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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Wellen, dort, wo die Leine in das Wasser eindrang.
    „Aha“, sagte er, ohne zu wissen, was Forellen waren. „Gibt es hier welche?“
    „Nun“, antwortete er, „man weiß nie, was man fängt. Bist du von hier aus der Gegend?“
    „Nein“, sagte er.
    „Stadt?“ fragte er.
    „Ja“, sagte er. Er dachte an die planetenweite Stadt der Heimatwelt. Ja, er war aus einer Stadt.
    „Wo geht’s denn hin?“
    „Oh …“ – er hatte sich das noch auf dem Mond zurechtgelegt – „… ich dachte, ich geh’ zu den Gebäuden dort hinten und suche eine große Straße und vielleicht ein Fahrzeug zur nächsten Stadt.“
    „Dann geh nur weiter“, sagte er zu seinem kleinen, geduckten Ich. „Ich würde dir den Weg zeigen, aber ich muß fischen. Du kannst es ohnehin nicht verfehlen.“
    „Danke. Und viel Glück mit deiner Jagd im Wasser hier.“
    „Danke, Freund.“
    Der Impuls kam tief aus seinem Inneren. Er hatte recht gehabt – er hatte recht gehabt. Aber er hatte Kator von Angesicht zu Angesicht als er selbst entgegentreten müssen, um die beiden Persönlichkeiten übereinanderzulegen, wie Ausschnitte aus einem Stück Pappe. Jetzt hatte er es getan, und die Überlappung war zu deutlich und ausgeprägt. Und dann sagte er zu der kleinen, geduckten Gestalt mit dem rasierten Gesicht. „Wir sind uns sehr ähnlich – mehr als du glaubst.“
    Er starrte sich an, vermochte das Gehörte nicht zu begreifen. Was der Eingeborene gesagt hatte, klang vernünftig, war es aber nicht. Es schien, daß der Eingeborene sich auf etwas bezog, was er für selbstverständlich hielt, etwas, das er jedoch in ihrer Unterhaltung vorher nicht erwähnt hatte.
    „Ja“, sagte er und beschloß, die unbegreifliche Bemerkung einfach zu ignorieren. „Ich muß jetzt weiter.“ Als er sich gerade abwenden wollte, bewegte ihn ein seltsames Gefühl. Vielleicht war es ein Impuls des Zufallsfaktors. Der Eingeborene hatte ihn verblüfft – es würde nicht schaden, den Eingeborenen auch zu verblüffen. Und wenn der andere unruhig wurde, so trug er immerhin Handwaffen bei sich, mit denen er ihn schnell und geräuschlos töten konnte. „Vielleicht“, sagte er, von diesem seltsamen Impuls beflügelt, „vielleicht kannst du mir sagen – bin ich hier unter Freunden?“
    „Ja“, sagte der Eingeborene. „Du bist hier unter Freunden.“
    Sein Magen zog sich zusammen. Zweifellos war es der Zufallsfaktor, der ihn veranlaßt hatte, so zu sprechen – und den Eingeborenen veranlaßt hatte, auf höfliche, ehrenwerte Rumlart zu antworten. Vielleicht wollte ihm der Zufallsfaktor damit zeigen, daß diese Eingeborenen seines künftigen Reiches nicht ohne Ehre waren, wie er früher befürchtet hatte, als die Berichte der Sammler darauf hinwiesen, daß sie keine Waffen besaßen und sich nicht duellierten. Dankbarkeit stieg in ihm auf. Er hob in grüßender Art, in der Art der Eingeborenen, die Hand und sprach still für sich einen Segen für diese fremde Eingeborenengestalt, die ihn nie verstanden hätte, selbst wenn er ihn laut ausgesprochen hätte – lagen doch so viele Jahrtausende Rumlgeschichte dahinter.
    „Wasser sei mit dir, Schatten sei mit dir, Frieden sei mit dir …“
    Und ohne den Blick vom Wasser abzuwenden, hob der Eingeborene die Hand – gerade als hätte er ihn gehört.
    Und Jason drehte sich in seinen schwerfälligen Hüllen um und ging in dem Rumlkörper Kators auf die Fabrik zu.
    Der Feldweg beschrieb einen kleinen Bogen. Dann stand er vor dem breiten Drahttor, wo die Straße auf dem Fabrikgelände in die Tiefe führte. Das Tor war verschlossen und abgesperrt. Jason in Kators Körper sah sich um, erblickte niemanden und nahm einen Silberkegel aus der Tasche. Er berührte damit das Schloß. Es gab eine kleine Rauchwolke, und das Tor senkte sich nach innen. Er schob sich durch, schloß das Tor hinter sich und ging auf das Gebäude mit dem Liftschacht zu.
    Auch die Tür dieses Gebäudes war versperrt. Wieder sah Jason sich um, aber die Bewacher der verlassenen Fabrik schienen nicht auf ihn zu achten. Jason hielt das kegelförmige Objekt an das Schloß einer kleinen Tür, die in das große Tor eingelassen war, und schlüpfte hinein.
    Dahinter war eine große freie Fläche. Offensichtlich parkten hier die Lastwagen, wenn sie Vorräte und Material abluden, die dann auf einem Förderband, breit genug, um auch große Kisten aufzunehmen, nach unten gebracht wurden. Das Band führte durch ein wirres Durcheinander dunkler, schlafender Maschinen im

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