Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
meisten Leute trainierten im Turnsaal. Aber als er die siebte Tür öffnete, sah er einen Mann auf einer Pritsche liegen und lesen.
    Der Mann sprang sofort auf und salutierte. Jason starrte ihn an.
    „Bela!“ sagte er. Es war sein Zweitvetter unter den Brutogasi.
    „Ich stand zur Wahl“, sagte Bela. Sie sahen einander an, und Jason verspürte eine Aufwallung von Zuneigung zu diesem vertrauten Mitglied seiner eigenen Familie. Aber bei dem Rangunterschied, der zwischen ihnen herrschte, und den besonders strengen Bordvorschriften, konnte er diese Zuneigung natürlich nicht zum Ausdruck bringen.
    „Schön, daß du bei uns bist“, sagte Jason und ging hinaus. Er schloß die Tür sorgfältig. Von allen Mitgliedern der Mannschaft sollte gerade Bela nicht im Schlaf angegriffen werden – so wie der arme Aton Mutteronkel von seinem Partner angegriffen worden war.
    Jason ging in sein eigenes Quartier zurück. Dort hatte er den Wurm in seinem Plastikwürfel auf einen kleinen Tisch neben ein Modell des Artefakts gestellt. Er legte die Schiffsschlüssel daneben und kauerte davor nieder. Er spürte, wie der Zufallsfaktor ihn wie ein mächtiges Licht von innen heraus erleuchtete. Und in diesem Schein umfaßte seine Hingabe Bela, Aton, der gewesen war, diese Mannschaft, seine Familie und alle Ruml. Und von der Ekstase seines Traumes hingerissen, sank Jason auf dem Boden zusammen.
    In den paar Tagen darauf sprang das Schiff in einem Sprung in den etwa drei Lichtjahre umfassenden Bereich, in dem den Berechnungen zufolge der Planet der Verhüllten Leute sein mußte. Es gab nur zwei mögliche Sternsysteme in dieser Gegend – und beide glichen sich darin, daß ihre Sonnen kleine gelbe Sterne waren und daß beide mehr als ein halbes Dutzend planetarer Körper besaßen, die sie umkreisten – das konnte man magnetometrisch erkennen.
    Nur ein Planet des näheren Systems bot die Möglichkeit zur Entwicklung einer Rasse, die in irgendeiner Weise der der Ruml ähnlich war. Auf Anweisung des Schlüsselträgers wurde dieser Planet untersucht und als unbewohnt und auch unbewohnbar befunden – er besaß nämlich kein Wasser. Alle Unternehmungsergebnisse wurden gründlich aufgezeichnet und dokumentiert für den Fall, daß die spätere wissenschaftliche Entwicklung zu einer Möglichkeit führen sollte, auch solche Welten für Ruml-Kolonisten bewohnbar zu machen. Und dann sprang das Schiff in die nahe Umgebung der anderen Sonne mit ihrem möglichen System bewohnbarer Welten.
    Am Ende dieses Sprunges summte das Signal des Kapitäns. Jason, der sich zu diesem Zeitpunkt in seiner Kajüte befand, meldete sich über das Bordfernsehen.
    „Es hat einen Streit zwischen zwei der Männer gegeben“, sagte das Gesicht des Kapitäns am Bildschirm.
    „Ich komme sofort“, sagte Jason und sprang auf. „Ruft die Mannschaft im Turnsaal zusammen.“
    Als er im Turnsaal eintraf, warteten die Männer in zwei Reihen. Zwischen den beiden Reihen standen die beiden Raufbolde und vor ihnen der Kapitän mit einem tragbaren Tisch, der vor ihm aufgebaut war. Auf dem Tisch lagen Papiere – die Akten der in aller Eile bereits durchgeführten Untersuchung.
    Jason trat neben den Kapitän und blickte über den Tisch hinweg die beiden Männer an, die gekämpft hatten. Sein Magen verkrampfte sich. Einer der beiden war Bela.
    „Die Papiere?“ fragte er und wandte sich damit dem Kapitän zu.
    „Hier, Ehrenwerter.“ Der Kapitän gab ihm die Papiere, die bereits auf dem Tisch gelegen hatten. Jason las. Die beiden Kämpfer waren Bela und einer der Antoniti. Keiner hatte das Recht der Aussageverweigerung beansprucht. Beide hatten in aller Offenheit berichtet, und die Aussagen stimmten überein. Der Antoniti war zu dem Schluß gekommen, daß Bela die Arbeit des Antoniti an Bord des Schiffes für nicht gründlich genug hielt. Deshalb hatte der Antoniti Bela angegriffen, ohne zuerst eine Herausforderung abzuwarten. Bela hatte sich gewehrt.
    Jasons Magenmuskeln lockerten sich. Bela hatte ganz offensichtlich keine andere Wahl gehabt. Einmal angegriffen, konnte er in Ehren nichts anderes tun als kämpfen, selbst wenn er sich normalerweise zurückgehalten hätte. Man mußte ganz einfach den Antoniti verurteilen und Bela von der Schuld freisprechen.
    Aber gerade als er eben das sagen wollte, kam Jason eine Idee. Eine so plötzliche und so zweckmäßige Idee, daß sie nur dem Zufallsfaktor entsprungen sein konnte, der überhaupt dazu geführt hatte, daß Bela in den Kampf verwickelt

Weitere Kostenlose Bücher