alles zu vermasseln. Dennoch bemühte ich mich, ein mutiges Gesicht zu machen.
    Für das Waschritual brauchte ich doppelt so lange wie Ellis, aber ich absolvierte das ohne große Zwischenfälle. Die Kuh kaute weiter und — ermutigt durch ihr Desinteresse — wagte ich das Anlegen der Apparate. Das klappte sogar verhältnismäßig leicht. Zumindest mit drei Melkstutzen. Allerdings saßen sie auf den falschen Zitzen. Ich hatte noch einen Melkstuten übrig, aber keine Zitze in erreichbarer Nähe.
    Ich nahm sie wieder ab und fing von vorne an, eifrig bemüht, den Fehler nicht zu wiederholen. Um ganz sicher zu gehen, bückte ich mich und untersuchte die Ausstattung der Kuh. Sie verfügte tatsächlich über vier Zitzen: ich hatte fast erwartet, eine weniger zu finden. Ellis tat so, als hätte er nichts bemerkt, holte ein Taschentuch mit großen Punkten aus der Tasche und schnaubte hinein.
    Diesmal klappte es mit den Melkstutzen, allerdings überraschte die Stärke der Saugkraft, und die Dame wurde leider gekniffen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie meine Fummelei hingenommen, aber nun drehte sie mir den Kopf zu und sah mich mit prüfendem Blick an. Dann hob sie mit aller Bedachtsamkeit einen ihrer Hinterläufe und fegte

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