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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Grant
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“Harvey sagte, dass die Liegegebühr bis Sonntag bezahlt sei, also muss Charlotte wiederkommen.”
    Als Kent sich aufrichtete, fürchtete sie sich plötzlich aus unerklärlichem Grund vor ihm.
    “Wer ist Harvey?” fuhr er sie unnötig heftig an.
    “Mein… Sie lieben sich.” Aber mit dem Wort Liebe weiß dieser Mann mit den kaltblickenden Augen sicher nichts anzufangen, ging es Angela durch den Kopf. “Sie können den Füller wieder wegstecken, Mr. Ferguson. Charlotte wird am Sonntag wieder hier sein.
    Wahrscheinlich ist sie nur weggefahren, weil sie in Ruhe nachdenken möchte.”
    “Charlotte denkt nicht, sondern handelt einfach.”
    “Im Gegensatz zu Ihnen. Sie haben nämlich kein Herz, sondern bei ihnen regiert nur der Verstand”, stieß sie hervor.
    Die Bugwelle eines vorbeifahrendes Motorbootes brachte die “Misfit” ins Schlingern. Kent griff nach einem Stahlbügel über sich und hielt sich daran fest. “Wollen Sie das Geld haben oder nicht?”
    Angela nagte unschlüssig an der Unterlippe. Harvey war felsenfest davon überzeugt, dass Charlotte zurückkommen würde. “Wie kann ich wissen, ob Sie die Wahrheit sagen?”
    Kent seufzte Ungeduldig. “Ich möchte Ihnen endlich das Geld geben. Ich bin nur der Laufbursche und soll die Probleme meiner älteren Schwester klären. Sie machen es mir wirklich schwer. Wenn Sie einen schriftlichen Beweis haben wollen - hier, genügt das?”
    Er hielt ihr das Telegramm hin, und Angela griff danach. Als sie dabei seine Hand berührte, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Hastig zog sie die Hand zurück und begann, das Telegramm zu lesen. “Sie sollen das Boot wegbringen? Charlotte ist in Seattle? In welchem Hotel ist sie untergekommen?”
    Kent zuckte die Schultern. “Sie hat das Telegramm in Seattle aufgegeben. Vielleicht ist sie inzwischen in Hongkong oder Paris. Wer weiß das schon?”
    “Sie müssten es wissen!” Wenn er um sie besorgt wäre, hätte er es herausgefunden. Sie dachte an das Wochenende in Mystery Bay, als Charlotte ihr vieles anvertraut hatte. Angela hatte keinen anderen Rat geben können, als dass sie mit Harvey darüber reden solle. Bestimmt hätte er Verständnis für sie gehabt. Wahrscheinlich war das der falsche Rat gewesen, und Charlotte war weggerannt, weil sie nicht mit Harvey darüber sprechen konnte.
    “Ich werde es wissen, wenn die ersten Rechnungen ankommen”, bemerkte Kent spöttisch.
    “Wenn Sie jetzt keinen Scheck haben wollen, schicken Sie mir die Rechnung zu.” Er zog eine Visitenkarte aus dem Lederetui und reichte sie ihr.
    Angela hätte sie am liebsten zusammengeknüllt. “Sie können nur Schecks ausschreiben und weggehen. Sie…”
    “Warum nicht?” Er lächelte flüchtig. “Ich habe die Erfahrung gemacht, dass angemessene Schecks die meisten Probleme lösen.”
    “Ich lasse mich nicht mit einem Scheck abspeisen”, erklärte sie mit Nachdruck und schob die Visitenkarte in die Hosentasche. “Auf jeden Fall können Sie das Boot noch nicht abholen lassen”, fuhr sie fort. Sie wusste, dass die “Misfit” Harveys einzige Verbindung zu Charlotte darstellte. “Ich habe an der Persenning noch einiges zu ändern, deshalb müssen Sie das Boot noch hierlassen.”
    “Die Persenning ist gut genug.”
    “Nein, sie passt noch nicht hundertprozentig. Ich muss noch ein paar Kleinigkeiten ändern.”
    “Ach, zum…” Kents Augen blitzten vor Zorn auf, und er machte drohend einen Schritt auf Angela zu.
    Sie wollte ihm ausweichen, aber da in dem engen Cockpit kaum Platz war, konnte sie sich nur an die Bordwand drücken.
    “Ich habe nicht die Absicht, handgreiflich zu werden.” Die Lider halb gesenkt, fuhr er fort:
    “Erlauben Sie bitte, ich möchte meinen Aktenkoffer aus dem Boot holen.”
    Bevor er durch den Niedergang weiter ins Bootsinnere stieg, streifte er Angelas Arm. Sie empfand die flüchtige Berührung wie einen elektrisierenden Schlag. Sekunden später kam Kent mit einem lederne n Attachekoffer in der Hand zurück. Angela hatte sich nicht von der Stelle gerührt, aber sie wünschte, sie hätte es getan. Denn im Cockpit war es eng, viel zu eng.
    Kent blieb vor ihr stehen und sah auf sie herab. Er war doch nicht ganz so groß, wie sie angenommen hatte. Es waren die breiten Schultern, die ihm ein stattliches Aussehen gaben.
    Wahrscheinlich muss er wegen dieser Schultern seine Anzüge beim Schneider anfertigen lassen, ging es ihr durch den Kopf.
    “Ich gebe zu, dass ich daran gedacht habe, Sie zu verführen,

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