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Mit deinen Augen

Mit deinen Augen

Titel: Mit deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaui Hart Hemmings
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Schönheit draußen bleiben muss.
    Hoffentlich merkt sie nicht, dass ich sie prüfend mustere und dass mir das, was ich da sehe, große Sorgen macht. Scottie ist hektisch und seltsam. Sie ist zehn. Was tun Menschen tagsüber, wenn sie zehn Jahre alt sind? Jetzt fährt sie mit dem Finger unten am Fenster entlang und murmelt: »Davon könnte ich die Vogelgrippe bekommen«, und dann formt sie mit der Hand einen Kreis um den Mund und gibt einen Trompetenstoß von sich. Sie ist verrückt. Wer weiß, was in ihrem Kopf vor sich geht. Apropos Kopf - sie müsste dringend zum Friseur oder sich wenigstens mal kämmen. Ihre Haare sehen aus wie wild wucherndes Unkraut. Wer schneidet ihr die Haare? , überlege ich. War sie überhaupt schon mal beim Friseur? Sie kratzt sich auf der Kopfhaut, inspiziert anschließend ihre Fingernägel. Sie trägt ein T-Shirt, auf dem steht: ICH BIN NICHT SO. ABER ICH KÖNNTE SO SEIN! Nur gut, dass sie nicht superhübsch ist, aber ich weiß, das kann sich schnell ändern.
    Ich schaue auf meine Armbanduhr. Joanie hat sie mir geschenkt.
    »Die Zeiger leuchten, und das Zifferblatt ist aus Perlmutt«, sagte sie.
    »Wie viel hat sie gekostet?«, fragte ich.
    »Wieso wusste ich bloß, dass du das als Erstes fragen wirst?«
    Ich sah, dass sie gekränkt war. Bestimmt hatte sie sich das Geschenk lang überlegt. Joanie macht gern Geschenke und bemüht sich immer, vorher herauszufinden, was die Leute mögen, damit sie mit ihrer Wahl zeigen kann, dass sie sich die Zeit genommen hat, ihnen zuzuhören und sie näher kennenzulernen. Jedenfalls erweckt sie diesen Eindruck. Ich hätte nicht nach dem Preis fragen dürfen. Sie wollte doch nur demonstrieren, dass sie mich kennt.
    »Wie spät ist es?«, fragt Scottie.
    »Halb elf.«
    »Noch ziemlich früh.«
    »Ich weiß«, sage ich.Was soll ich tun? Wir sind aus zwei Gründen hier: einerseits, um Joanie zu besuchen, in der Hoffnung, dass sich ihr Zustand über Nacht gebessert hat und sie jetzt auf Licht, Geräusche und Schmerzreize anspricht, aber andererseits auch, weil wir nirgendwo anders hingehen können. Sonst ist Scottie den ganzen Tag in der Schule, und dann holt Esther sie ab, aber ich dachte, diese Woche sollte sie öfter hier im Krankenhaus sein, mit mir zusammen, also habe ich sie von der Schule befreien lassen.
    »Was möchtest du jetzt machen?«, frage ich sie.
    Sie schlägt ihr Notizheft auf. Das Sozialkundeprojekt nimmt anscheinend ihre gesamte Zeit in Anspruch. »Keine Ahnung. Etwas essen.«
    »Was würdest du normalerweise machen?«
    »Ich wäre in der Schule.«
    »Und am Samstag? Was würdest du samstags machen?«
    »Ich wäre am Strand.«
    Ich überlege, wann ich das letzte Mal allein für sie verantwortlich war und was wir gemeinsam unternommen haben. Ich glaube, sie war damals ein Jahr alt oder vielleicht anderthalb. Joanie musste zu Aufnahmen nach Maui fliegen und hatte keine Babysitterin gefunden, und aus irgendeinem Grund konnten ihre Eltern nicht einspringen. Ich steckte mitten in einem Prozess und war zu Hause, musste aber unbedingt arbeiten, also packte ich Scottie mit einem Stück Seife in die Badewanne. Ich wartete ab, was passieren würde. Sie planschte herum und wollte das Wasser trinken, aber dann entdeckte sie die Seife und griff danach. Die Seife glitt ihr aus der Hand, also versuchte sie es noch einmal, mit einem verblüfften Ausdruck auf dem kleinen Gesichtchen, und ich ging leise hinaus auf den Flur, wo ich mir meinen Arbeitsplatz eingerichtet hatte, mit einem Babyfon. Ich hörte sie lachen, deshalb wusste ich, dass sie nicht am Ertrinken war. Ob das immer noch klappen würde? Könnte ich sie wieder in die Badewanne setzen, mit einem glitschigen Stück Irish-Spring-Seife?
    »Gut, fahren wir an den Strand«, schlage ich vor. »Würde Mom mit dir in den Club gehen?«
    »Ja, klar. Wohin sonst?«
    »Dann machen wir das. Nachdem du mit Mom geredet hast. Anschließend schauen wir bei der Krankenschwester vorbei, dann kurz zu Hause, und dann ab an den Strand.«
    Scottie reißt ein Foto aus ihrem Heft, zerknüllt es und wirft es in den Papierkorb. Ich wüsste gern, welches Foto sie weggeworfen hat, ob es das Bild von ihrer Mutter auf dem Bett war, das ja nicht gerade einen erfreulichen Zustand unserer Familie darstellt. »Ich wünsch mir was«, sagt Scottie. »Was wünsche ich mir?«
    Das ist eins unserer Spiele. Ab und zu nennt sie einen Ort, an dem sie jetzt lieber wäre als hier.
    »Ich wäre gern beim Zahnarzt«, verkündet sie.
    »Ich

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