Mit dir, fuer immer
sie für ihren Vater hielt, der sie aber nie als seine Tochter betrachtet hatte. Trotzdem hatte sie nach seinem Tod das Gefühl, dass mit Boone der glücklichste Teil ihres Lebens gestorben war.
Jetzt wollte sie endgültig Klarheit in ihre Beziehung zu Boone bringen und herausfinden, ob er ihr Vater gewesen war. Lou, ihr Agent, war blass geworden, als sie sich ein Jahr freigenommen hatte, um ihre Vergangenheit aufzuarbeiten.
Dieser Laden war alles, was ihr von Boone geblieben war. Sie konnte ihn nicht an Rio verkaufen - noch nicht. Und sie konnte Llewlyn-House und Boones Grab nicht besuchen.
Noch nicht.
Paloma betrachtete ihre schlanken Finger. Ihre Konzerttour neen hatten sie von finanziellen Sorgen befreit. Nun wollte sie sich ein neues Leben schaffen. Schon seit Monaten hatte sie nur noch aus Gewohnheit weitergemacht. Ihren Auftritten hatte das Feuer gefehlt. Aber das hatte nur sie gespürt. Früher hatten die Stürme der Leidenschaft, die in ihr tobten, der Musik gegolten und ihre Karriere angefeuert. Jetzt brauchte sie Ruhe.
Zuerst wollte sie die Angelegenheit mit dem Laden klären und die Musik so lange beiseite schieben, bis sie wusste, wer sie war und was sie wollte.
War sie Boones Tochter?
Wieso hatte er sich nicht zu ihr bekannt?
Diese Fragen ließen sie nicht mehr los.
Paloma blickte zu den schneebedeckten Rocky Mountains und verwünschte Rio Blaylock.
Er hatte sie herausgefordert, sich ihren geheimen Ängsten zu stellen.
Als sein schwarzer Pick-up vor dem Laden hielt, lächelte Palo ma. Sie freute sich schon darauf, es diesem Mann heimzuzahlen.
Wenig später betrat Rio das kleine Büro mit dem alten gusseisernen Ofen. Er nahm seinen Stetson ab und zog grimmig die Augenbrauen zusammen, als er Paloma sah.
Sie ließ sich davon nicht beeindrucken. „Ich hoffe, ich habe Sie bei nichts Wichtigem gestört", sagte sie anzüglich.
„Nein, haben Sie nicht", antwortete er gefährlich leise und zog die wattierte Jacke aus.
Darunter trug er ein altes rot kariertes Arbeitshemd. Rio warf die Jacke auf einen wackligen Stuhl, und Paloma gefiel es gar nicht, wie aufregend sie seinen breiten Rücken fand, als Rio sich umdrehte. Lässig schenkte er sich Kaffee aus der alten Kanne auf dem Ofen ein und sah sie wieder an.
„Vermutlich sind Sie aus unerfreulichen Gründen hier", sagte er.
„Unerfreulich für Sie oder für mich?" Beinahe tat er Paloma Leid. Aber nur beinahe. Sie fand, Rio Blaylock war sich seiner zu sicher. In dieser Umgebung sah er aus wie ein Trapper aus den Bergen, der sich in dem alten Handelsposten mit Waren eindecken wollte.
Er war unrasiert. Nichts an ihm wirkte sanft und ansprechend. Sein Auftreten erinnerte sie daran, wie er den Bus einfach verlassen hatte, nachdem er ihr ihre Ängste vorgehalten hatte.
Und nachdem er ihre Hand geküsst hatte. Die Intimität, die er sich damit herausgenommen hatte, würde sie ihm nicht verzeihen.
„Halten Sie mich nicht hin. Nennen Sie mir den Preis, ich schreibe einen Scheck aus, und Sie können wieder verschwinden." Rio zog sein Scheckbuch aus der Brusttasche und warf es auf den zerkratzten alten Schreibtisch.
Paloma lehnte sich lässig zurück, um ihrer Antwort mehr Wir kung zu verschaffen. „Ich bleibe, und ich verkaufe nicht. Aus meiner Hälfte des Ladens könnte man eine tolle Country-Boutique machen."
Hinter der angelehnten Tür schnappte Pueblo hörbar nach Luft. Also zeigten ihre Worte wenigstens bei einem Mann Wirkung. Unter Rios kaltem Lächeln hätte sie beinahe gefröstelt.
Aber eben nur beinahe.
„Vermutlich finden Sie das sehr witzig."
„Ich bleibe, Partner", erklärte Paloma heiter und stand auf. „Sorgen Sie dafür, dass die Fotos von den Mädchen aus dem Waschraum verschwinden, ja? Und dass er ordentlich geputzt wird. Bis wir umbauen, wären meine Kundinnen nicht sonderlich zufrieden, wenn im Waschraum alles mit einer grauen Staub schicht überzogen ist. Wir sehen uns. Hey, Pueblo!"
rief sie dann. „Ich stelle meine Maschine im Lagerschuppen ab, bis ich vom Berg herunterkomme."
Rio hielt sie am Arm fest. „Von welchem Berg?" fragte er schroff. „Es besteht Lawinengefahr, Lady, und es gibt wie in jedem Frühjahr Überschwemmungen. Ich möchte Sie nicht aus einer Tonne Schnee ausgraben müssen."
„Habe ich Sie um Hilfe gebeten?" gab sie zurück.
„Wo wollen Sie wohnen?"
„In Boones Berghütte. Ich kenne den Weg." Wenn Paloma als Kind dort oben mit Boone gewesen war, hatte sie sich immer sicher gefühlt. Nun,
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