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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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du etwas hinzuzufügen – insbesondere was den Tod deines Partners auf dem Aufklärer angeht?“
    „Es ging so schnell“, sagte Jason. „Gerade kämpfte ich noch um mein Leben – und da war er schon weg. Und die innere Tür der Luftschleuse hatte sich hinter ihm geschlossen. Ich konnte sie nicht rechtzeitig gegen den Innenluftdruck des Schiffes öffnen, um ihn daran zu hindern, die Außentür zu öffnen.“
    „In der Tat!“ sagte einer der anderen Inspektoren. Ein Unterton von Respekt klang in seiner Stimme mit, ein Tribut an die kühle Art und Weise, in der Kator geantwortet hatte. Für jemand, der erst zwei Jahre erwachsen war, war es eine Leistung, so gut zu antworten.
    „Junger Mann, wenn du so weitermachst, ist es durchaus möglich, daß du ein geachtetes Leben vollendest.“
    Kator beugte den Kopf, um sich für das Kompliment zu bedanken. Er sah, daß der Inspektor, der gerade gesprochen hatte, die Plakette der Hakenpartei trug – ebenso wie er selbst und alle Brutogasi. Der Vorsitzende Inspektor, ebenso wie der andere, trug das Emblem der Stäbe. Plötzlich wurde Jason klar, daß vielleicht der ganze Ausschuß ihm seine Anerkennung hatte ausdrücken wollen – aber das war den Stäben natürlich nicht möglich. Jason glühte innerlich, und seine Lungen füllten sich mit Feuer.
    „Sofern es also keine anderen Fragen gibt“, meinte der Vorsitzende Inspektor, „wollen wir dich nicht länger aufhalten. Man wird dich rufen, das Untersuchungszentrum zu unterstützen, falls sich in bezug auf das Artefakt irgendwelche Fragen ergeben sollten.“
    Jason neigte erneut den Kopf, ging zur Tür und nach draußen. Dort reichte ihm die Ordonnanz das kurze zeremonielle Schwert, das sie für ihn gehalten hatte, und Jason befestigte es wieder an seinem Harnisch. Die Ordonnanz war nicht besonders respektvoll gewesen, aber Jason nahm das oberste Geldstück von seinem Gurt und gab dem Mann trotzdem ein Trinkgeld.
    „Mögest du ein Reich gründen“, sagte die Ordonnanz und verbeugte sich.
    Der arme Teufel hatte keine Ahnung. Jason ging hinaus und nahm in der Kabinenbahn Platz, die in die Innenstadt und zum Schloß der Brutogas führte. Der Weg über die mit Muscheln gepflasterte Straße zum Schloß war kurz, und viele ältere Frauen, die keine Kinder mehr bekommen konnten, arbeiteten in Gruppen und harkten die Muscheln. Die Muschelfragmente glitzerten im blauweißen Licht der punktgroßen Sonne, die jetzt über den Dächern des westlichen Stadtviertels hing. Die kleinen Schmuckteiche, die den Weg säumten, waren mit kristallklarem, blauem Wasser gefüllt, welches ebenfalls glitzerte wie Ehrenfassungen für die Kristalle, die in der Mitte des kreisförmig, oval oder sonstwie geformten Teiches wuchsen.
    Die Frauen sangen bei der Arbeit – die Hauslieder und die Lieder der Reichsgründer. Wie schön war doch die Stadt seines Volkes, dachte Jason, wenn die Morgensonne darauf ruhte und wenn die Frauen sangen. Er bückte sich, um aus einem der künstlichen Teiche neben dem Weg zu trinken. Er war so breit wie sein ausgestreckter Arm, und das Wasser hätte ihm etwa bis zur Hüfte gereicht. Ein rubinfarbener Kristall leuchtete ihm aus seiner Fassung von weißen Fliesen unter dem Wasser entgegen. In dem klaren Wasser glitzerte er wie ein riesiges Ehrenzeichen.
    „Schatten sei mit mir, Wasser sei mit mir, Kraft sei mit mir“, flüsterte Jason, hob die triefenden Schnurrbarthaare aus dem Wasser und stand wieder auf.
    In der Nähe harkte eine einzelne Frau. Dem Alter nach hätte sie Jasons Mutter sein können, aber das war unwahrscheinlich. Jasons Mutter befand sich zweifellos noch im Palast der Brutogasi. Er mußte einmal in den Akten nachsehen. Er hatte schon immer vorgehabt, sich um diese Sache zu kümmern. Ein ehrenwerter Mann sollte die Frau kennen, die ihn geboren und sieben Jahre lang schlafend in ihrem Beutel getragen hatte.
    Ein Impuls – vielleicht hatte der Glücksfaktor ihn ausgelöst – veranlaßte Jason, eine Münze vom Gürtel zu nehmen.
    „Singst du mir ein Lied, fruchtbare Frau?“ fragte er. „Das Lied von der Gründung des Reichs der Brutogas?“
    Sie nahm die Münze, stützte sich auf ihren Rechen und sang. Ihre Stimme war hoch und süß. Sie war älter, als er gedacht hatte. Sie sang jetzt, wie der Brutogas mit der Expedition zum dritten Planeten des zweiten Systems, das er sich unterworfen hatte, ausgezogen war. Jener Planet, der voll von Dschungeln und giftigen Meeren gewesen war, hatte vorher schon

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