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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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nächtliche Finsternis des Planeten unter ihm.
    Er erreichte den Planeten in dem Augenblick, als die Sonne hinter dem östlichen Horizont hervortrat. Die frische Kühle der Morgendämmerung lag in der Luft. Er tarnte sein Schiff, so daß es wie ein Gebüsch aussah. Dann betrat er zum erstenmal den Boden der fremden Welt.
    Die fremdartige, geruchlose Atmosphäre des Planeten stieg ihm in die Nase. Er blickte gegen die aufgehende Sonne und sah ein paar Bäume und ein baufälliges Gebäude, das sich schwarz vor der roten Halbkugel der Morgensonne abzeichnete. Er schlug einen Viertelkreis und ging auf die verlassene Fabrik der Eingeborenen zu, die die unterirdische Anlage bedeckte.
    Nicht weit von seinem Schiff erreichte er den Feldweg, der an ein paar Farmhäusern vorbei zu dem verlassenen Fabrikkomplex führte, der vor ihm am Horizont aufragte wie ein monströses Durcheinander von ein paar riesigen Schachteln. Die Angewohnheit der Verhüllten Leute, ihre Bauwerke in atemberaubende Höhen zu führen (selbst kleine Wohnhäuser erreichten die Höhe von drei Stockwerken, wie zu Hause ein Familienpalast), sorgte dafür, daß er sein Ziel von dem Augenblick an sah, da er das Schiff verließ. Er schritt weiter, und zu seiner Linken stieg die Sonne höher, enorm groß und rötlichgelb. Nach einer Weile erreichte er eine Holzbrücke, die über einen kleinen Bach führte. Die Ufer des Baches waren von wildwachsender Vegetation überwuchert. Niemand hatte versucht, das Ufer zu begradigen oder zu Ehren der lebengebenden Flüssigkeit, die er spendete, zu verschönern. Die Brücke selbst war ein primitives Bauwerk, auf dem seine Schritte hohl hallten. Er empfand etwas wie Erleichterung, als er das primitive Bauwerk am anderen Ende verließ und wieder den festen Boden des Feldwegs unter sich hatte.
    „Früh auf den Beinen, was?“ sagte eine Eingeborenenstimme nur ein oder zwei Meter neben der Brücke.
    Jason wirbelte wie ein Fechter herum und sah – sich selbst.
     

 
18
     
    Kator stand da und starrte den Eingeborenen an. Er starrte eine Gestalt an, die am abschüssigen Bachufer hinter der Brücke saß.
    Jason starrte sich selbst an. Er selbst starrte sich selbst an.
    Ein Behälter mit brennender Vegetation hing an seinem Mund, und Rauch kräuselte daraus hervor. Er war in eine blaue Beinbedeckung eingehüllt, und sein Oberkörper steckte in einer abgewetzten, mit Ärmeln versehenen Hülle aus Leder. Seine pelzlosen Hände hielten einen langen Stab aus eingeborener Vegetation über die Wasser des Baches. Am Ende des Stabes hing eine Leine, die in das Wasser hinunterreichte. Die Lippen in seinem pelzlosen Gesicht verzogen sich nach Art der Eingeborenen nach oben, in einer Art, die nicht Aufregung oder Wut, sondern Freundlichkeit bedeutet.
    Aber er selbst stand gegenüber am Ende der Brücke. Da war etwas gleichzeitig Tapferes und Klägliches an der kleinen Gestalt, die er vom Bachufer aus ansah. Kein menschliches Wesen hätte sich auch nur einen Augenblick durch sein Aussehen täuschen lassen. Die Kleider, die er trug, waren primitiv und falsch verschlossen. Und die Gestalt, die sich in ihnen versteckte, stand gebückt da wie Groucho Marx in den alten Filmkomödien Anfang der dreißiger Jahre. Das rasierte Gesicht wirkte ohne seinen Pelz und ohne den Bart wie das eines Kindes, und das ganze Wesen war höchstens einen Meter fünfzig groß.
    Für Jason war es phantastisch, gleichzeitig einen Meter fünfzig und einen Kopf größer zu sein. Geduckt dazustehen und im gleichen Augenblick aufrecht dazusitzen. Über seinen eigenen Anblick zu erschrecken und über seinen eigenen Anblick Mitleid zu empfinden … Jasons Betrachtungsweise sprang von seinem menschlichen Körper in den Kators, von seinem Katorkörper in den Jasons … in seinen Katorgeist … in seinen Jasongeist. Er war Jason. Er war Kator. Er war Jason-Kator oder Kator-Jason … Jason … Ka-tor-Jator-Jaskatoron … er war beide. Die Persönlichkeiten verschwammen ineinander. Glichen sich an. Gingen ineinander auf. Er taumelte.
    „Bist du krank?“ fragte er sich selbst. Vielleicht war es ein Eingeborener, der von einer Krankheit infiziert war, für die seine Rasse anfällig war.
    „Nein“, sagte er und fing sich wieder. „Was machst du hier? Kleiner Spaziergang?“
    „Ja“, sagte er und fragte sich gleichzeitig, ob der Eingeborene seinen Akzent bemerkte. „Du angelst?“
    „Forellen“, antwortete er und bewegte seine Rute. Ein kleines, buntes Etwas hüpfte auf den

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