Mit dem Baby durch das erste Jahr
Depression, die es nach einer Entbindung immer mal wieder geben kann, handeln könnte.
Aber auch der Vater ist besonders in diesen ersten Monaten mit eigenen Erwartungen und denen seiner Frau konfrontiert. Wie viel kann er neben der Erwerbstätigkeit noch an Kinderpflege übernehmen? Wie gut kommt er mit der intensiven Zweisamkeit zwischen Mutter und Säugling während des Stillens zurecht? Kann er die Mutter ausreichend entlasten oder fühlt er sich auch unzulänglich?
Nachdem es für Väter kaum Anlaufstellen gibt, diese Fragen mit anderen Vätern zu besprechen, ist es umso wichtiger, dass sie sich Möglichkeiten zum Austausch suchen, zum Beispiel mit anderen Vätern, die man meist über die Kontakte der Mütter kennenlernen kann.
Und das Paar sollte sich immer wieder über Erwartungen und Wünsche, aber auch über die oft sehr ambivalenten Gefühle während der ersten Lebensmonate des Kindes unterhalten. Denn neben den schönen Glücksgefühlen bewegen uns auch Ängste, wie zum Beispiel die Sorge, Erkrankungen nicht zu erkennen oder die Familie finanziell nicht ausreichend gut versorgen zu können. Auch Schuldgefühle dem Partner gegenüber, weil man nicht mehr genügend Zeit füreinander habe, oder Momente der Wut auf die belastende neue Lebenssituation sind keine Seltenheit und brauchen Raum, um wahrgenommen und verändert zu werden.
Und sollte es nicht das erste Kind sein, beeinflussen auch noch die Erwartungen der Geschwister die Familienatmosphäre. Ist es der gewünschte Bruder oder die Schwester geworden, wird das Kind als Konkurrenz erlebt oder ist der eigene Lebensraum jetzt deutlich eingeschränkt, zum Beispiel durch ein gemeinsames Kinderzimmer? Hier sind die Eltern auch noch gefordert, die älteren Kinder im Umgang mit enttäuschten Erwartungen zu begleiten – ausreichend traurig sein gehört hier genauso dazu, wie die Vorteile der unerwarteten Situation zu sehen.
Erwartungen der Umwelt
Die Erwartungen der Umwelt sowie gesellschaftliche Ideale beeinflussen nicht unwesentlich die eigenen Erwartungen. Die so genannte Traumfamilie ist aber durch viele Faktoren bedroht. Arbeitslosigkeit, Armut, Partnerprobleme, psychische oder Suchterkrankungen, Scheidung, Umzug, Mehrlingsgeburt oder eine große Kinderzahl sind wesentliche Faktoren.
Die Erwartungen sind geprägt durch die glücklichen und perfekten Hausfrauen und Mütter aus der Werbung, durch Bekannte und nicht zuletzt durch unsere eigenen Eltern. Nicht wenige junge Eltern haben zu hören bekommen, wie schnell sie als Säugling durchgeschlafen haben, dabei ist wissenschaftlich bewiesen, dass sich längere Schlafphasen bei Säuglingen erst im Alter von etwa 3 Monaten entwickeln. In der Öffentlichkeit wird immer noch ein Mythos der perfekten Mutter gepflegt, die Familie, Hausarbeit und möglichst noch Erwerbstätigkeit problemlos miteinander vereinbaren kann. Die „gute Mutter“ wird schnell in Frage gestellt, wenn das Kind sehr unruhig ist und häufig schreit.
Etwa 60 Prozent der
Mütter fühlen sich zumindest zeitweise in der Betreuung des Kindes überfordert.
(Marie-Meierhofer-Institut,
www.mmizuerich.ch )
Es hilft, sich immer wieder bewusst zu machen, dass jedes Kind einzigartig ist mit allen seinen Stärken und Schwächen. Und wenn das Kind den Eltern den Alltag schwer macht, dann ist es umso wichtiger, sich immer wieder vor Augen zu führen, was das Schöne an der neuen Lebenssituation ist.
Besonders intensiv müssen sich alleinerziehende junge Mütter mit den Erwartungen der Umwelt auseinandersetzen, da sie nicht nur den Umgang mit dem Kind, sondern ihre ganze Lebenssituation rechtfertigen müssen. Typische Rollenerwartungen fallen hier weg, die Mutter ist für alles zuständig und muss darüber hinaus vielleicht auch noch ihre eigene Enttäuschung über eine missglückte Beziehung bewältigen. Für sie ist es besonders wichtig, Kontakt zu anderen Betroffenen zu pflegen. Alleinerziehende sollten gut auf Anzeichen von Erschöpfung und großer Belastung achten und versuchen, sich Inseln der Erholung zu schaffen, zum Beispiel zumindest 10 Minuten am Tag ein schönes Buch zu lesen. Darüber hinaus kann es eine große Hilfe sein, sich an eine Selbsthilfegruppe Alleinerziehender zu wenden, die in der Regel umfangreiche Informationen über mögliche behördliche Unterstützung, städtische oder kirchliche Beratungsstellen oder entlastende Betreuungsangebote bieten.
Hilfe und Informationen beim Bundesverband alleinerziehender Mütter und
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