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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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von ein paar weiteren Ruml pflanzen können?“
    „Sie haben keine Möglichkeit, ihn irgendwie zu beeinflussen?“ fragte Heller.
    Jason schüttelte den Kopf.
    „Ich bin nur Passagier“, sagte er zu Heller. „Ich weiß, es bestand die Hoffnung, daß eine Versuchsperson wie ich rein zufällig bei einem fremden Lebewesen eine Art geistigen Druck ausüben könnte.“
    Er lächelte einen Augenblick. „Genauso wie niemand wirklich die Angst aufgegeben hat, Kator könnte vielleicht auf subtile Weise anfangen, mich zu beherrschen. Aber ich gebe Ihnen mein Wort, keines von beidem geschieht. Es ist genauso wie damals, als ich vor Beginn des Programms Versuche mit einem anderen Menschen machte. Ich empfinde einfach das gleiche wie das Kontaktwesen. Das ist alles.“
    „Sie haben meine Frage nicht beantwortet“, sagte Thornybright.
    „Weil ich die Antwort nicht kenne. Aus irgendeinem Grund, den nur er weiß, behält er den Wurm für sich. Er denkt immer an die ‚Gründung eines Reichs’ dabei.“
    „Vielleicht hat er vor, den Wurm als eine Art Symbol zu benutzen“, sagte Dystra und sah Jason dabei von der Seite an. „Vielleicht will er einen Aufstand gegen die Familienoberhäupter anzetteln? Vielleicht will er auf dieser Heimatwelt, wie er sie nennt, eine Revolution beginnen und damit sich selbst an die Macht bringen?“
    „Nein. Nichts dergleichen.“ Jason schüttelte den Kopf. „Sie können einfach die Rumlgesellschaft nicht so sehen, wie ich sie sehe. Jede Art von Revolution ist … undenkbar. Ich meine nicht unmöglich. Ich meine …“ – wieder suchte er nach einem Wort – „… undenkbar. Die Ruml sind totale Individualisten. Die gesellschaftliche Herrschaftsstruktur bei ihnen ist instinktiver, nicht soziologischer Natur.“ Und dann wußte er plötzlich, wie er es ihnen erklären mußte. „Wenn Sie Kator jetzt hier hätten und ihm erklären könnten, was Sie unter ‚Revolution’ verstehen, würde er Sie zu guter Letzt anstarren und sagen: ‚Gegen was?’ Sehen Sie, selbst wenn ein Ruml aus einem – für einen Ruml – wahnsinnigen Grund die Macht über Leben und Tod über alle seine Mitruml gewinnen würde, hätte das für ihn nichts zu bedeuten.“
    „Hätte nichts zu bedeuten?“ wiederholte Thornybright.
    „Ich meine …“ Wieder suchte Jason nach Worten. „Die Gewalt, die er erworben hätte, wäre für die Natur eines Ruml einfach nicht wünschenswert. Was wünschenswert ist, sind Ehren – und das sind abstrakte Dinge. Zugegeben, sie nennen die Plaketten, die sie an ihrem Harnisch tragen, Ehren oder Ehrenzeichen. Aber in Wirklichkeit sind die Plaketten nichts anderes als unsere Orden – sie repräsentieren die eigentliche Ehre. Und die eigentlichen Ehren stehen in tiefer, grundlegender Art und Weise mit den Instinkten der Weiterführung und der Entwicklung der Rumlrasse in Verbindung.“
    „Damit meinen Sie also“, bohrte Thornybright, „daß diese Ehren Handlungen repräsentieren, die zu der Fortführung und der Entwicklung der Rasse beitragen?“
    „Ja …“ sagte Jason zögernd. „Aber ich möchte eigentlich nicht einfach ja sagen und es dabei bewenden lassen. Was Sie sagen, trifft zu, und dennoch – für einen Ruml bedeutet es mehr. Für einen Ruml ist an diesen Ehren etwas Religiöses, etwas zutiefst Edles und Bewegendes. Wir betrachten etwas wie, sagen wir, die Kongreßehrenmedaille, als etwas, das im Grunde wenig Beziehung zu dem Menschen hat, der sie erwarb. Aber für den Ruml ist irgendwie der Mensch – entschuldigen Sie, ich sollte wohl sagen, das ‚Individuum’, aber sie sehen sich genauso als ‚Menschen’, wie wir es tun –, ist der Mann oder der Mensch gleichbedeutend mit der Ehre. Es ist also, als würde die Verleihung der Ehre lediglich etwas anerkennen, das schon seit dem Augenblick seiner Geburt in ihm war.“
    Er sah sie an, sah sie alle an, und hatte dabei das hilflose Gefühl, daß er ihren Geist hinter ihren menschlichen Gesichtern einfach nicht erreichte. Selbst Mele sah ihn ohne echtes Verständnis an.
    „Jemand, dem die Kongreßmedaille verliehen wurde …“ sagte Jason. „Wir wären natürlich schockiert, aber würden es nicht als unmöglich betrachten, daß jemand, dem man sie verliehen hat, sich später als Feigling, als Dieb, als Mörder erweist … Bei einem Ruml könnte so etwas einfach gar nicht geschehen. Wenn ein Mensch – ein Individuum – dort eine Ehre als tapfere Person empfängt, kann es einfach nicht geschehen, daß sich zu

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