Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)
hört mir mal zu! Keiner will mehr in die Türkei wechseln. Früher war das alles locker: Da waren wir die Einzigen, die schön Nettogehälter bezahlt haben und denen es auch egal war, dass ein Trainer kokst und ein Spieler seine Frau betrügt. Jetzt kommt der Franzose, dann kommt der Brite – ihr macht mir den Laden kaputt. Ich verlange Ballos als Entschädigung für die letzten Jahre! Ich hab Krieg mit den anderen Vereinen in Istanbul, es geht um die Ehre.«
Alle anderen nicken verständnisvoll.
Das Telefon klingelt, Stoiber nimmt ab, er nickt kurz und legt auf.
Stoiber: »Das war ein, äh, Spielerberater aus Brasilien. Der sagt, der Ballos wäre sein Eigentum, weil dem Ballos sein Großvater damals mit dem Großonkel seines Schwippschwagers einen Vertrag gemacht hat und er seitdem 90 Prozent an Ballos besitzt. Ein seriöses brasilianisches Gericht hat das alles bestätigt! Da können wir als EU , also, da können wir nun nicht recht viel gegen unserer brasilianischen Freunde …«
Alle nicken verständnisvoll.
Ballos kommt herein, er wirkt erschöpft. Italiener winkt ihn zu sich.
Italiener: »Mein Lieber, du kannst dir jetzt schon mal den Nachtisch schnappen, wenn du weißt, was ich meine. Los geht’s!«
Ballos ab mit einer Assistentin.
Grieche: »Ich will jetzt erst einmal, dass jeder Verein 30 Millionen Euro an mich bezahlt, damit unser Verein überhaupt weiterexistieren kann. Wenn unser Verein untergeht, dann gibt es bald auch keine UEFA mehr, und dann gibt es auch keine Champions League mehr, und dann verdient ihr alle bald keinen Cent mehr.«
Alle erschrecken.
Stoiber: »Also, Herr Grieche! Ich meine, Sie können doch nicht einfach so, also, wo kommen wir denn hin, wenn Sie, und dann ohne mich, also wenn Sie einfach, das geht natürlich so nicht! EU und so.«
Alle: » EU interessiert niemanden! Hauptsache, uns geht es gut!«
Deutscher: »Die müssen alle erst einmal seriös wirtschaften!«
Italiener: »Der Deutsche nervt gerade ein bisschen!«
Alle nicken verständnisvoll.
Italiener: »Abstimmung: Wer findet, dass der Deutsche gehen muss und nichts mehr zu sagen hat?«
Alle heben die Hand. Der Deutsche blickt wütend auf Stoiber, der auch die Hand nach oben hält.
Italiener: »Und wer ist dafür, dass er all seine Geldkoffer hierlassen muss, damit wir sie unter uns aufteilen?«
Alle heben die Hand. Der Deutsche blickt wütend auf Stoiber, der auch die Hand nach oben hält. Deutscher ab.
Ballos kommt herein. Er wirkt traurig. Brite ruft Ballos zu sich.
Brite: »Hier ist dein Aktienpaket für Gazprom. Und jetzt geh nach unten in die Lobby, da warten Gazprom-Mitarbeiterinnen auf dich!«
Ballos ab.
Russe: »Ich kann es nicht mehr hören, dass alle den Namen meines Vereins falsch aussprechen. Ich habe mir die Meisterschaften von 2009 bis 2020 gekauft und damit die Teilnahme an der Champions League. Was muss ich denn zahlen, um diese blöde Königsklasse zu gewinnen?«
Brite (flüstert) : »Für ein paar Millionen bekommt man, dass kein Deutscher mehr einen Elfmeter im Finale schießen will …«
Alle lachen.
Ballos kommt herein. Er sieht ramponiert aus.
Italiener: »Was ist denn mit dem los? Der sieht ja aus wie der Putin nach dem Wahlkampf!«
Brite: »Oder nach der Tigerjagd!«
Brite und Italiener klatschen ab.
Stoiber: »Ja, will den jetzt keiner mehr kaufen?«
Alle schütteln den Kopf.
Franzose: »Braucht keiner mehr!«
Grieche: »Ich muss nicht mehr verkaufen, ich hab ja einen deutschen Geldkoffer.«
Alle: »Wir auch!«
Alle lachen.
Stoiber: »Dann sind wir ja fertig – und ganz ohne Bürokratie!«
Brite: »Halt! Haben wir denn schon vereinbart, wo die WM 2026 stattfinden wird.«
Stoiber: »Ach, Entschuldigung!« Guckt peinlich berührt. »Habe ich ja ganz vergessen. Nachtisch!«
Eine junge Frau eilt herein und verteilt Kuverts mit der Aufschrift: »Mit besten Grüßen vom Sepp aus’m Walsertal«. Alle öffnen die Kuverts.
Brite ( schwärmerisch): Südpol! Wunderbar! Da gibt’s noch keine Pipeline!«
Italiener: »Und keine Gesetze!«
Alle stehen auf, singen die EU -Hymne und dann Josef Blatters Lieblingslied: »Großer Gott, wir loben dich.«
Vorhang.
Europa, das ist eine ganz tolle Sache.
Kapitel 24
Gesetzesbrecher IV: Der Schwarzarbeiter
Ich habe kürzlich ein skurriles Gespräch mit meinem Chef geführt.
»Hallo, Stefan, hier ist meine Kündigung!«
»Wunderbar!«
»Bis später dann!«
»Super, bis dann!«
Wir geben uns die Hand, wir lachen, dann
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