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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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ändern. Was ihr Tante Hedwig auch raten würde, Liselotte war entschlossen, sich danach zu richten. Aber in ihrem tiefsten Herzen hoffte sie inbrünstig, daß es jener unbekannte und doch so geliebte Kunde sein würde, den zu erobern Tante Hedwig sie anfeuern würde.

IV

    Als Gabriele am nächsten Morgen zur Arbeit eilte, traf sie schon vor dem großen Bürohaus auf Monika. Die beiden Mädchen begrüßten einander herzlich.
    »Na, Monika«, erkundigte sich Gabriele, »wie war’s denn gestern abend, mit Karl Egon?«
    »Ach, Gaby, furchtbar war es! Einfach nicht zu beschreiben! Ich muß dir das unbedingt nachher haarklein erzählen!«
    »Ich dachte, er sei solch ein reizender Mensch?!«
    »Ist er auch... ich meine, kann er sein! Aber gestern... er hat sich einfach unmöglich benommen, sage ich dir, so etwas hast du bestimmt noch nicht erlebt!«
    »Du mußt ihn dir eben erziehen!« rief Gabriele, während sie nebeneinander die breite Treppe hinauf gingen.
    »Erziehen!? Den!? Eher traue ich mir zu, eine Bande von Halbwüchsigen zur Raison zu bringen!«
    »So schlimm ist das mit ihm?«
    »Noch schlimmer! Im Ernst, Gaby, ich bin ganz verzweifelt! Ich habe mir schon überlegt, ob ich mich nicht mal an Tante Hedwig um Rat wenden soll... was würdest du davon halten?«
    Gabriele blieb stehen und sah die Freundin mit unverhohlener Verwunderung an. »Tante Hedwig...!?«
    »Ja! Was ist denn dabei? Tausend Leute wenden sich an Tante Hedwig!«
    »Du meinst... du meinst die Tante Hedwig vom Ausblick ? Die Fragekastentante? Oh, Monika, das ist ja zum Brüllen!« Gabriele schüttelte sich vor Lachen.
    »Ich möchte wissen, was du daran so komisch findest, Gaby!« empörte sich Monika. »Nimm dich doch zusammen... da gibt es doch überhaupt nichts zu lachen!«
    »Oh, Monika, entschuldige bitte!« Gabriele rang nach Fassung und bemühte sich, ein todernstes Gesicht zu machen. »Aber... was, um Himmels willen, willst du Tante Hedwig fragen?«
    »Wie es weitergehen soll mit mir und Karl Egon! Das ist doch ganz klar!«
    »Und was soll sie dir dazu raten?«
    »Wenn ich das wüßte, brauchte ich sie ja gar nicht erst zu fragen!« erwiderte Monika ärgerlich.
    Gabriele hatte sich wieder in Trab gesetzt. »Das brauchst du so und so nicht... sie kann dir auch nur raten, deinen Karl Egon endgültig hinauszufenstern!«
    »Meinst du wirklich?«
    »Ganz bestimmt! Da wird doch nichts Rechtes draus!«
    »Aber, Gaby, das geht doch nicht!«
    »Natürlich geht das! Warum sollte es denn nicht?«
    »Weil ich ihn liebe! Ich liebe Karl Egon!«
    »Dann ist dir eben nicht zu helfen«, erklärte Gabriele nüchtern, »dann bleibt dir nichts weiter übrig, als dein Kreuz mit Fassung zu tragen!«
    Im Büro angekommen, machte Gabriele sich sofort daran, die Briefe, die ihr Herr Mensendick, ihr Vorgesetzter, noch am Abend zuvor diktiert hatte, aus dem Stenogramm zu übertragen, und kaum war sie mit dem letzten fertig, als sich die Türe öffnete und Herr Mensendick hereinschaute.
    »Fräulein Görner, bitte zum Diktat!«
    »Sofort, Herr Mensendick!« Gabriele sprang auf und griff zu Stenogrammblock und Bleistift.
    »Sind die Briefe geschrieben?«
    »Jawohl, Herr Mensendick!«
    »Dann bringen Sie sie bitte mit!«
    Gabriele ordnete die fertigen Briefe eilig in eine Unterschriftenmappe, klemmte sie sich unter den Arm und folgte Herrn Mensendick in sein Büro mit der Miene der pflichteifrigen, zuverlässigen und bescheidenen Sekretärin. Herr Mensendick war ein im Grunde gutmütiger Mensch, aber ein großer Polterer, das wußte der ganze Betrieb, und alle waren sich darüber einig, daß er hinter seinem poltrigen Auftreten nur seine empfindsame Seele zu verstecken suchte. Er war sehr leicht zu behandeln, man mußte nur den Mund halten, wenn er einmal lostobte, und Gabriele selber hatte dies bewährte Rezept bis heute stets geflissentlich befolgt.
    »Geben Sie her!« knurrte Herr Mensendick und griff nach der Unterschriftenmappe.
    Gabriele legte sie ihm aufgeschlagen auf den Schreibtisch. »Bitte sehr!«
    Herr Mensendick begann, den aufgeschraubten Füllfederhalter in der Hand, den ersten Brief durchzulesen. »Wimmelt mal wieder von Fehlern!« erklärte er.
    »Aber... wieso denn?!« wehrte sich Gabriele. »Das kann doch nicht sein!« — Sie war fest entschlossen, sich heute, laut Horoskop, nichts, aber auch gar nichts gefallen zu lassen.
    »Na, bitte... da! Schaun Sie doch! Was soll denn das heißen?« Herr Mensendick tippte auf eine bestimmte Stelle und las mit

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