Mit dem Baby durch das erste Jahr
Zeit, die ganz dem Kind gewidmet werden kann, Zeit, um sich gegenseitig besser kennenzulernen und sich aufeinander einzustellen – ein wertvoller, gesetzlich geschützter Zeitrahmen, in dem Grundlagen für eine tragfähige Beziehung zwischen Eltern und Kind gelegt werden können.
Wenn das Neugeborene über eine längere Zeit voll gestillt werden soll, dann ist die in jedem Fall notwendige Pause deutlich länger, wenn nicht der Arbeitgeber sehr flexible Arbeitszeiten, eine eigene Kinderkrippe oder die Möglichkeit, das Kind mitzubringen, zur Verfügung stellt. Während der ersten Lebensmonate des Kindes entspricht dann meist das Familienleben dem traditionellen Familienbild, aber nicht unbedingt den Vorstellungen oder Wünschen der jungen Mutter.
Schon hier wird deutlich, dass es ein Segen ist, dass der traditionelle Start einer Familie gesetzlich geschützt ist, dass es aber aufgrund von gesellschaftlichen Erwartungen für die Mutter, die möglichst schnell wieder in die Erwerbstätigkeit zurück möchte, eine Belastung sein kann.
Traditionell wird in einem großen Teil Deutschlands von der Umgebung oft noch erwartet, dass die Mutter zumindest die ersten Jahre zu Hause bei ihrem Kind bleibt. In den immer noch so genannten „neuen“ Bundesländern ist ein schneller Wiedereinstieg junger Mütter in das Berufsleben jahrzehntelang die Regel gewesen. So sind andere Familienbilder schon längst aufgrund wirtschaftlicher oder individueller Notwendigkeit Realität.
Die richtige Entscheidung finden
Wie findet man nun aber die richtige Entscheidung? Das ist besonders schwer, wenn keine eindeutigen Zwänge vorhanden sind, die Mutter also nicht sofort wieder arbeiten muss. Möchte sie gerne für einige Monate oder Jahre zu Hause bleiben oder möchte der Vater des Kindes auch einen Teil der gesetzlich möglichen Elternzeit in Anspruch nehmen und die Familien- und Erziehungsarbeit leisten? Hatte die Mutter eine so attraktive Arbeitsstelle, dass sie nicht pausieren möchte, und gibt es einen Kinderbetreuungsplatz oder eine Tagesmutter in der Nähe?
Von der sorgfältigen und ehrlichen Beantwortung dieser Fragen hängt nicht unwesentlich ab, wie zufrieden die Eltern in den kommenden Monaten sein werden. Die Chance, als Paar den eigenen Weg und die eigene Haltung zu finden und zu bestimmen, die gemeinsame Zukunft schon jetzt aktiv zu gestalten, kann zu einer Stärkung der Beziehung führen. Auch wenn es wertvoll sein kann, sich an traditionellen Familienbildern zu orientieren, Ratschläge aus der Umgebung anzuhören und abzuwägen, so ist es doch wichtig, dass die jungen Eltern oder die junge alleinerziehende Mutter den Weg wählt, den sie für richtig halten.
Auch wenn die junge Mutter im ersten Lebensjahr ihres Kindes zu Hause bleibt, muss dass nicht heißen, dass sie nur mit ihrem Säugling zu Hause sitzt. In der Zwischenzeit gibt es viele Angebote in Kirchengemeinden, über Landratsämter oder freie Initiativen, die sich an diese Zielgruppe wenden. Die veränderte Lebenssituation kann auch Freiräume für Neues eröffnen, das während der Erwerbstätigkeit so vielleicht nicht möglich war. Gesellschaftspolitisches, ehrenamtliches Engagement ist oft gemeinsam mit einem Kleinkind möglich. Warum sollte man zum Beispiel nicht zusammen mit einer alleinstehenden Seniorin aus der Nachbarschaft spazieren gehen? Auch eine geringfügige Beschäftigung oder der Besuch von Seminaren zur beruflichen Weiterbildung kann dem Elternteil, das zu Hause bleibt, die Sicherheit geben, den Kontakt zum Berufsleben nicht zu verlieren.
Aber auch in anderen Entscheidungszusammenhängen ist die junge Familie mit Traditionen konfrontiert und muss sich positionieren, wie wichtig diese für ihr eigenes Leben sind: Soll unser Kind getauft werden, wird gegebenenfalls der Name des Taufpaten als zweiter Name berücksichtigt, wird der erstgeborene Sohn nach dem Vater benannt?
Für viele Paare ist das geplante und erwartete Kind der Anlass zur Eheschließung. Während früher der Name des Vaters Familienname wurde, dann auch die Möglichkeit bestand, den Geburtsnamen der Mutter zum Familiennamen zu machen, ist es jetzt sogar möglich, dass jeder Elternteil seinen Namen behält und ein Familienname nur insofern festgelegt wird, dass diesen die gemeinsamen Kinder tragen. Das bedeutet, dass nicht mehr alle Familienmitglieder den gleichen Nachnamen tragen und eine Identifikation darüber nicht mehr so leicht möglich ist. Das ist eine Lebenssituation, die
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