Mit den Augen der Fremden
einzuschalten. Außerdem hatte er seine eigenen Pläne.
Die hatte Jason auch. Im Körper des Ruml rissen ihn Kators Gefühle und seine Vorstellung mit. In seinem eigenen Körper, jetzt nicht nur von dem Ausschuß, sondern auch von Swenson, Coth, dem Mann von den Vereinten Nationen und ihren Helfern umgeben, versuchte er, alles andere von sich fernzuhalten, was nicht unmittelbar mit der Aufzeichnung seiner Erlebnisse als Kator und mit seinem Versuch, eben diese Erlebnisse zu begreifen, zu tun hatte.
Insgeheim hatte er sein ursprüngliches Selbstvertrauen zu einem Teil verloren. Das war einer der Gründe, weshalb er wütend geworden war, als er seine Tür aufgesperrt und später Swenson und die anderen oben vorgefunden hatte. Swenson und die anderen befanden sich in dem Glauben, daß Jason der Beherrschung durch Kators fremde Persönlichkeit anheimfallen konnte – wenn nicht sogar schon anheimgefallen war. Und eine solche Beherrschung würde ebenso phantastisch wie schierer Aberglaube sein.
Aber Jason selbst war nicht mehr so sicher, daß es unmöglich war.
Doch das behielt er für sich. Es hatte von Anfang an eine Seite in Kators Wesen gegeben, die er den Ausschußmitgliedern oder irgendeinem anderen Beobachter auf der Erde einfach nicht verdeutlichen konnte. Das war der ganze Bereich von Kators Gefühlen als Ruml.
Es begann mit Kators Stolz auf sich selbst als Mitglied der Rumlrasse – ein Stolz, der dem unbewußten und unausgesprochenen Gefühl der Überlegenheit in einem Menschen vergleichbar war, wenn er sich im Geist mit einem Tier verglich. Aber es reichte weiter – viel weiter als das … in einen Bereich der Rumlrassenpersönlichkeit hinein, für den es kein menschliches Äquivalent gab. Und es war völlig unbewußt. Die Ruml kleideten es selbst unter sich nicht in Worte.
Als Rasse unterstellten sie einfach gewisse Dinge. Und zwar Dinge, die kein Mensch sich vorstellen, geschweige denn für selbstverständlich halten würde.
Wo menschliches Denken und Empfinden einen Widerhall in den Ruml fand, bestand keine Gefahr, daß Jason durch den Kontakt gestört werden könnte. Aber in diesem anderen, diesem wahrlich fremden Bereich … Jason spürte die ersten Regungen von Angst. Zum erstenmal gestand er sich selbst, daß Kator, ohne auch nur von Jasons Anwesenheit zu wissen, einfach durch seine Existenz in der Lage sein könnte, gewisse menschliche Elemente in Jason anzugreifen und zu zerstören. Es könnte sein, daß Kators Persönlichkeit Jasons Persönlichkeit unbewußt infizieren und erobern würde.
Das Duell war es, das Jason schließlich zu diesem Schluß gebracht hatte. Bis dahin hatte er sich der Wahrheit angenähert, ohne sie zu sehen, so wie man vielleicht einen Berghang hinaufgeht, ohne zu erkennen, daß man sich bereits auf den unteren Hügeln befindet. Der wesentliche Unterschied zwischen den Menschen und den Ruml war etwas, das Jason von Anfang an in einer Art und Weise begriffen hatte, die niemand anderer nachvollziehen konnte. Dennoch, so dachte er jetzt, bestand die Möglichkeit, daß er einen Irrweg beschritten hatte. Er hatte erkannt, wie anders die Ruml waren – aber selbst er hatte diesen Unterschied als etwas angesehen, wie es zum Beispiel zwischen einem Menschen und einem intelligenten Schwarzbären bestehen könnte.
Er hatte vergessen, daß dort, wo Intelligenz war, auch eine historische Entwicklung, eine Kultur, ja sogar eine Seele sein mußten.
Sowohl der Mensch als auch der Ruml waren so beschaffen, daß sie bereit waren, für bestimmte Inhalte zu kämpfen, ja auch zu sterben. Was aber, wenn diese Inhalte nicht mittelbar waren?
Was, wenn sie einander diametral entgegengesetzt waren?
Mensch und Ruml würden in gegenseitiger Vernichtung aufeinander losgehen, beide völlig von ihrem Recht überzeugt, beide von dem innerlichen Zwang beseelt, ohne Kompromiß bis zum Tode zu kämpfen – und das wegen eines Unterschieds einer unbewußten Meinung, die sie weder sich selbst noch anderen gegenüber in Worten zum Ausdruck bringen konnten.
Und es gab auf beiden Seiten nur eine Person, die dieses Armageddon zweier Rassen abwenden konnte. Jason. Wenn es ihm nur gelänge, irgendwo in den Büchern oder den Fachzeitschriften, in denen er suchte, für diesen unbewußten Bereich einen für beide Seiten verständlichen Begriff zu finden. Etwas, das nicht menschlich und nicht rumlisch war, aber etwas, das beide erkennen konnten … Etwas im Bereich der Biologie, das beide Rassen begreifen
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