Mit den Augen der Fremden
irgendeinem späteren Zeitpunkt erweist, daß er irgend etwas anderes als tapfer ist. Es ist in der ganzen bekannten Geschichte dieser Rasse nie passiert und könnte nie passieren. Und selbst wenn es passierte, könnte es nicht passieren. Wenn es sich erweisen sollte, daß er ein Feigling wäre, so wäre er nur scheinbar ein Feigling.“
„Sie meinen, sie würden es nicht glauben können, selbst wenn es wahr wäre?“ fragte Dystra.
„Ich meine, es wäre nicht wahr. Er würde einfach …“ Er sah sich um, hilflos. „Er wäre einfach kein Feigling.“
„Was bewirkt es denn, daß keine Fehler passieren?“ wollte Thornybright wissen. „Was verhindert denn, daß ein Feigling ein Ehrenzeichen für Tapferkeit erhält, einfach durch einen bürokratischen Fehler?“
„Der Empfänger würde es nicht annehmen, wenn es nicht zu ihm paßte“, sagte Jason. „Aber es würde gar nicht so weit kommen. Lange vor der Verleihung eines Ehrenzeichens würde es dem Verleihenden und dem Empfänger klarwerden, ob es verdient ist oder nicht.“
„Die Ruml können also keine Fehler machen?“ fragte Thornybright.
Die Augen des Psychologen waren scharf und starrten Jason an, als wollten sie ihn durchbohren.
„Sie können Fehler machen, aber … das ist eine Sache des Instinkts, ich sage es Ihnen doch!“ sagte Jason. „In Fragen der Ehre irren sie sich nie. Nie, sage ich!“
Thornybright lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Ich schlage vor, daß wir dieses Projekt jetzt den Regierungsbehörden übertragen“, sagte er. „Der Fremdkontakt hält den mit dem Mechanismus infizierten Wurm fest, und unsere einzige menschliche Kontaktperson leidet unter der Last einer zu großen Verantwortung, wenn er diese fremden Wesen uns gegenüber interpretieren soll. Und inzwischen werden diese Ruml in ihrem ‚Untersuchungszentrum’ jeden Tag mehr über uns aus diesem Köder deduzieren, und das trotz all der Vorsichtsmaßregeln, die wir ergriffen haben. Wir haben nicht das Recht, allein die Verantwortung des Kontakts mit einer möglicherweise feindlichen Rasse zu tragen.“
„Ich unterstütze den Antrag“, sagte Jules Warbow, jenes Ausschußmitglied, das neben ihm saß.
„Diskussion?“ fragte Thornybright und sah sich am Tisch um.
„Ich bin einfach dagegen, das ist alles“, sagte Jason. „Ich kann Ihnen das einfach noch nicht erklären, ebensowenig wie ich die Ehren oder die Gründung eines Reichs erklären kann. Aber ich gebe Ihnen mein Wort, als von dem Fall betroffene Versuchsperson, daß wir die Kontrolle über dieses Projekt noch eine Weile behalten sollten.“
Sie stimmten ab. Wie zuvor ging die Abstimmung wieder vier zu vier aus, und Jason sorgte mit seiner Stimme dafür, daß die Behörden noch nicht informiert wurden.
Dann wurde die Sitzung vertagt.
Die Ausschußmitglieder kehrten in ihr eigenes geschäftiges Leben außerhalb der Wände des Stiftungsgebäudes zurück. Jason folgte Mele in ihr kleines Büro und nahm auf einem Stuhl Platz, während sie ihre Schreibmaschine zu sich heranzog und sich anschickte, das Protokoll der Sitzung zu schreiben.
„Die können das nicht einfach abtun und zu den Akten legen“, sagte Jason mit etwas schiefer Miene.
„Sie können den Gedanken nicht loswerden, daß ich unter die Kontrolle von Kators Bewußtsein geraten und auf diese Weise zu einem Monstrum werden könnte, wie man es in den Science Fiction-Filmen im Fernsehen sieht. Das ist es, was hinter der Opposition steht. Nur bei Tim Thornybright ist das nicht so. Er hat weder vor Mensch noch Monstrum Angst. Aber er möchte, daß das Projekt in die Hände der Regierung kommt und zehnmal so groß wird, wie es jetzt ist.“
Er sah Mele an.
„Mele“, meinte er, „du glaubst doch nicht etwa, daß ich im Begriff bin, unter die Kontrolle eines fremden Bewußtseins zu geraten, oder?“
Sie hatte gerade mit dem Schreiben beginnen wollen, die Hände bereits über dem Tastenfeld der Maschine. Jetzt ließ sie sie sinken und sah ihn über den Schreibtisch hinweg an. Sie atmete tief.
„Nein“, sagte sie. „Aber ich glaube, daß du unrecht hast, Jason.“
„Unrecht?“ Er starrte sie verblüfft an.
„Unrecht, indem du deine Stimme immer wieder so abgibst, damit das Patt gebrochen wird und das Projekt in den Händen der Stiftung bleibt“, sagte sie. Ihre braunen Augen blickten ihn fast hart an.
„Du bist zu vorsichtig, zu konservativ. Dieses Projekt braucht jetzt die Mittel und die Möglichkeiten, die eine Organisation
Weitere Kostenlose Bücher