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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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lassen würde. Wegen meines einmaligen und besonderen Werts für die Rasse der Ruml stelle ich vor dieser Versammlung daher den Antrag, daß in meinem Fall besondere Schritte unternommen werden.“
    „Was für besondere Schritte, Schlüsselträger?“
    „Ich möchte darauf hinweisen“, sagte Jason, „daß, ebenso wie die Verhüllten Leute für uns neu und ungewohnt sind, auch das ehrenwerte Verhalten ihnen gegenüber neu sein kann – ebenso wie die Wichtigkeit des Wissens, das ich besitze. Deshalb bitte ich, daß diese Versammlung nicht sofort nach Entgegennahme meines Berichts handeln möge, gleichgültig, wie eindeutig auch die ehrenwerten Schritte scheinen mögen. Ich bitte vielmehr, daß diese Versammlung die nächsten Schritte wenigstens um einen Tag hinauszögern möge, um an diesem Tag zu beraten, ob die eindeutig vorgeschriebenen ehrenwerten Schritte tatsächlich ehrenwert sind und ergriffen werden sollen oder ob vielleicht neue Schritte von bisher noch nicht geahnter Art eher angezeigt sind.“
    Als Jason geendet hatte, herrschte Schweigen.
    „Schlüsselträger“, sagte der Vorsitzende nach einer Weile, „das ist ungewöhnlich. Ich möchte klarstellen – Ihr verlangt, daß diese Versammlung sich jeder Handlung Euch gegenüber enthalte, jeder Entscheidung darüber, ob Eure Handlungen ehrenwert oder nicht ehrenwert waren, daß sie keinerlei Entscheidung über Belohnung oder Vergeltung treffe? Gleichgültig, wie klar uns die Sache auch erscheinen mag.“
    „Nur für einen Tag“, sagte Jason. „Ich wünsche, daß Ihr einen Tag wartet und Euch Euer Urteil einen Tag überlegt.“
    Wieder Schweigen.
    „Wünscht jemand unter den Ratsherren Einwände vorzubringen?“ fragte der Vorsitzende dann. Keine Stimme wurde laut.
    „Gut“, sagte der Vorsitzende. „Eine Verzögerung von einem Tag kann keine Bedeutung haben, wenn es eine Frage der Ehre ist, da alle Fragen der Ehre für einen ehrenwerten Mann klar sein müssen. Euer Wunsch sei Euch gewährt, Schlüsselträger. Wollt Ihr uns jetzt Euren Bericht geben?“
    „Ja, ehrenwerte Ratsherren, und Dank“, sagte Jason und neigte den Kopf. „Ich glaube, ich brauche nicht mehr zu sagen, als zu wiederholen, daß die Verhüllten Leute für uns etwas Neues darstellen und daher vielleicht auch ein neues ehrenwertes Verhalten unsererseits erfordern. Und jetzt will ich meine zusätzliche Aufnahme zeigen.“
    Jason trat zur Seite und griff an seinen Harnisch. „Ihr habt gesehen“, sagte er, „wie ich den Wächtern der Verhüllten Leute entkam und zum Schiff der Expedition zurückkehrte, wo ich die ganze Mannschaft tot vorfand. Da sie mich für tot hielten und da die Rückkehr zur Heimatwelt ohne die Schlüssel des Schiffs und ohne den Schlüsselträger unmöglich war, hatten sie Selbstmord begangen – wie es nach den gegebenen Umständen für sie ehrenwert war. Ich hatte sie, wie Ihr wahrscheinlich schon vermutet habt, durch einen Trick zu diesem Verhalten veranlaßt, um der einzige zu sein, der mit dem Wissen um die Verhüllten Leute heimkehrte, der einzige, der zur Kolonialisierung ihrer Welt angesichts ihres Widerstands fähig sein würde …“
    Er hielt inne und blickte zu der Versammlung auf, um seine Worte zu unterstreichen.
    „Wie es“, sagte er, „für mich nach den vorliegenden Umständen ehrenhaft war. Für einen Mann, der sich verpflichtet hat, sein Reich zu gründen, sind alle Handlungen, die zu seinem Erfolg beitragen, ehrenhaft. Oder nicht?“
    „Doch, das sind sie“, antwortete die Stimme des Vorsitzenden der Versammlung.
    „Als ich jedoch“, sagte Jason langsam und besorgt, „an Bord des Schiffes war und den Heimatkurs programmiert hatte, betrachtete ich das, was in meinem Recorder war, bis zu dem Augenblick meines Sturzes in der Fabrik der Eingeborenen und darüber hinaus. Und was ich da sah, veranlaßte mich, meinen Ehrgeiz aufzugeben …“
    „Aufzugeben?“ Ein halbes Dutzend Stimmen rief es gleichzeitig aus. „Schlüsselträger! Ein Mann kann seinen Ehrgeiz nicht aufgeben, sobald er einmal begonnen hat, ein Reich zu gründen!“ Das war die Stimme des Vorsitzenden, die sich klar und deutlich von den anderen abhob.
    „Ich weiß“, sagte Kator. Sein Gesicht verzerrte sich vor Angst. „Laßt mich meine Gründe zeigen. Ihr habt gesehen, was mein Recorder bis zu meinem Sturz in der Fabrik aufnahm. Laßt mich jetzt zeigen, was ich nachher in meinem Recorder fand. Diese Aufnahme war es, die mich nicht nur veranlaßte, mein Ziel

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