Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Titel: Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Schmieder
Vom Netzwerk:
Dosis Nikotin verzichten würden. Auch diese Frage ist unzulässig, der Vermieter kann einem das Rauchen nicht verbieten.
    Es gibt noch mehr Volksweisheiten, die in etwa so wahr sind wie Politikeraussagen in Talkshows. Viele glauben, dass es vollkommen genügen würde, dem Vermieter drei mögliche Nachmieter zu präsentieren, um rasch aus dem Mietvertrag herauszukommen. Wer eine Nachmieterklausel vereinbart hat, der muss nur einen zumutbaren Nachmieter stellen. Ohne die Klausel allerdings kann er eine ganze Schiffsladung an Nachmietern anschleppen – es wird nur in Härtefällen (Job in einer anderen Stadt, Nachwuchs) funktionieren.
    Auch die Annahme, fünf Mal Grillen pro Jahr sei einem gesetzlich zugesichert, ist vollkommener Quatsch. Das Grillen darf komplett untersagt werden, wenn es eine erhebliche Belastung für die Nachbarn darstellt – die Nachbarn dürfen gar die Miete mindern, wenn der Vermieter nicht dafür sorgt, dass die Belästigung aufhört.
    (Un-)Wichtiges Wissen
    Wenn sich ein Garagentor nur mit
erheblicher Geräuschentwick-
lung öffnen lässt, darf die Garage
nachts nicht benutzt werden.
Wer zwischen 22 und 6 Uhr nach
Hause kommt, muss sein Auto
im Freien stehen lassen.
    Man kann als Mieter jedoch Spaß haben, wenn man sich mit den Gesetzen des Mietens und Wohnens auskennt. Da meine Familie zu den eher langweiligen Mietern gehört und wir in einem der harmonischsten Häuser dieses Planeten wohnen, veranstalten wir den Spaß im Mehrfamilienhaus, in dem mein Freund Tobias wohnt. Er ist der ideale Kandidat dafür: Er hasst seinen Vermieter, er hasst zwei seiner Nachbarn – und er ist sich sicher, dass er vom Vermieter und den Nachbarn ebenso gehasst wird.
    Tobi ist eigentlich ein lieber Kerl, als Tier wäre er ein Bär geworden, der tagsüber gemütlich auf einem Felsen herumliegt und Honig schlürft und nachts laut schnarchend in einer Höhle schläft und von Honig träumt. Er ist immer noch Single, was vielleicht daran liegt, dass er sich tatsächlich ausschließlich von Honig ernährt und es in seiner Wohnung aussieht, als wären sämtliche Superhelden dort eingezogen: Batman-Bettwäsche, Spiderman-Bademantel, He-Man-Zahnbürste. Dazu Actionfiguren, die noch immer unausgepackt auf den Regalen herumstehen. Er ist eine Mischung aus allen männlichen Big-Bang-Theory- Charakteren zusammen. Der Mann hat einen IQ von mehr als 140, er kann einem innerhalb von zwei Minuten die Relativitätstheorie erklären und die Aufgabe des Rubik-Zauberwürfels aus jeder Stellung in höchstens 25 Zügen lösen. Er kann aber keine Frau ansprechen, weil er die meistens für »blöde Schlampen« hält. Sein Zitat, nicht meins.
    Tobi ist ein treuer Kumpel, zu Studienzeiten war er ein perfekter Begleiter, weil er Frauen gleichzeitig anzog und abstieß. Man musste ihm nur Alkohol geben und geduldig warten, dann lieferte das System Tobi genügend Frauen, um eine Demonstration für Gleichberechtigung starten zu können.
    Wir treffen uns an einem Sonntagmorgen, weil Tobi der Meinung ist, dass sich um diese Uhrzeit interessante Beobachtungen machen ließen. Ich bin um acht Uhr morgens bei ihm, er führt mich in sein Schlafzimmer und sagt: »Gerade noch pünktlich, gleich geht es los!«
    Sieben Minuten später hören wir aus der Wohnung unter uns Geräusche, bei denen ich mir sicher bin, dass eine Sau rituell abgeschlachtet wird, gleichzeitig ein brünftiger Elch röhrt und dazu noch das Treffen der Federkerninnung stattfindet. Vier Minuten später endet das Spektakel mit einem lang gezogenen Schrei der Sau und einem Röhren, das alle anderen Elche aus Bayern verjagen soll.
    »Kein Rekord«, sagt Tobi gelangweilt und notiert in seinem Notizbuch die Zeit und die Lautstärke: 66 Dezibel. Ja, er besitzt tatsächlich ein Gerät, mit dem man die Lautstärke in seinem Schlafzimmer messen kann. Und er protokolliert seit mehr als drei Monaten die Aktivitäten in der Wohnung unter ihm. »Immer sonntags ab ungefähr acht Uhr, meistens drei Mal hintereinander, hin und wieder vier Mal. Die Bestmarke liegt bei sechs Mal Koitus.«
    Er sagt wirklich Koitus.
    Ich will gerade lachen, da beginnt der zweite Akt der Schwein-Elch-Aufführung. Dauer: vier Minuten. Lautstärke: 62 Dezibel. Die dritte Runde dauert sechs Minuten und schafft 61 Dezibel, der Schlussakt bringt es innerhalb von zwei Minuten auf 63 Dezibel.
    »Ich kann am Sonntag nie ausschlafen!«
    Er zeigt mir die Tabelle der technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm mit den

Weitere Kostenlose Bücher