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Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Titel: Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Schmieder
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geschickt. Alles ist ruhig.
    Nach fünf Minuten erinnert sich der alkoholisierte Freund – nennen wir ihn von nun an Prügler – , dass seine Freundin angerempelt worden ist, und beschließt, sie nochmals zu rächen. Er will zurück in die Kneipe, stürmt auf seine Freunde am Eingang zu und schlägt wild um sich. Er trifft seinen großen Bruder und verpasst ihm einen Cut unter dem linken Auge.
    Mit den Augen eines Boxers, der zu oft getroffen worden ist, wendet er sich nun mir zu. Seine Halsschlagader steht kurz vor der Eruption, seine Muskeln sind angespannt, dass das Hemd zu zerreißen droht. Fehlt nur noch, dass er grün anläuft, dann hätte er sich komplett von Dr. Bruce Banner in Hulk verwandelt. Er will mir einen Schwinger verpassen – trifft aber nur den rechten Oberarm.
    Was würdest du machen, wenn ein Freund angegriffen wird?
    Uli Hoeneß hat eine Rede gehalten anlässlich des Todes von Dominik Brunner, der 2011 versucht hatte, Kinder vor einer Bande von Schlägern zu beschützen, und deshalb gestorben war. Hoeneß sagte: »Ein Mann, der Kindern helfen wollte, die beraubt werden sollten, wurde von brutalen Schlägern zu Tode gebracht. Es war schockierend, dass viele Passanten dieses Drama miterlebt und nicht aktiv eingegriffen haben. Wir alle können in derartige Situationen kommen, und dann wären wir froh, wenn jemand wie Dominik Brunner helfen würde. Deshalb ist er für uns ein Vorbild für Zivilcourage und praktizierte Nächstenliebe. Wir verneigen uns vor einem Menschen, der sein Leben gegeben hat, um andere, in dem Fall Kinder, zu schützen.«
    Einer meiner Freunde, der aufgrund seiner Statur »Mugel« (für halb Mensch, halb Kugel) genannt wird, bringt den Prügler für einige Sekunden unter Kontrolle. Dann sieht er kurz weg – und fängt sich einen Schwinger, der ihn umfallen lässt, als wäre er ein Baum in der kanadischen Wildnis, der gerade von der Axt eines 120-Kilo-Holzfällers den finalen Hieb verpasst bekommen hat. Er fällt gegen eine Hauswand und schlägt sich seinen Kopf auf.
    Nach zehn Minuten drücken die beiden Ein-Mann-Naturgewalten den Prügler zu Boden. Dann kommen Polizei und Notarzt.
    Zusammenfassung: Team B hat sich nach einer kurzen Rangelei verabschiedet, während Team A sich selbst ausgelöscht hat.
    Die Statistik für den Prügler:
    – Feinde verletzt: null.
    – Freunde verletzt: zwei
    Die beiden Polizisten sehen sich kurz um, dann schicken sie alle nach Hause. Mugel und Prüglers Bruder werden in den Krankenwagen gebracht. Der Polizist sagt: »Gehen Sie nach Hause, und schlafen Sie Ihren Rausch aus!«
    Ich würde gerne wissen, ob ich Mugel und den Bruder des Prüglers bald aus dem Krankenhaus abholen kann. Antwort des Polizisten: »Das geht Sie überhaupt nichts an.« Dann sagt er zu seinem Kollegen, dass es an der Zeit sei zu fahren. Ich habe während meines Projekts zahlreiche Polizisten kennengelernt: Die meisten waren überaus kompetent, freundlich und hilfsbereit. Mir ist klar geworden, dass viele einen schwierigen und gefährlichen Job haben, sich für ihre Mitmenschen einsetzen und sich stets am Rande der Belastungsgrenze bewegen.
    Diese beiden waren einfach nur arrogant.
    Ich bin kurz versucht, dem Polizisten ganz ehrlich zu sagen, was ich von ihm halte, doch ich erinnere mich, dass es bei diesem Projekt nicht darum geht, 40 Tage nicht zu lügen, sondern ein Jahr lang das Gesetz zu befolgen.
    Im Krankenhaus versichern Mugel und der Bruder des Prüglers, dass sie hingefallen seien – doch der Arzt erwidert sofort: »Solche Wunden kommen nicht vom Fallen, sondern von Schlägen!« Das vermerkt er auch in seinem Bericht.
    Und nun? Alles wieder gut?
    In der Zeitung zwei Tage später steht nichts von der Schlägerei, sondern nur von der Ruhestörung, die von einem Nachbarn der Kneipe angezeigt wurde, dazu ein Bericht darüber, dass die Polizei einen torkelnden Mann hatte nach Hause bringen müssen. Die Schlägerei ist nie passiert.
    Wissen gegen den Knast
    Es gibt keine »Beamtenbelei-
digung« – es macht keinen Unter-
schied, ob der Beleidigte ein
Beamter ist oder nicht. (§185 StGB)
    Im zweiten Teil seiner Rede führt Uli Hoeneß aus: »Wir alle in der Gesellschaft sind aufgerufen, da nicht still zu sein. Wir müssen uns alle gegen Gewalt wehren und vor allen Dingen gegen das Wegsehen. Wir müssen uns solidarisieren in der Gemeinschaft, dass solche Leute nicht noch ermuntert werden, dass ihnen nichts passieren kann.«
    Mugel, der immer noch eine ansehnliche

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