Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
mit Hurrag erfolgreich hatte überstehen lassen.
    „Ich befehle euch“, sagte er noch lauter, „das Wort zu beachten, das ich gerade benutzt habe – das Wort ‚perfekt’. Ich habe mich einer perfekten Expedition hingegeben. Und ich erinnere euch an die Schriften des Morahnpa, Führer der ersten Expedition, die die Heimatwelt je ausgeschickt hat. Der Morahnpa schrieb damals: ‚Wenn alle Dinge perfekt erledigt werden, wie kann dann ein Fehler oder ein Versagen sich in eine Operation einschleichen, in der die Dinge so durchgeführt werden?’ Eine ähnliche Hingabe erwarte ich von euch allen.“
    Er wandte sich vom Bildschirm ab und sah den Kapitän an, der neben ihm stand. Dessen Augen ruhten auf ihm.
    „Schlüsselträger“, sagte der Kapitän. „Ihr seid noch nie Schlüsselträger auf einer Reise gewesen?“
    „Das weißt du“, sagte Jason.
    „Ich bin auf dreizehn Reisen Kapitän gewesen“, sagte der Kapitän, „und ich habe einiges über die Männer auf den Schiffen gelernt, ob das Schiff sich nun auf einer Expedition oder einer anderen Reise befindet. Es gibt zwei Arten, wie man Männer kommandieren und erwarten kann, daß sie gehorchen. Man kann als Mann kommandieren – dann werden sie einem auch als Mann gehorchen, das heißt nicht perfekt, aber verläßlich. Oder man kann als Gründer kommandieren, und sie werden einem blind und bis zum Tod und ohne Frage folgen. Aber als Mann kann man Fehler machen. Als Gründer nicht.“
    „Ich folge dorthin“, sagte Jason, „wo der Zufallsfaktor mich hinführt.“
    „Wenn Ihr in Euren Befehlen und Handlungen Anspruch auf den Zufallsfaktor erhebt“, sagte der Kapitän, „gibt es keine Alternative. Ihr wißt das selbst, Schlüsselträger. Einer, der sich in seinen Handlungen auf den Zufallsfaktor beruft und später versagt, muß vernichtet werden; wenn die Erfahrung versagt, so mag man erneut einen Versuch wagen und beim zweitenmal Erfolg haben. Aber es kann kein zweites Mal geben, wenn die Rasse sich aus ihren besten Mitgliedern entwickeln soll.“
    „Das weiß ich“, sagte Jason. „Ich habe es gewußt, als ich das fremde Artefakt erblickte.“
    Der Kapitän neigte den Kopf. „Ist es dann ein Mann oder ein Gründer, den wir als Schlüsselträger haben?“ fragte er. „Ich habe das Recht, das zu wissen – und die Mannschaft wird es zu gegebener Zeit erfahren.“
    Jason sah den Älteren voll an.
    „Ein Gründer“, sagte er.
    Das Gesicht des Kapitäns war ohne jeden Ausdruck. Wieder neigte er den Kopf.
    „Ehrenwerter“, sagte er, „darf ich mich jetzt um meine Pflichten kümmern?“
    „Ja“, sagte Jason.
    Und der Kapitän wandte sich den Instrumenten zu, die alle Wände der Steuerzentrale bedeckten.
    Jason drehte sich um und verließ die Zentrale. Er ging durch die Korridore des Schiffs und inspizierte alles. Als Schlüsselträger gehörte es zu seiner Aufgabe, sich zu vergewissern, daß sie Schlösser stets unversehrt waren. Es durfte an Bord keine unehrenwerten Handlungen geben, keine Kämpfe, keine Verbrechen, die ungelöst blieben, weil jemand sich geschickt an den Schlössern zu schaffen gemacht und damit die Sicherheit der Besatzung beeinträchtigt hatte. Die Mitglieder dieser Expedition waren natürlich sorgfältig ausgewählt, und allesamt waren sie Männer von großer Ehre. Verbrechen und unehrenhafte Handlungen waren daher beinahe undenkbar. Aber was Kämpfe anging – in einem Ruml konnte keine Ehre stecken, wenn er kein Selbstbewußtsein besaß. Und wo viele Männer auf engem Raum zusammengedrängt leben, mußte es zwangsläufig Konflikte geben.
    Die wenigen Mitglieder der Mannschaft, denen er begegnete, salutierten und wandten sich dann wieder ihrer Arbeit zu. Das Schiff war voll besetzt, jeder Posten mit drei Mann, und deshalb hatte nur der dritte Teil von ihnen im Augenblick Dienst. Jason untersuchte die Turnhalle, den Frachtraum im unteren Teil des Schiffs und die Konstruktionsabteilung der Werkzeugmaschinen, die den Mittelteil des Schiffs außerhalb der Mannschaftsquartiere einnahmen. Schließlich ging er die beiden Korridore hinunter, an denen die Mannschaftsquartiere lagen, und überprüfte dort sämtliche Schlösser.
    Jeweils nach vier oder fünf Türen schloß er willkürlich eine auf, um seine Schlüssel zu überprüfen. Wenn ein Schlüsselträger dies tat, so war dies keine Verletzung des Privatlebens und des Schutzes, den jedes Mannschaftsmitglied genoß. Hinter den ersten sechs oder acht Türen fand er niemanden. Die

Weitere Kostenlose Bücher