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Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Titel: Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Schmieder
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Antrag auf Cupcakes.
    Aber auch auf dem Blatt mit der Überschrift »Vermisst kein Mensch!« stehen viele Dinge. Also haben wir weggeschmissen, verkauft, verschenkt und verliehen. Fast 500 Kilogramm.
    Wir haben die Frage beantwortet: »Was brauchst du wirklich?«
    Unsere Antwort: Eigentlich nur ein paar Dinge – und natürlich Schatzkiste, den Lego-R2-D2 und einen Basketball. Und Cupcakes.

Kapitel 35
Generation Zuseher
    Zu Beginn des Films Fight Club fragt Brad Pitt seinen Freund Edward Norton: »Was weißt du über dich, wenn du dich noch nie geprügelt hast?« Dann fordert er ihn auf: »Ich will, dass du mich so hart schlägst, wie du nur kannst.« Sowohl der Film als auch das Buch von Chuck Palahniuk sind Klassiker – vor allem deshalb, weil Palahniuk es geschafft hat, dass Männer wieder Bücher lesen.
    Du musst dich mindestens ein Mal im Leben geprügelt haben.
    Nun saust die Faust an meinem Gesicht vorbei und trifft den rechten Oberarm. Das Adrenalin lindert den Schmerz, doch es kommt bereits eine zweite Faust angerauscht. Der Kopf schnellt nach hinten, der Kiefer knackst, mindestens zwei Zähne wackeln. Einer meiner Freunde steht an der Hauswand mit einer stark blutenden Platzwunde unter dem linken Auge, ein anderer fällt um, als hätte ihm Mike Tyson einen linken Haken verpasst. Zwei meiner Freunde, jeder von ihnen für sich eine Ein-Mann-Naturgewalt, stürzen sich auf den Initiator dieser Schlägerei, einen menschgewordenen Baumstamm.
    Was weißt du über dich selbst, wenn du dich nie geprügelt hast?
    Wissen gegen den Knast
    Wer bei gemeiner Gefahr nicht
Hilfe leistet, der kann mit einer
Freiheitsstrafe bestraft werden.
(§ 323 StGB)
    Auf diesem Platz findet eine der skurrilsten Schlägereien statt, an denen ich jemals beteiligt war, weil es eigentlich nur eine Mannschaft gibt, die sich gerade selbst eliminiert. Die anderen stehen herum und grinsen. Hin und wieder feuert einer an.
    Was man über sich und die Welt weiß, wenn man sich prügelt: Es gibt immer Leute, die gerne zusehen.
    In diesem Fall gibt es einen Initiator der Schlägerei, zwei Helfer – und vier Leute, die eingreifen. Dazu 15 Zuseher draußen und noch einmal zehn Zuseher, die sich in einer Kneipe eingeschlossen haben und durch das Fenster gaffen. Könnte sein, dass diese Aufteilung recht repräsentativ ist dafür, wie es zugeht in Deutschland.
    Unserer Gesellschaft wird immer wieder vorgeworfen, dass die Menschen wegsehen würden. Dass uns die Probleme anderer nicht interessieren. Dass wir einfach weitergehen. Warum entstehen nach Autounfällen regelmäßig Staus? Natürlich sind wir schockiert. Aber wir sehen nicht weg.
    Was weißt du über dich, wenn du dein Leben lang nur Zuschauer bist?
    Beantworte diese Frage ehrlich für dich selbst: Wenn in der U-Bahn ein Mädchen von vier Schlägern angegriffen wird, würdest du eingreifen?
    Vor diesem Abend war meine Antwort: Ich hätte viel zu viel Angst um mein eigenes Leben, um mich einzumischen. Ich würde vielleicht rufen, dass sie aufhören sollen. Aber bei einer ernsthaften Konfrontation wäre ich wohl zu feige, um wirklich etwas zu unternehmen.
    Es ist der erste Weihnachtsfeiertag, andere Menschen besuchen an diesem Tag Freunde und Familie, sie singen Lieder und tauschen Geschenke. In meinem Freundeskreis wird Beerpong gespielt, eine Mischung aus Basketball, Tischtennis und Saufgelage. Es ist das Spiel der Generation Dorian Gray, deren Vertreter die Peter-Pan-Pille geschluckt haben und mit 32 Jahren immer noch pubertär sein müssen. Beim Beerpong wirft man Tischtennisbälle in mit Bier gefüllte Plastikbecher und trinkt diese anschließend aus. Es gibt Weltmeisterschaften in dieser Sportart, in der es letztlich nur darum geht, alle Teilnehmer betrunken zu machen.
    Das Turnier ist gerade vorbei, als sich ein Rudel bildet. Offensichtlich hat ein alkoholisierter Spieler einen anderen alkoholisierten Spieler angerempelt, der gegen die alkoholisierte Freundin eines alkoholisierten Spielers getorkelt war. Der alkoholisierte Partner glaubt, seine alkoholisierte Freundin am besten dadurch zu verteidigen und zu rächen, indem er Rempler und Gerempeltem einen Schwinger verpasst. Sein alkoholisierter Bruder hilft ihm.
    Innerhalb von einer Minute ist der Streit vorbei, weil Team A (alkoholisierter Freund, alkoholisierter Bruder und alkoholisierte Freundin) und Team B (Rempler und Angerempelter) sofort getrennt werden. Team A wird nach draußen geleitet, Team B durch den Hinterausgang nach Hause

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